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Murray,Paul

Murray,Paul

Titel: Murray,Paul Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Skippy stirbt (Teil 1)
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Vortrag hält, zählt Skippy die zahllosen
Details auf, die er bei seinen wenigen kurzen Beobachtungen des Frisbeemädchens
gesammelt hat. Titch nimmt das Auge vom Okular, schaut nach links, einen Finger
am Kinn, runzelt die Stirn und nickt. »Hmm ...«
    In
puncto Frauen ist Titch der unangefochtene Experte. Er hat schon mehr oder
minder jedes Mädchen aufgerissen, das im Seabrook-Gebiet aufreißenswert ist,
und seine Trefferquote ist sogar noch bedeutend höher als die von
Sportskanonen wie Calvin Fleet oder Beauregard »Panzer« Fanning; es gilt als
verbürgt, dass er im Spätsommer, bei einer Party im Haus von Adam O'Brien,
richtigen Sex mit KellyAnn Doheny hatte, einer Achtklässlerin vom St. Brigid's.
Für Nichtteenager ist seine Attraktivität vielleicht schwer zu verstehen, denn
er sieht weder besonders gut aus, noch ist er besonders groß oder auch nur
witzig; sein Gesichtszüge fallen nur durch ihre Regelmäßigkeit auf, der
Gesamteindruck ist einer von Solidität und Beständigkeit, einem ruhigen Selbstbewusstsein,
wie man es beispielsweise mit einer alteingesessenen, erfolgreichen Bank in
Verbindung bringt. Aber genau das ist der springende Punkt. Ein Blick auf Titch
in seinen vorschriftsmäßigen Dubarry-Schuhen, seinem Ireland-Jersey und seiner
gepflegten Solariumsbräune, und man sieht seine ganze Zukunft vor ihm liegen:
Er wird nach der Schulzeit eine gute Stellung bekommen
(Bank/Versicherung/Unternehmensberatung), ein nettes Mädchen heiraten
(wahrscheinlich aus dem Bezirk Dublin 18), sich in einem guten Viertel (siehe
oben) niederlassen und in etwa fünfzehn Jahren, von jetzt an gerechnet, einen
Titch, Version 2.0, produzieren, der seinen Vater ab und an ein bisschen
stoffelig, aber im Grunde genommen okay findet. Die Gefahr, dass er sich jemals
drastisch ändert - etwa einer Sekte beitritt, einen Nervenzusammenbruch
erleidet oder aus heiterem Himmel das unwiderstehliche Verlangen hat, sich selbst
zu verwirklichen und eine ruinös teure und für alle seine Bekannten peinliche
Freizeitbeschäftigung wie modernen Tanz aufnimmt oder die Songs von Joni
Mitchell mit einer Stimme nachsingt, die sich nach all den Jahren als ziemlich
feminin erweist -, ist verschwindend gering. Mit einem Wort: Titch ist so
auffällig unauffällig, dass er zu einer Art Symbol für eine sozioökonomische
Schicht geworden ist. Eine Freundschaft oder sexuelle Liaison mit Titch gilt
deshalb als eine Art Selbstbestätigung, ein Normalitätsbeweis, und der ist in
diesem Alter ein hochbegehrtes Gut.
    »Also
gut«, sagt er, als Skipyy endlich atemlos seinen Lobgesang beendet. »Schwarze
Haare, mittelgroß, breiter Mund, blass. Das passt auf eine ganze Reihe Mädchen
- vielleicht Yolanda Pringle oder Mirabelle Zaoum. Wie sind denn ihre Glocken?«
    »Ihre
Glocken?«
    »Mittelklein«,
sagt Dennis vom Bett her. »Körbchengröße 65B, würde ich sagen«, sagt Mario.
    »Ah«,
sagt Skippy.
    »Aber
einen Arsch hat sie«, sagt Dennis.
    »Ja,
einen superscharfen, geilen Knackarsch«, sagt Mario. »Einen Arsch, wie ihn
kein Mann so schnell vergisst.«
    »Hmm«,
überlegt Titch, dann tritt er vom Fernrohr zurück. »Da muss ich drüber
nachdenken. Aber es sieht ja nicht so aus, als ob sie sich heute noch zeigen
wird.«
    »Nein«,
sagt Skippy niedergeschlagen.
    »Mach
dir keinen Kopf, T-Mann«, flötet Dennis fröhlich vom Bett her. »Die Kleine ist
sowieso ungefähr eine Trillion Meilen außerhalb von Skippys Liga.«
    Titch
nimmt das regungslos zur Kenntnis, dann wendet er sich wieder Skippy zu. »Ruf
mich an, wenn du sie das nächste Mal siehst«, sagt er und schlendert grußlos
aus dem Zimmer wie aus einem Aufzug voller wildfremder Menschen in einem
Kaufhaus.
    »Die
elfte Dimension ist unendlich lang, aber nur eine Winzigkeit breit«, klärt
Ruprecht Geoff und Victor auf, »vielleicht nicht mehr als einen trillionstel
Millimeter. Das heißt, sie existiert nur in einem Abstand von einem
trillionstel Millimeter von jedem Punkt in unserer dreidimensionalen Welt. Sie
ist deinem Körper näher als dein Hemd. Und auf ihrer anderen Seite - wer weiß?
Da könnte nur einen Millimeter entfernt ein anderes Universum sein, nur können
wir es nicht sehen, weil es in einer anderen Dimension ist. Es könnte eine
unendliche Anzahl von ihnen geben, die um uns herum schweben.« Seine Stimme
schwingt sich in erhabene Höhen auf. »Stellt euch vor! Eine unendlich Anzahl
von Universen, über deren Eigenschaften wir nicht mal Vermutungen anstellen
können. Mit

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