Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Museumsschiff (Gaugamela Trilogie) (German Edition)

Museumsschiff (Gaugamela Trilogie) (German Edition)

Titel: Museumsschiff (Gaugamela Trilogie) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Matthias Falke
Vom Netzwerk:
diese ein Viertel ihrer Länge und die Hälfte ihrer Besatzung eingebüßt hatte, war sie doch immer noch ein stolzes Schiff, und über dieses Schiff das Kommando zu haben, erfüllte mich mit Stolz.
    Am Abend, bevor wir die neuen Kolonisten verließen und uns wieder in die Weiten des intergalaktischen Kosmos zurückzogen, kamen wir zu einem letzten Umtrunk in der Großen Messe zusammen. Rogers verabschiedete sich von uns mit einer langen Rede. Als er geendet hatte, rief Wiszewsky mich nach vorne und überreichte mir die Beförderung zum General.
    Als ich mich umsah, las ich in allen Augen offene Freude. Svetlana klatschte begeistert in die Hände. Wiszewsky klopfte mir immer wieder gerührt auf die Schulter. Rogers prostete mir zufrieden zu. Lambert hatte sich erhoben und spendete brav Beifall, obwohl ich in ihrer Miene immer noch eine gewisse Reserviertheit las. Laertes, der endlich wieder aufgetaucht war, strich sich versonnen den Bart und lächelte still in sich hinein. Einzig Kurtz, der einzige ranggleiche Kamerad von der Fliegenden Crew, musste sichtlich eine Verstimmung herunterschlucken.
    Als ich an meinen Platz zurückkehrte, ließ Jennifer ihr Champagnerglas an dem meinen klingen.
    »Bist du jetzt endlich da, wo du hinwolltest?!«, zischte sie.
    »Glaubst du«, gab ich zurück, »ich hätte das von Anfang an so eingefädelt?«
    »Der Erfolg gibt immer recht«, meinte sie schnippisch.
    Aber als ich sie an mich heranzog und ihr einen Kuss abnötigte, glühte in ihren Augen der Stolz, den sie auch mit aller Willenskraft nicht verbergen konnte.
     
    Später rief Rogers mich noch einmal auf meinem privaten Kommunikator. Ich fand ihn im Vorraum einer der Schleusenkammern, die für das Andocken mit kleinen Shuttles benutzt wurden. Er hatte bereits den Anzug angelegt, der bei Flügen mit kleinen Schiffen unter tausend Tonnen vorgeschrieben war. Lediglich den Helm hielt er noch unter den Arm geklemmt.
    »Ich gratuliere dir«, sagte er.
    Das Du war seit langem zwischen uns eingeführt, kam aber nur zur Anwendung, wenn wir unter vier Augen waren.
    »Ich weiß, dass du ein würdiger Stellvertreter und dereinst ein ebenso guter Nachfolger sein wirst.«
    Der alte Haudegen musste einen Moment der Rührung niederkämpfen.
    Ich erwiderte seinen kantigen Händedruck und klopfte ihm auf die dick ausgepolsterten Schultern. Er hielt meinem Blick lange stand und nickte aufmunternd.
    »Aber da ist noch etwas«, sagte er dann mit einer Rückwendung zum geschäftsmäßigen Ton.
    Er öffnete umständlich die Brusttasche seines Anzugs. Mir fiel auf, dass seine Hände von Altersflecken gebräunt waren und dass sie ihm kaum noch zu gehorchen schienen. Aller Willenskraft zum Trotz war er dabei, zu einem gebrechlichen Mann zu werden. Aber ich wartete ab, bis er das Täschchen aufgefummelt hatte, und sah dann staunend zu, wie er einen winzigen HoloChip hervorzog.
    »Bitte sehr«, sagte er steif und überreichte mir das kaum daumennagelgroße Stück.
    Es war das höchste Modell, der aufwendigste und kompakteste Speicher, den die Union je entwickelt hatte. Seine Quantenstruktur war dichter als der zerebrale Kern im Hauptrechner der MARQUIS DE LAPLACE.
    »Was ist das?«, fragte ich.
    Mit abwesender Miene hakte er seine Brusttasche wieder zu.
    »Der Eschata-Chip«, sagte er.
    Ich runzelte die Stirn und betrachtete die winzige Speichereinheit, die in meiner offenen Handfläche ruhte.
    »Es gibt zwei Ausführungen davon«, erläuterte Rogers. »Eine liegt in Wiszewskys persönlichem Safe, die andere gehört jetzt dir.«
    Ich ahnte dunkel, was er mir da gerade überantwortet hatte. Das wenige Gramm schwere Teil in meiner Hand wuchs zu Tonnen von Gewicht heran.
    »Aus Sicherheitsgründen«, fuhr er fort, »haben wir davon abgesehen, diese Informationen dem Hauptspeicher der MARQUIS DE LAPLACE aufzuspielen.«
    »Und was ...?«, fragte ich stammelnd.
    Er setzte sein grimmigstes Lächeln auf.
    »Dieser Chip«, führte er aus, »enthält sämtliche Daten der zehn neugegründeten oder noch auszubauenden Kolonien. Koordinaten, Mannschaftsstärke, Aufgabengebiete, Materiallisten –
    einfach alles!«
    »Ich verstehe«, sagte ich und musste schlucken.
    Er legte den Kopf schief und sah mich eine Weile an. »Ich wiederhole«, sagte er dann, »dass diese Informationen nirgends sonst abgelegt sind, außer in Wiszewskys Duplikat. Wenn ihr uns also wiederfinden oder mit uns in Kontakt treten wollt, könnt ihr das nur anhand der hier gespeicherten

Weitere Kostenlose Bücher