Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Museumsschiff (Gaugamela Trilogie) (German Edition)

Museumsschiff (Gaugamela Trilogie) (German Edition)

Titel: Museumsschiff (Gaugamela Trilogie) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Matthias Falke
Vom Netzwerk:
einen neuen Prototyp präsentieren. Auch das Prozedere der Erprobung würde wie gehabt ausfallen.
    Fünfzehn Monate, nachdem wir die Eschata-Region verlassen hatten, öffneten sich zum ersten Mal wieder die Hangartore des Großen Drohnendecks. Jennifer manövrierte die ENTHYMESIS ins Freie. Wir hatten Treibstoff und Verpflegung für ein halbes Jahr an Bord, und außerdem drei nach Dr. Frankels Plänen umgerüstete Lambda-Ionensonden. Um gleich wieder dort anzusetzen, wo Reynolds seinerzeit hatte die Segel streichen müssen, hatte ich einen Sprung von einhundert Lichtjahren angeordnet.
    »Hundert Lichtjahre hat Reynolds bis heute nicht geschafft«, sagte Jennifer, die am Hauptbedienplatz saß und darauf wartete, die Koordinaten für den Sprung einzugeben.
    »Einhundert Lichtjahre«, wiederholte ich. »Frankel hat gesagt, er kann es besser!«
    Jennifer zuckte mit den Schultern und programmierte die Automatik.
    »Wir werden ja sehen«, kicherte Lambert. Dann warf sie einen glitzernden Blick zu Taylor nach hinten, der auf dem rückwärtigen Platz des WO saß und mit fiebriger Aufregung seine Konsole prüfte.
    »Eben«, nickte ich.
    Während wir bei konventionellem Antrieb einen gewissen Sicherheitsabstand zwischen uns und das Mutterschiff brachten, nahm ich meinen Platz auf dem gravimetrischen Sessel des Kommandanten ein und aktivierte die GraviGurte.
    »Let’s go!«, sagte ich.
    Ringsum erloschen alle Sterne. Ich spürte wieder den charakteristischen Schwindel und die für einige Augenblicke gestörte Zeitwahrnehmung. Dann sah ich, dass an Jennifers Konsole das grüne Lämpchen aufleuchtete: »Warp completed!« Aber noch bevor sie oder Lambert Meldung machen konnte, wusste ich, dass etwas nicht stimmte. Irgendetwas war schiefgegangen.
    Die Sterne waren erloschen. Aber sie tauchten nicht wieder auf! Im gleichen Augenblick schrillte auch schon die Automatik los.
    »Navigation Failure«, tönte die Sirene. »Unverfügbare Koordinaten!«
    Obwohl die Computerstimme so emotionslos wie immer war, schien ein Funken Panik mitzuschwingen.
    »Scheiße«, stöhnte Jennifer und strich sich mit einer nervösen Geste das Haar aus der Stirn.
    »Taylor«, wimmerte Jill.
    »Statusbericht«, donnerte ich. »Sofort!«
    Noch immer brachte ein Schwindelgefühl meine körperliche Selbstwahrnehmung durcheinander. Ich kam mir vor, als ob wir im freien Fall durch den leeren Raum stürzten.
    »Polarisation aufheben«, befahl ich der Automatik.
    Ein feines Summen kündete an, dass mein Befehl ausgeführt worden war, aber der Raum jenseits der Elastalglasscheiben blieb so finster wie zuvor.
    Ich öffnete meinen Gravitationsgurt, weil ich das Gefühl hatte, er würde mich strangulieren, und erhob mich, ganz langsam und vorsichtig.
    »Liegt das Schiff stabil?«, fragte ich nach vorne.
    »Keine Ahnung«, blaffte Jennifer.
    »Wo sind wir denn?«, herrschte ich sie an.
    »Ich weiß es nicht!«, schrie sie und schlug mit beiden Fäusten auf ihre Konsole ein.
    »Das gibt es doch gar nicht!«, fluchte ich.
    Indem ich mich immer an irgendeinem Geräteschrank oder an der Lehne eines Sessels abstützte, arbeitete ich mich die paar Schritte nach vorne. Die beiden Pilotinnen saßen da und starrten auf ihre Schirme. Ich suchte Taylor. Auch er saß wie eine ausgestopfte Puppe an seiner rückwärtigen Konsole. Für einen Sekundenbruchteil rauschte der Verdacht in mir auf, wir seien in ein partielles Zeitparadoxon geraten. Ich konnte mich bewegen, während für die anderen die Zeit stillstand.
    »Verdammt noch mal«, brüllte ich. »Bekomme ich eine Meldung?!«
    Jennifer war zusammengezuckt. Das zeigte immerhin an, dass sie noch lebte.
    »Frank«, sagte sie ruhig. »Ich habe das noch nicht erlebt.«
    Das aus ihrem Munde, dem Mund der erfahrensten Pilotin, über die die Union je verfügte, zu hören, ließ mich erneut frösteln.
    »Automatik«, sagte ich. »Vollständiger Statusbericht, sofort! Ist der Schiffskörper intakt?«
    »Schiff intakt«, antwortete die tonlose Computerstimme. »Alle Systeme arbeiten einwandfrei. Innerer Status okay.«
    Das Scheißding machte eine Pause, als müsse es die Spannung künstlich anheizen.
    »Äußerer Status negativ«, fuhr es endlich fort. »Keine verfügbaren Positionsdaten. Wiederhole: keine verfügbaren Positionsdaten!«
    Ich starrte aus dem Fenster. Dort waberte das nackte Nichts. Kein Stern. Keine Galaxie. Kein Nebel. Es war, als wären die großen Glasfronten mit dichtem schwarzen Samt verspannt.
    »Wo sind wir?«,

Weitere Kostenlose Bücher