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Murray,Paul

Murray,Paul

Titel: Murray,Paul Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Skippy stirbt (Teil 1)
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seine Nerven und sprüht schmerzhaft Funken in seinen
Fingerspitzen, Gedanken prallen aufeinander wie Autoscooter, und das Schlimmste
daran ist, er weiß nicht, warum! Er weiß nicht, was gegen die
Tür seines Gehirns drückt, er weiß nicht, warum sein Herz so schnell schlägt,
er weiß nicht, warum es so wichtig ist, dass er nicht mit Howard Hasenherz
spricht - und jetzt weiß er nicht, warum er auf einem Stuhl steht und seinen
Koffer vom Kleiderschrank wuchtet, Schubladen aufreißt und den Inhalt über die
Schulter aufs Bett wirft, Unterhosen, Socken, T-Shirts, Pullis, Laufschuhe -
    Und
dann wischt etwas draußen am Fenster vorbei.
    Im
nächsten Moment hört er Edward »Hutch« Hutchinsons Stereoanlage in voller
Lautstärke durch die Wand, obwohl Hutch zurzeit unten im Speisesaal ist. Am
Bett blinkt Skippys Radiowecker 00:00. Er setzt den Koffer ab und dreht sich
langsam zum Fenster. Das Zimmer fühlt sich wackelig und an den Rändern zerfranst
an.
    Es
ist so schnell vorbeigeflogen, dass es kaum zu sehen war; andererseits hat er
es eben doch gesehen. Als er zum Fenster geht, hört er auf einmal ein
Durcheinander von Fernsehern, Radios, plappernden Computern und Stimmen von
Jungen, die Türen öffnen und einander fragen, was los ist. Er tritt lautlos
auf, als wäre es nicht er, der da geht, denn er wagt nicht zu glauben, dass er
gesehen hat, was er glaubt gesehen zu haben; er tut sogar so, als glaube er es
gar nicht, während er das Auge an Ruprechts Fernrohr hält, als würde er sich
nur ganz nebenbei ein bisschen umsehen ...
    Aber
er sieht nur Wolken und Vögel. Überraschung! Hat er wirklich gedacht,
Außerirdische würden sich ausgerechnet diesen Moment aussuchen, um hier zu
landen? Als hätten sie den weiten Weg durchs All zurückgelegt, nur um zu retten,
was - Moment, da ist es! Aus dem Nichts taucht es in seinem Blickfeld auf und
verschwindet wieder. Hektisch sucht er den Himmel danach ab, macht Jagd darauf,
und sein Herz hämmert, als wollte es ihm aus der Brust springen. Ist das
wirklich möglich? Halluziniert er? Doch da, jetzt hat er es endlich im Okular: ein
untertassen-förmiges flugobjekt gleitet durch die Luft!
     
    Unterdessen
arbeitet Ruprecht in seinem Labor an seinem Wellen-Oszillator. Einem etwas
weniger genialen Betrachter als Ruprecht könnte das Labor ein bisschen unheimlich vorkommen, wie man auf Deutsch
sagen würde. Es ist ein vollgestopfter, fensterloser Raum tief in den
Eingeweiden des Kellergeschosses, erleuchtet von einer einzigen nackten
Glühbirne; Feuchtigkeit steigt an den Wänden hoch und tropft von der Decke, und
die Gehäuse früherer Erfindungen - des Clone-o-matic, der Wettermaschine, der
Tarnkanone und des Protectron 3000 - dämmern in den Ecken vor sich hin, jedes
von ihnen anderen Projekten zuliebe beendet und ausgeweidet, sodass sie jetzt
Opfern eines schrecklichen Apparatekriegs gleichen. Für Ruprecht ist das Labor
jedoch ein Refugium, eine Oase der Ordnung und des rationalen Denkens. Dank
der von den Computern abgestrahlten Wärme ist der Raum immer mollig warm, und
er ist so weit von allen anderen Räumlichkeiten entfernt, dass man dort zu
jeder Tages- und Nachtzeit auf seinem Horn spielen kann; sogar ein Fernseher
ist vorhanden, für den Fall, dass man den National Geographie Channel lieber
ohne »humorvolle« Kommentare Dritter über Rammler etc. anschauen möchte.
    Der
Van-Doren-Wellenoszillator ist ein von Ruprecht höchstselbst entwickeltes
METI-Instrument. Die Grundidee ist recht simpel: Der VDWO übersetzt Klänge (z.
B. das Hauptthema von Pachelbels Kanon, gespielt auf einem Horn) in das volle
Spektrum von Frequenzen, einschließlich derer, die für Menschen - aber
vielleicht nicht für Außerirdische - unhörbar sind, und sendet sie in den
Weltraum.
    »Blowjob,
wozu soll es gut sein, ein langweiliges Musikstück ins All zu schicken? Sollen
die denken, dass auf der Erde alle mindestens hundert Jahre alt sind?«
    »Tatsache
ist, dass klassische Musik sich in mehrfacher Hinsicht als
Kommunikationsmittel empfiehlt. Einerseits ist sie ein mathematisches System,
das jedes intelligente Wesen als solches erkennen wird; andererseits gestattet
sie einen Einblick in die physiologische Natur des Menschen, durch
musikalische Merkmale wie Orgelpunkt, Wiederholung, Perkussion, die auf dem
Herzschlag, der Atmung usw. beruhen. Professor Tamashi hat einen
hochinteressanten Aufsatz zu diesem Thema geschrieben.«
    »Ach
ja, der muss mir irgendwie entgangen sein.«
    Auch
beim

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