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Murray,Paul

Murray,Paul

Titel: Murray,Paul Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Skippy stirbt (Teil 1)
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in die Schule.«
    Verständnisloses
Schweigen und dann: »Ich sag dir den Unterschied zwischen der Schule hier und
dem Urknall: Der besteht darin, dass es im Urknall kein Partikel gibt, das wie
Mario ist. Aber verlass dich drauf, wenn es eins gibt, dann ist es das große
Hengstpartikel, und es bumst die glücklichen Damenpartikel die ganze Nacht.«
    »Ja«,
erwidert Ruprecht ein bisschen traurig; und dann wird er still dort an seinem
Fenster, isst einen Doughnut und betrachtet die Sterne.
     
     
    Howard
the Coward - Howard Hasenherz: Ja, so nennen sie ihn. Howard
Hasenherz. Federn,
Eier auf seinem Stuhl, einmal sogar ein ganzes Tiefkühlhuhn da auf dem Pult,
verschnürt, picklig, gedemütigt.
    »Das
liegt nur daran, dass Coward sich auf Howard reimt«, meint
Halley. »Wenn du Ray heißen würdest, würden sie Gay Ray zu dir sagen. Oder aus
Mary würden sie Scary Mary machen. Die ticken einfach so. Das hat nichts zu
bedeuten.«
    »Es
bedeutet, dass sie's wissen.«
    »Du
meine Güte, Howard, ein winziger Aussetzer, und das vor so vielen Jahren. Woher
sollten die das wissen?«
    »Sie
wissen es aber.«
    »Und
wenn schon. Ich weiß, dass du kein Feigling bist. Das sind doch noch
Kinder, die können dir nicht in die Seele schauen.«
    Aber
sie irrt sich. Genau das können sie eben doch. Die Jungen - seine Schüler -
sind alt genug, um im Prinzip schon ziemlich gut zu verstehen, wie die Welt
funktioniert, aber auch jung genug, um sich ihre Urteilsfähigkeit nicht durch
so etwas wie Nachsicht oder Mitleid trüben zu lassen oder durch die Einsicht,
dass dies alles eines Tages auch ihnen passieren wird. Damit sind sie bestens
dafür gerüstet, den Apparat der Weltlichkeit, mit dem sich die Erwachsenenwelt,
verkörpert durch ihre Lehrer, umgibt, bis auf den knirschenden Grund seines
leeren Herzens zu durchschauen. Sie finden ihn erheiternd. Und die Namen, die
sie den anderen Lehrern geben, treffen mit schlafwandlerischer Sicherheit ins
Schwarze: Malco-Alko. Fettsack Johnson. Lurch.
    Howard
Hasenherz. Scheiße! Von wem weiß sie das?
    Der
Wagen springt beim dritten Versuch an und zuckelt an schwatzenden, sich mit
Kastanien bewerfenden Grüppchen von Jungen entlang zum Tor, wo sich ein
Rückstau von Autos gebildet hat, die auf eine Lücke im fließenden Verkehr
warten. Vor Jahren, an ihrem allerletzten Schultag, sind Howard und seine
Freunde noch einmal unter eben diesem Tor - über das sich im Bogen der goldene Schriftzug SEABROOK COLLEGE spannt - stehen geblieben und haben der Einrichtung,
die sie jetzt ernährt, den Stinkefinger gezeigt, bevor sie hindurchgegangen
sind, hinaus in das aufregende Panorama von Leidenschaft und Abenteuer, das
den Schauplatz für ihr Erwachsenenleben abgeben würde. Manchmal - oft sogar -
fragt er sich, ob er sich durch diese kleine Geste, in einem ansonsten gesten-
und widerspruchsfreien Leben, selbst dazu verurteilt hat, hierher
zurückzukehren und den Rest seiner Tage damit zuzubringen, dieses einzige Zeichen
der Auflehnung auszulöschen. Gott hat etwas übrig für solch plumpe Ironie.
    Er
ist jetzt an der Spitze der Schlange und setzt den rechten Blinker. Über der
Stadt sind die zerfaserten Anfänge eines Abendrots zu sehen, eine verschwenderische
Mischung aus Magenta- und Karmintönen; er sitzt da, und verspätet fallen ihm
witzige Entgegnungen ein, eine nach der anderen.
    Sag niemals nie.
    Das glaubst du.
    Besser, man heult mit den Wölfen.
    Das
Auto hinter ihm hupt, als sich eine Lücke auftut. In letzter Sekunde wechselt
Howard den Blinker und biegt nach links ab.
    Halley
telefoniert, als er heimkommt; sie schwenkt mit ihrem Stuhl herum, verdreht die
Augen und macht mit der Hand ein Blablazeichen. Die Luft ist geschwängert vom
Zigarettenrauch eines ganzen Tages, und der Aschenbecher quillt über von zerdrückten
Kippen und abgebrannten Streichhölzern. Er formt mit den Lippen ein lautloses Hi und geht ins Bad. Sein Handy
klingelt, während er sich die Hände wäscht. »Farley«, sagt er leise.
    »Howard?«
    »Ich
hab dich dreimal angerufen, wo warst du denn?«
    »Ich
musste mit meinen Neuntklässlern was für die Projektausstellung erledigen. Was
ist denn? Alles in Ordnung. Ich versteh dich kaum.«
    »Moment«
- Howard streckt den Arm aus und dreht die Dusche auf. Mit seiner normalen
Stimme sagt er: »Hör zu, es ist was sehr -«
    »Bist
du unter der Dusche?«
    »Nein,
ich steh davor.«
    »Soll
ich dich später noch mal anrufen?«
    »Nein
- hör zu, ich wollte -, mir ist vorhin was ganz

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