Murray,Paul
völlig anderen physikalischen Gesetzen! Geformt wie Zylinder oder
Prismen oder Doughnuts!«
»Doughnuts?«
Das Wort aktiviert eine Synapse in Geoffs Gehirn, das in den letzten paar
Minuten spielerisch die Wolken gezählt hat, die draußen vorüberwandeln.
»Warum
nicht? Oder Formen, die völlig neu sind -«
»Oder
bananenförmig«, schlägt Geoff vor, der, wie er gerade merkt, in Lästerstimmung
ist.
»Oder
wie die Formel-I-Strecke von Silverstone«, ergänzt Victor.
»Schon
möglich«, sagt Ruprecht. »Schon möglich.«
»Könnte
es«, fällt Geoff plötzlich ein, »ein Universum voller Bier geben?«
»Theoretisch
schon, würde ich sagen, ja.«
»Und
wie«, fragt Geoff langsam weiter, »käme man aus diesem Universum in das voller Bier?«
»Das
ist eine der Fragen, die wir hoffentlich irgendwann beantworten können«, klärt
Ruprecht ihn hoheitsvoll auf. »Professor Tamashi veranstaltet am Freitagabend
eine Onlinediskussion am runden Tisch, um unter anderem dieses Thema zu
erörtern.«
»Hmm.
Ah, Ruprecht, am Freitagabend ist der Halloween Hop.«
»Der
Hop?«, wiederholt Ruprecht zerstreut. »Ach ja, genau, stimmt ja.«
»Wenn
das so ist, wird diese Onlinediskussion wohl ohne Mario stattfinden müssen«,
sagt Mario vom Bett her. »Ich weiß ja nicht, wie ihr drüber denkt, aber ich hab
vor, bei dem Hop ein paar Bräute zu vernaschen. Wahrscheinlich fange ich mit
einer richtig scharfen Tussi an, purer Sex, kein Schnickschnack. Als Nächstes
ein Neunundsechziger. Und dann wird es Zeit für einen flotten Dreier.«
»Mario
-«, Dennis setzt sich auf, »- wie kommst du bloß auf die Idee, dass sich auch
nur ein Mädchen von dir anfassen lässt? Geschweige denn fünfzehn nacheinander?«
Mario
zögert, dann sagt er mit Verschwörerstimme: »Ich hab eine Geheimwaffe.«
»Ach
wirklich?«
»Darauf
kannst du deinen Hintern verwetten, Mann.« Er klappt seine Brieftasche auf.
»Schaut euch das an und weint, Jungs. Das ist mein Glückskondom, das nie
versagt.«
Stille
herrscht, während Mario selbstzufrieden seine Brieftasche wieder einsteckt,
dann räuspert sich Dennis: »Äh, Mario, was genau ist denn so
glücklich an
diesem Kondom?«
»Es
versagt nie«, wiederholt Mario ein wenig abwehrend.
»Aber
-«, Dennis fasst sich mit gerunzelter Stirn an die Nase, »- ich meine, wenn es
wirklich ein Glückskondom wäre, hättest du's dann nicht längst benutzt?«
»Wie
lange hast du das schon da drin, Mario?«, fragt Geoff.
»Drei
Jahre«, sagt Mario.
»Drei Jahre?«
»Ohne
es zu benutzen?«
»Klingt
das nicht eher nach einem Unglückskondom?«
Mario
schaut betrübt, während sein unerschütterlicher Glaube an die
glücksbringerischen Fähigkeiten seines Kondoms sturmreif geschossen wird.
»Auf
jeden Fall war es Pech für das Kondom, ausgerechnet in deiner Brieftasche zu
landen!«
»Ja,
Mario, deine Brieftasche ist das Alcatraz der Kondome.«
»Das
Bermudadreieck der Kondome!«
»Kondome
erzählen sich Anekdoten über deine Brieftasche. >Ach, der ist in Mario
Bianchis Brieftasche verschwunden und ward nicht mehr gesehen.<«
»Ja,
genau, wetten, in diesem Moment pfeift dein Glückskondom den Titelsong von Die große
Flatter und
gräbt sich mit einem Plastikkaffeelöffel einen Fluchttunnel durch deine
Brieftasche -«
»Ach,
was wisst denn ihr?«, setzt sich Mario zur Wehr. »Ihr blöden Streber, das
Einzige, wovon ihr was versteht, ist doch diese dämliche Theorie von den vielen
Dimensionen. Also, ich rede von was, was in dieser Dimension stattfindet,
nämlich, dass ich am Freitag zahllose Ladys beglücken werde. Und das - ich
nenne es die Mario-Theorie - könnt ihr mit eigenen Augen sehen, im Gegensatz
zu diesen Gleichungen, die nur Schwuchteln verstehen! Also, kommt mir ja nicht
angekrochen und glotzt eine von den vielen Schlampen in meiner Sexorgie an, wenn
ihr dann bei sämtlichen Mädchen auf dem Hop abgeblitzt seid!«
Der
Herbst nistet sich ein. Jeden Morgen ist die zur Schule führende Gasse von
einer frischen gelben Laubschicht bedeckt, als sei sie über Nacht von
Waldgeistern heimgesucht worden; nach der Schule geht man in einer seltsamen,
der Jahreszeit entsprechenden Dämmerung denselben Weg zurück, einer bleichen
Dunkelheit, gespenstisch und paradox, in der die Klassenkameraden vor einem
sich scheinbar in nichts auflösen und dann schemenhaft wieder auftauchen.
Halloween wirft unterdessen überall seine koboldhaften Schatten voraus. In den
Einkaufszentren wimmelt es von Kürbissen und
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