Murray,Paul
Geoff.
»Es
ist eine Halloween-Disco für die Achtklässler aus den beiden Schulen«, sagt
Dennis. »Mein Bruder hat mir davon erzählt.«
»Eine
Disco?«, fragt Skippy.
»Das
machen sie jedes Jahr«, sagt Dennis. »Und alle kostümieren sich.«
»Ach
du Scheiße«, sagt Mario. »Super!«, findet Niall.
»Ein Ghul für jeden Jungen«, sagt Geoff
mit seiner Zombiestimme.
Den
ganzen Gang entlang machen die Jungen unter großem Hallo dieselbe Entdeckung,
sehr zum Missfallen des Automators, der sie anherrscht, sie sollten gefälligst
nicht herumtrödeln, sondern in ihre Klassenzimmer gehen, doch dann fällt ihm
ein, dass ja Mittagspause ist.
»Da
kauf ich mir besser ein paar Kondome«, sagt Mario. »Bei diesem Hop kommt man
bestimmt zum Schuss.«
»Das
wird spuk-takulär!«, sagt Geoff, immer noch mit Zombiestimme.
»Lass
den Quatsch!«, sagt Dennis.
»Juster!«
Jemand ruft nach Skippy. Es ist Howard Hasenherz, vom anderen Ende der Halle.
Was kann er von ihm wollen?
»Fragt
sich nur, wie viele Kondome ich brauche«, überlegt Mario, während Skippy
davontrottet. »Am besten kauf ich mir zwei Packungen. Sicher ist sicher.«
»Nur
zu -«
»Verdammt
noch mal, Geoff-«
»Das
wird der Hammer!«
Als
er am Abend zuvor das Büro des Automators verließ, hatte Howard nicht die
geringste Absicht gehabt, sein Versprechen zu halten und mit Daniel Juster zu
reden. Der kommissarische Direktor erteilte gern Anweisungen, aber weiter
reichte sein Interesse normalerweise nicht; wenn Howard ihm die nächsten
beiden Tage aus dem Weg ging, hatte er deshalb gute Aussichten, dass er das
Gespräch vergessen würde. Das erschien Howard, der nicht einsah, warum er sich
Extraarbeit aufladen sollte, als die beste Vorgehensweise. Doch an diesem
Morgen passierte etwas Seltsames.
Er
war am Abend lange aufgeblieben, um Strich drunter! fertigzulesen, und in seiner
heutigen Stunde in der Achten hatte er beschlossen, mit einem kurzen
Ausschnitt aus dem Buch zu beginnen, bevor er den Ersten Weltkrieg abschloss
und mit dem Osteraufstand begann. Graves' Bericht hatte kaum Ähnlichkeit mit
der trockenen Darstellung im Geschichtsbuch. Er leuchtete förmlich von Bildern
- die Skelette in den Kratern im Niemandsland, die von den Ratten abgenagt
wurden, ein Wald voller gefallener deutscher Soldaten, deren Mäntel Graves als
Decken in seinen Schützengraben bringt, das Cricketspiel Offiziere gegen
Sergeants, mit einem Dachsparren als Schläger, einem mit Bindfaden
verschnürten Lappen als Ball und einem Papageienkäfig »mit dem sauberen,
vertrockneten Kadaver eines Papageis darin« als Wicket: Jede Seite enthielt
mindestens ein nachtschwarzes Juwel.
Nachdem
er zwei, drei Minuten aus dem Buch vorgelesen hatte, fiel Howard auf, dass es
ungewöhnlich still war. Sofort wurde er misstrauisch. Seiner Erfahrung nach
konnte ein stilles Klassenzimmer zweierlei bedeuten: entweder, dass alle
eingeschlafen waren, oder dass sie eine Falle aufgestellt hatten und nun
darauf warteten, dass er hineintappte. Als er aber den Blick durch die Reihen
schweifen ließ, kamen ihm die Jungen ganz wach vor, und er entdeckte auch kein
Anzeichen für einen bevorstehenden Streich. Da dämmerte ihm, dass es sich um
die sogenannte gespannte Stille handein musste. Um seine
Überraschung zu verbergen und den Bann nicht zu brechen, las er rasch weiter.
Das
Buch fesselte die Jungen bis zum Ende der Stunde; als es klingelte, hatte
Howard das beseligende Gefühl, tatsächlich Wissen
vermittelt zu
haben. Es war ein überraschend erfüllendes und herzerwärmendes Gefühl - und
deshalb beschließt er jetzt, als er Juster erblickt, ihn herüberzurufen. Er
sieht zu, wie der Junge durch die Halle geschlurft kommt, und setzt ein
onkelhaftes Lächeln auf.
»Ich
wollte nur kurz mit dir reden«, beruhigt er ihn. »Du brauchst nicht gleich
auszuflippen.« Dabei kommt ihm in den Sinn, dass der Automator einen klugen
Schachzug gemacht hat, als er ihn bat, mit dem Jungen zu reden; mit Sicherheit
liegt er eher auf seiner Wellenlänge als ein siebzigjähriger Pater. »Ich hab
gehört, dir ist gestern in Französisch das Essen aus dem Gesicht gefallen«,
sagt er.
»Wie
bitte?«, sagt Juster.
»Dir
ist schlecht geworden. Du hast dich übergeben.« Justers Mundwinkel biegen sich
nach unten. »Ich wollte mich nur erkundigen, ob's dir wieder besser geht.«
»Ja,
Sir.«
»Ja?
Es geht dir besser?«
»Ja,
Sir.«
»Du
und Pater Green habt das Kriegsbeil begraben?« Juster nickt.
»Er
kann
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