Murray,Paul
den«, sagt Ronan Joyce. Da dreht sich Siddartha um und sagt:
»Arschloch.«
Aber
Skippy hört sowieso nicht auf ihn. Dafür sorgt die Pille, die er nach dem
Aufwachen genommen hat. Ein schläfriges Gefühl durchzieht ihn, hüllt ihn ein
wie eine Decke. Geräusche, Bilder, Sachen, die andere sagen - alles erreicht
ihn gebrochen und verzögert; das prickelnde Wasser aus der Dusche, das auf
seinen Körper trifft, erst kalt, dann allmählich heiß, nimmt er kaum wahr, so
wenig wie hinterher die Eiseskälte in der Umkleide.
Ruprecht
und die anderen sind schon beim Essen, als er in den Speisesaal kommt. Monstro
steht hinter dem Tresen und schaufelt Rührei wie riesige Haufen ansteckender
Bakterien aus einem Stahlbottich. Das Essen im Speisesaal ist immer trostlos,
das billigste Zeug, das zu kriegen ist. Heute ist sogar der Toast verbrannt.
Geoff
ahmt tosenden Beifall nach, als er sich hinsetzt. »Ein spannender Moment, liebe
Sportfans - soeben hat sich Spitzenschwimmer Daniel Juster, direkt von seinem
harten Trainingsprogramm kommend, zu uns gesellt! Wie fühlen Sie sich heute,
Champion?«
»Schläfrig.«
Ein
Chor von Buhrufen kommt aus einer entfernten Ecke, als Muiris de Bhaldraithe,
Seabrooks größter Blogger und selbst ernannter Chef der geheimen Real IRA
Juniors, Brigade Dublin, den Raum betritt. Krrrrrrrtz,
krrrrrrrtz - Ruprecht
kratzt penibel das Verbrannte von seinem Toast.
»>Schläfrig.<
Das ist Spitzensportler Daniel >Skippy< Juster, meine Damen und Herren.«
Krrrrrrrtz, krrrrrrrtz, krrrrrrrtz, macht Ruprechts Toast. Skippy schaut
auf sein Frühstück hinab, als sei es plötzlich aus dem Nichts aufgetaucht.
»Ich
könnte auch ein Spitzensportler sein, wenn ich wollte«, wirft Mario nebenbei
ein. »Ich will nur nicht.«
»Klar,
Mario, was sonst?«, sagt Dennis.
»Du
mich auch, Hoey. Nur zu deiner Information: Diesen Sommer haben zwei
verschiedene Nationalligateams bei mir angerufen und mir eine Probezeit
angeboten.«
»Nationalliga
im Onanieren«, sagt Dennis.
»Wenn
es eine Nationalliga im Onanieren gäbe, wärst du David Beckham«, ergänzt
Niall.
Dennis
schnappt sich ein imaginäres Mikrofon und legt sich einen lahmen
südostenglischen Akzent zu: »Das Onanieren hat sich von Grund auf gewandelt,
seit ich ein Junge war, Brian. Zu meiner Zeit haben wir aus Freude an der Sache
onaniert. Tag und Nacht haben wir's gemacht, alle Kids in unserer Siedlung; auf
dem unbebauten Grundstück haben wir onaniert, gegen die Hauswand ... Ich weiß
noch, wie meine Mutter rausgekommen ist und gerufen hat: >Hör auf zu
onanieren und komm zum Abendbrot! Aus dir wird nie was, wenn du immer nur ans
Onanieren denkst!< Wir waren richtig wild aufs Onanieren. Aber die heutigen
Onanisten, denen geht's immer nur ums Geld, um Agenten und um Werbeverträge.
Manchmal hab ich Angst, das Onanieren kommt ganz aus der Mode.«
»Hey!,
Skip, wie war das Hotel am Samstag?«, will Geoff wissen. »Hattet ihr eine
Minibar?«
»Nein.«
»Einen
Whirlpool?« Krrrrrrrtz! Krrrrrrrtz! krrrrrrrtz!
»Was
soll denn das, verdammt noch mal?«, fahrt Skippy Ruprecht an.
»Verbrannter
Toast ist ein Karzinogen«, erwidert Ruprecht gelassen und schabt munter
weiter. »Ein was?«, fragt Geoff.
»Man
bekommt Krebs davon.«
»Von
Toast kriegt man Krebs?«, fragt Mario.
»Wenn
wir Krebs bekämen, wär das doch ein Schritt vorwärts für den Laden hier«, sagt
Dennis und sieht sich verdrießlich im Speisesaal um.
»Kar-zi-no-gen«,
wiederholt Geoff langsam.
Krtrrrrrrrrrrrtz, macht das Messer auf der Toastscheibe, dann packt
Skippy Ruprecht an seinem dicken Handgelenk. Ruprecht schaut überrascht auf.
»Das
nervt«, sagt Skippy verlegen.
Die
Klingel ertönt. Kartoffelkopf Tomms steht auf und klatscht in die Hände, zum
Zeichen, dass alle ihre Teller zu den Rollwagen bringen sollen. »Ich muss nur
noch schnell was aus meinem Schrank holen«, sagt Skippy zu den anderen. Es ist
8 Uhr 42, die Gänge sind voll von unausgeschlafenen Jungen in Mänteln, die es
eilig haben, in ihre Klassenzimmer zu kommen. Die Nachricht von dem
Schwimmwettkampf am Samstag hat sich herumgesprochen: Während er gegen den
Strom zur Kellertreppe geht, nicken ihm Leute, mit denen er nie ein Wort
geredet hat, anerkennend zu; andere boxen ihn in den Arm oder bleiben stehen,
um ihm zu gratulieren.
»Hey!,
klasse Leistung, Juster.«
»Mann,
ich hab von eurem Wettkampf gehört. Super, Alter.«
»Saubere
Arbeit, Juster, wann ist das Halbfinale?«
Wenn
man es gewöhnt ist, dass
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