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Museumsschiff (Gaugamela Trilogie) (German Edition)

Museumsschiff (Gaugamela Trilogie) (German Edition)

Titel: Museumsschiff (Gaugamela Trilogie) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Matthias Falke
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war nur für eine gewisse Zeit realistisch. Denn würden wir abhauen müssen. Aber wohin sollten wir uns wenden?
    »Ich gehe davon aus«, sagte Jennifer, »dass wir uns auf dem Großen Raumhafen befinden. Vielleicht gelingt es uns, ein anderes Schiff zu kapern. Wir könnten uns bis zur Nacht hier verborgen halten und dann hinausschleichen. Am besten wäre es, wenn wir eine kleine schnelle, wendige Corvette entern könnten. Mit dem Überraschungseffekt auf unserer Seite, könnte es klappen, dass wir den Verteidigungsring durchbrechen und entkommen.«
    »Ihr Verteidigungssystem ist das beste im bekannten Kosmos«, wandte Taylor ein. »Sie würden uns eine Jägerstaffel hinterherschicken und eine oder mehrere schwere Fregatten. Es gäbe keinen Ort im Universum, an dem wir sicher wären. Und dass wir sie abschütteln können, wage ich zu bezweifeln.«
    Lambert schluchzte auf. Ich überlegte, wie unsere Chancen stehen würden, wenn wir mit einem gekaperten Schiff, dessen Funktionen uns unbekannt waren, den Zorn und den Ehrgeiz der Sinesischen Streitmacht auf uns zögen.
    »Abwarten«, sagte Jennifer. »Man muss es immer erst versuchen.«
    »Ich habe aber keine Lust, auf Experimente«, hielt Taylor dagegen, »bei denen der Einsatz aus meinem Leben besteht.«
    »Meinetwegen sind wir nicht in diese Situation gekommen«, erwiderte Jennifer scharf. »Ich habe von Anfang an zu mehr Vorsicht geraten!«
    Ich sah mich genötigt dazwischen zu gehen. »Moment«, sagte ich so ruhig, wie es mir unter den gegebenen Umständen möglich war. »Immer langsam. Was gibt es für andere Optionen?«
    Jennifer zuckte geringschätzig die Achseln. »Wir können versuchen, uns zum Hafen durchzuschlagen. Dort gibt es riesige, aufgelassene Industriereviere. Möglicherweise könnten wir uns dort für eine Weile ihren Nachstellungen entziehen. Am besten natürlich, wenn es uns gelingt, unerkannt zu fliehen.«
    Taylor wiegte bedenklich den Kopf. Er hatte die Zurückweisung durch Jennifer noch nicht verwunden.
    »Und dann?«, jammerte Lambert. »Dann sitzen wir hier fest. Mit Hilfe von außen können wir jedenfalls nicht rechnen.«
    »Und dann, und dann, und dann«, äffte Jennifer. »Dann sehen wir weiter! Wenn wir uns aufgeben, haben wir bereits verloren.«
    Ich legte ihr die Hand auf den Arm. »Wir bleiben zusammen und fechten das durch. Wichtig ist, dass wir nicht getrennt werden, und dass einer für den anderen ...«
    Ich kam nicht dazu, meine Ansprache zu beenden. Eine weitere Erschütterung durchbebte das Schiff. Zugleich drang ein fernes Knirschen an unsere Außenmikrophone, die jetzt wieder Daten übermittelten.
    »Es geht los«, zischte Jennifer. »Sie kommen!«
    Wir duckten uns in den Schatten der Säulen und der beängstigenden Skulpturen und versuchten das Vorfeld zu sichern. Einen Kilometer entfernt, am Fuß der großen Treppe, bemerkten wir eine Bewegung.
     
    *
     
    »Da ist es«, sagte Rogers grimmig. »Gehen Sie längsseits, sodass wir zur Not die Enterbrücke rüberschießen können. Damit, dass sie die Schleuse freigeben, können wir schwerlich rechnen.« Er stand breitbeinig auf der Brücke. Während das Rendezvous vorbereitet wurde, ging er, die Hände hinter dem Rücken verschränkt, auf und ab. »Diese Bastarde«, schimpfte er vor sich hin. »Als ob wir nicht schon genug um die Ohren hätten!«
    Bei jeder zweiten Runde blieb er für einige Sekunden stehen. Er starrte über Kurtz’ in Jahrzehnten des Dienstes ergrautes Stoppelhaar hinweg nach vorne. Die Bugscheibe war ausgefüllt von den roten und purpurfarbenen Wolkenbändern eines riesigen Gasplaneten. Das blutige Licht einer fernen Sonne machte das düstere Farbenspiel eher geheimnisvoller, als dass es die Szenerie erhellt hätte. Wie ein dunkler Traum erhob sich die finstere, von Streifen und Wirbeln gebildete Kugel aus der Nacht des Raumes.
    »Wir werden kurzen Prozess machen«, bellte Rogers. »So etwas können wir uns jetzt wirklich nicht leisten.« Er setzte seine nervöse Wanderung fort. Colonel Kurtz, der die Endeavour allein steuerte, schob sie bei Kleiner Fahrt weiter an die rätselhafte Wasserstoffwelt heran. Was Rogers scharfe Augen erspäht hatten und was sich schon länger auf den Schirmen abzeichnete, wurde nun auch für die übrigen Besatzungsmitglieder sichtbar. Vor den gewaltigen Wolkenströmen des Gasplaneten hob sich ein winziges silberglänzendes Objekt ab. Indem Kurtz den Annäherungsvorgang fortsetzte, wuchs es zu einer flachen, langgestreckten Kassette

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