Museumsschiff (Gaugamela Trilogie) (German Edition)
vollkommen dunkel. Nur ein schwacher blutigroter Abglanz drang aus der großen Halle in diese merkwürdigen Katakomben. »Hoppla«, stieß sie hervor und prallte zurück.
Ich hatte mich an ihre Fersen geheftet, war aber noch so mit der Umstellung der Sauerstoffversorgung beschäftigt, dass ich kaum darauf achtgegeben hatte, wo wir eigentlich entlang liefen. Erst, als ich ihren Ausruf hörte, sah ich auf. Ich erschrak zu Tode.
Der ganze Bereich war erfüllt von Fremden. Es waren die gleichen Statuen, die sich auch an der Basis der Freitreppe befunden hatten. Aber während es dort nur anderthalb Dutzend gewesen waren, waren es hier unzählige. In den unterschiedlichsten Panzern und Uniformen, mit allen erdenklichen Masken, Frisuren, allen vorstellbaren und unvorstellbaren Arten von Kopfschmuck angetan, die absonderlichsten Fortsätze aufweisend und vollkommen unidentifizierbare Attribute vorzeigend, füllten sie die wabenartig aneinandergrenzenden Kuppelräume.
»Uff«, machte Taylor, der in diesem Augenblick in meinen Rücken prallte.
Lambert taumelte an mir vorbei und wäre beinahe gegen eines der Wesen gestoßen, das eine drei Meter lange, in eine Art Sensenblatt auslaufende Lanze reckte. »Oh mein Gott.«
Für einige Augenblicke war in der Kommunikation nur erschrockenes Ächzen und Stöhnen zu hören. Wir drückten uns aneinander und versuchten darauf zu achten, uns nicht gegenseitig an die fremdartigen Kreaturen zu rempeln.
Natürlich konnten wir nicht wissen, wie diese Wesen sich verhalten würden, wenn nun atmosphärische Luft und gemäßigte Temperaturen das Schiff durchfluteten. Würden sie nicht doch aus ihrem jahrmillionenlangen Winterschlaf erwachen.
»Sehr gut«, sagte Jennifer, die sich als erste wieder gefasst hatte. »Hier sind wir eine gewisse Zeit sicher.«
Sicher wovor?, war die naheliegendste Frage.
»Hier bleiben wir«, verkündete Jennifer. Sie klang jetzt, als habe sie beim Indianerspielen ein todsicheres Versteck entdeckt. »Wir sondieren die Lage, und dann ...«
»Was dann?«, fiel Taylor ihr ins Wort. »Das beste wäre es, wir würden uns gleich ein Strahlenbündel durch die Schläfe jagen!«
Jennifer verzog das Gesicht zu einem verächtlichen Lächeln. »Dann improvisieren wir«, grinste sie. »Hat der WO so schlechte Nerven?«
Ich kauerte mich an eine der achteckigen Säulen und versuchte mit der Tatsache fertig zu werden, dass in meinem Rücken einige hunderte äußerst furchteinflößende Gestalten lauerten.
In diesem Augenblick erschütterte ein schweres Zittern das Schiff. Wir gingen ein wenig in die Knie und richteten uns langsam wieder auf. Die Wesen um uns herum schwankten.
»Wir sind gelandet«, sagte Jennifer.
Ich zog meine Offizierspistole und überprüfte den Ladezustand. Die Impulse, die wir in der Schwerelosigkeit abgegeben hatten, um uns durch die riesige Halle zu bewegen, hatten den Energievorrat angegriffen. Einige Salven und einige hundert Einzelschuss konnte ich noch abgeben.
»Willkommen in Sina City«, brummte ich. »Haben wir eigentlich einen Plan?«
Jill zog hysterisch die Luft ein. »Sollten wir uns nicht einfach ergeben«, wimmerte sie. »Vielleicht können wir gegen andere Gefangene ausgetauscht werden.«
»Negativ«, sagte Jennifer. »Die Union hat keine Gefangenen, und sie würden nicht viel Federlesens mit uns machen. Vermutlich würden sie uns einige Wochen lang foltern, um die Aufenthaltsorte unserer Schiffe aus uns herauszubekommen. Sie sollen große Meister in so etwas sein.«
Der Chip!, durchfuhr es mich. Ich fasste mir krampfhaft an die Brust, wo das Medaillon unter drei Schichten sensoriellen Gewebes im harten Takt meines rasenden Pulsschlages taumelte. Er durfte ihnen unter keinen Umständen in die Hände fallen.
»Wir dürfen ihnen nicht lebend in die Hände geraten«, sagte ich zu meiner Crew. »Wenn wir sehen, dass jemand ergriffen zu werden droht, müssen wir ihn erschießen.«
Wir standen dicht beieinander. Jennifer machte ein Zeichen, unsere Kommunikation zu dämpfen, und wir wiesen unsere Anzugsautomatiken an, die Lokale Kommunikation auf geringste Reichweite einzustellen. Unwillkürlich flüsternd fuhren wir fort.
»Was mich betrifft«, sagte ich. »So trage ich einen Chip bei mir, der sämtlich Informationen über unsere Kolonien in Eschata enthält.« Ich erklärte den anderen, wo ich den Chip aufbewahrte und wie er zu vernichten war. Prinzipiell gab es zwei Möglichkeiten für uns: verstecken und fliehen. Erstere Option
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