Museumsschiff (Gaugamela Trilogie) (German Edition)
unmittelbar hinter ihr stehen und schwieg. Das verfehlte seine Wirkung nicht. Nach einigen Sekunden wurde es sogar ihr unbehaglich, und sie war bereit, zu einem normalen Tonfall zurückzukehren.
»Aber wenn meine Meinung gefragt ist«, sagte sie. »Warum führen wir den Sprung nicht in der Gegenrichtung durch und kehren an den Ausgangspunkt zurück?«
In Taylors und Lamberts Gesichtern las ich Skepsis, aber es war nicht nötig, dass sie ihre Auffassungen darlegten.
»Negativ«, beschied ich ohne längeres Überlegen. »Wir wissen nicht, wie diese Umgebung reagiert.«
»Was soll denn passieren?«, blaffte sie.
»Das wissen wir eben nicht«, gab ich zurück. »Und solange wir nicht einmal einen Anhaltspunkt haben, sollten wir Aktivitäten, die mit einer solchen Emission an Energie verbunden sind, unterlassen.«
Sie nickte. Drei Augenpaare sahen mich aufmerksam an.
»In Ordnung«, sagte ich im Ton einer offiziellen Ansprache. »Besinnen wir uns auf unsere Stärken. Schließlich befinden wir uns an Bord eines Explorers.«
Lambert nickte zustimmend. Jennifer hörte regungslos zu. Taylor hing mit großen Augen an meinen Lippen, deshalb beschloss ich, mich ihm besonders zuzuwenden.
»Im Grunde«, sagte ich, »konnte Ihnen gar nichts besseres zustoßen, um den Alltag eines WO auf einem ENTHYMESIS-Explorer kennenzulernen.« Jennifers Miene sagte mir, dass ich die Rhetorik etwas übertrieb, aber ich fuhr trotzdem fort. »Sie haben sich mit dem Schiff vertraut gemacht und kennen sein wissenschaftliches Repertoire. Was schlagen Sie also vor?«
Er überlegte einen Moment. »Richtlaserabtastung und Spektralanalyse in optischen und suboptischen Frequenzen«, sagte er dann.
»Gut«, sagte ich. »Fangen Sie an!«
In den nächsten Stunden entfalteten wir angestrengte Aktivitäten. Es kam zunächst darauf an, möglichst viel über unsere rätselhafte Umgebung zu erfahren und dabei möglichst wenig mit ihr zu interagieren. Das erste waren die Außenkameras. Sie wiesen das gleiche Bild wie der Blick aus den großen Panoramafronten, die drei Seiten der Brücke einnahmen. Wir konnten sie jedoch schwenken und auf das Schiff selbst richten. Dabei vergewisserten wir uns von der äußeren Unversehrtheit unserer Unterkunft. Die Ausschnitte der äußeren Hülle, die wir mithilfe der Kameras einsehen konnte, waren unverändert. Wo sie das Bild nicht vollständig ausfüllten, schwebten sie vor einem sternenlosen, opaken Hintergrund. Wir fuhren das Periskop der Heckkamera bis zum Anschlag aus und schwenkten diese dann, sodass wir die ENTHYMESIS in ihrer vollen Länge überblicken konnten. Die Positionslichter am Bug und der Lichtschein, der von Brücke und Messe nach außen drang, kamen uns sonderbar verschleiert vor. Wir wiederholten den Versuch mit anderen Kameras. Dazwischen ließen wir auch Selbstreinigungsroutinen durchführen. Die Instrumente arbeiteten einwandfrei. Dennoch war da immer ein feiner Schleier der über den Bildern zu liegen schien. Wir konnten den Effekt mit den konventionellen Kameras aber kaum näher bestimmen. Ich entschloss mich daher zu einem weiteren Experiment.
Die ENTHYMESIS trug an ihrer Bauchseite einen offenen Laser, der auf einen Detektor gerichtet war. Für gewöhnlich wurde dieses Instrument zur Analyse von Atmosphären genutzt, in die wir mit unserem Explorer eindrangen. Laser und Detektor ließen sich auf Schlitten bewegen. Ich wies Taylor an, den größtmöglichen Abstand einzustellen. Das aktivierten wir den Laser, zunächst bei geringster Leistung, und erhöhten dann allmählich seine Intensität. Ein winziger Teil der Energie des Lasers wurde auf seinem 300 Meter langen Weg absorbiert. Wir befanden uns in einer Umgebung, die kein absolutes Vakuum darstellte.
Es kostete Taylor einen Tastendruck, um hochzurechnen, wie ausgedehnt die Region sein musste, um das Licht ganzer Galaxien zu verschlucken. Er kam dabei auf einen Radius von mehreren Lichtjahren. Wir waren in eine gigantische Dunkelwolke eingeflogen!
»So weit, so gut«, sagte ich, als wir uns zu einer improvisierten Besprechung in der Messe zusammenfanden. »Wir sind in einer opaken Region des Universums gelandet, die uns bei der Setzung der Zielkoordinaten nicht aufgefallen ist.«
Lambert verzog das Gesicht zu einer weinerlichen Grimasse, sagte aber nichts. Taylor hatte sein Masterboard vor sich auf dem Tisch liegen und rechnete darauf herum. Jennifer spähte aufmerksam von einem zum anderen, als erwarte sie eine Entgegnung.
»Gut
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