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Museumsschiff (Gaugamela Trilogie) (German Edition)

Museumsschiff (Gaugamela Trilogie) (German Edition)

Titel: Museumsschiff (Gaugamela Trilogie) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Matthias Falke
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starrte, noch von dem schweren Feuergefecht geblendet, nach hinten, wo einige Sterne sichtbar wurden, die langsam, in einer krängenden Bewegung, zur Seite glitten. Ein blauer, leicht gekrümmter Streifen erschien im Fenster. Immer noch zögernd, ob ich das Geschütz für einige Augenblicke freigeben könne, wandte ich mich um. Vor uns dehnte sich eine sandfarbene Halbkugel. Wir befanden uns im hohen Orbit eines wüstenartigen Planeten. Weiße und blaue Bänder markierten die obersten Atmosphäreschichten, in die wir gerade eintauchten. Jennifer drückte die Schnauze des Shuttles nach unten, bis das Bugschild dunkelrot aufglühte. Wir rasten bei Höchstgeschwindigkeit in die Lufthülle. Dann erst drosselte sie das Tempo. Im Tiefflug schossen wir über weite verbrannte Ebenen, auf denen Sand, Staub und verwitterte Felsen einander ablösten. Am Horizont hob sich ein zerklüftetes Bergmassiv ab. Jennifer hielt direkt darauf zu. Dann setzte sie zur Landung an.
     
     
    »Soll ich ein Feuer anzünden?«
    Ich stapfte im Inneren der Höhle herum.
    »Wenn du etwas Brennbares findest«, gab Jennifer zurück.
    Sie kauerte an der vorderen Backbordstelze des Shuttles und durchleuchtete mit ihrem Handscanner die Umgebung. Das Bergmassiv war vulkanischen Ursprungs. Es erwies sich als porös, von Höhlen, Stollen, ehemaligen Lavagängen durchlöchert. Aber es sollte massiv genug sein, um uns vor den sinesischen Sensoren zu verbergen. Wir waren tief in die Höhle eingeflogen, deren Mündung gerade groß genug war, um das Shuttle aufnehmen zu können, die sich im Inneren aber ständig verbreiterte. Hinter einem kuppelartigen Raum zweigten kleinere Zellen ab. In einer davon hatte Jennifer das Shuttle geparkt. Es konnte so von außen wahrscheinlich  nicht geortet werden.
    »Suchst du eigentlich etwas bestimmtes?«, fragte sie.
    Sie sah nur kurz von ihren Instrumenten auf und warf mir ein amüsiertes Lächeln zu. Ich zuckte mit den Schultern. »Irgendwas haben wir doch noch immer gefunden. Knochen, Fossilien, Felszeichnungen.«
    Jennifer hatte sich davon überzeugt, dass die Atmosphäre des kleinen Planeten atembar war. Sie nahm den Helm ab und schüttelte ihr Haar auf. Ich folgte ihrem Beispiel und kehrte von meinem Erkundungsgang zum Shuttle zurück. Die Luft war kalt und dünn. Wir warfen die Pumpen des Shuttles an, um Sauerstoff und Plasma aus der Atmosphäre zu filtern. Wegen des geringen Partialdrucks würde es zwar Tage dauern, bis unsere Oxygenvorräte aufgefüllt waren, und Monate, bis unsere Treibstofftanks wieder voll waren, aber wir konnten ja mitnehmen, was sich während unseres Aufenthaltes in die Speicher pressen ließ. Den Energiereserven wäre es zugute  gekommen, wenn wir die großen Kollektoren hätten ausbringen können, aber dazu hätten wir die Höhle verlassen müssen. Die Reflexionen der beschichteten Segel wären bis in die Umlaufbahn sichtbar gewesen und hätten uns unweigerlich verraten. Wir nahmen also seufzend davon Abstand. Langsam und tröpfelnd molken die Filter Energiequant für Energiequant aus der trockenen Atmosphäre.
    Wir warteten, bis unsere Augen sich an das Licht gewöhnt hatten, das vom Eingang her in die Höhle fiel, und schalteten dann alle überflüssigen Geräte einschließlich der Handflammer ab. Wir wollten unsere Emissionen so gering wie möglich halten. Im kühlen Halbdunkel stolperten wir umher. Der Boden bestand aus faust- bis kopfgroßen Geröllbrocken, während die Höhlenwände aus glattem Fels waren. Ich vermutete, dass es sich um einen alten Lavadom handelte, um eine Magmakammer, die vom Absinken des Magmas beim Erlöschen der vulkanischen Aktivitäten freigegeben worden war. Der Planet war wesentlich kleiner als die Erde. Die Schwerkraft entsprach etwa der unseres Mondes. Sämtliche vulkanischen und tektonischen Vorgänge waren zum Erliegen gekommen. Die dünne, wasserlose Atmosphäre hielt andererseits die Erosion gering, sodass das Erscheinungsbild der Planetenoberfläche sich vermutlich seit Millionen von Jahren nicht mehr wesentlich verändert hatte.
    Ich bedauerte, dass Rogers und der Stab der Planetarischen nicht erreichbar waren. Mit ihrem Wissen und ihrem Instrumentarium hätten sie in kürzester Zeit eine ungleich präzisere Biographie dieser Welt erstellen können, als es mir bei meiner improvisierten Umschau gelang. Natürlich gab es keinerlei organische Relikte oder gar Artefakte. Diese kleine poröse Felskugel hatte niemals Leben hervorgebracht, und sie würde es

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