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Museumsschiff (Gaugamela Trilogie) (German Edition)

Museumsschiff (Gaugamela Trilogie) (German Edition)

Titel: Museumsschiff (Gaugamela Trilogie) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Matthias Falke
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verschiedenen Perspektiven aufgezeichnet hatten. Dazu hatten wir uns eigens an der Basis der Anlage verteilt.
    »Was ist das, eurer Meinung nach, was wir hier vor uns haben?«, fragte ich, als wir uns in der Dunkelheit wiederfanden.
    »Das Grauenhafteste, was ich je gesehen habe«, stieß Jill hervor.
    »Das Grandioseste, was ich sah«, gab Jennifer lächelnd zurück, »seit ich zum ersten Mal an Bord der MARQUIS DE LAPLACE ging.«
    Ich tauschte einen Blick mit Taylor, soweit das bei blendenden Helmlampen und spiegelnden Visieren möglich war. Aber er war viel zu sehr mit seinen Instrumenten beschäftigt, als dass er sich an Spekulationen hätte beteiligen wollen. Konzentriert überwachte er die Erfassung und Zusammenfügung ungeheurer Datenmengen. Mittlerweile musste sein MasterBoard eine annähernd vollständige Kartierung der Halle bergen.
    »Was für einen Sinn«, fragte Jennifer, die in etwa den gleichen Gedankengang wie ich vollzogen zu haben schien, »könnte ein Pilgerzentrum haben, das von einem Sternensystem zum anderen reist? Ein Heiligtum, das man auf einen Karren schnallt, um sie durchs Land zu rollen?«
    Ich schlenderte zu einer der Figuren, die ich bislang noch nicht untersucht hatte. Das Angenehme an der Lokalen Kommunikation war ja, dass man sich unterhalten konnte, ohne dabei eng beieinander stehen zu müssen. Wir verteilten uns weiter über das Vorfeld der Treppe. Jeder widmete sich einer der Gruppen oder auch den einzelnen Gestalten. Dabei tauschten wir unsere Eindrücke aus.
    »Wenn du schon beim Thespiskarren bist«, sagte ich, »war es vielleicht ein kosmisches Theater, das auf Tournee durch ein fremdes Sternensystem war.«
    »Aber warum nicht ein fliegendes Heiligtum«, warf Taylor ein. »Es kam an jeder Welt dieses Kulturkreises vorbei und ersparte den Gläubigen so, sich selbst auf lange Reisen zu machen.«
    »Vielleicht war es ja ein Hofstaat«, hörten wir Jills Stimme. »Wie die mittelalterlichen Kaiser zog der Herrscher dieses Reiches von einer seiner Provinzen zur nächsten. Hier hielt er Reichstag und ließ die Provinzfürsten ihre Treueschwüre erneuern.«
    »Warum nicht«, nahm ich wieder das Wort.
    Nach einer Weile hatten wir unseren Rundgang durch die Ebene an der Basis der Treppe beendet. Wir trafen wieder bei der Gruppe der Gestalten zusammen, die Jennifer zuerst entdeckt hatte. Mittlerweile war alle Furcht von uns abgefallen. Wir hatten uns davon überzeugt, dass die mutmaßlichen Erbauer des Schiffes ungefährlich waren. An die Stelle der ängstlichen Angespanntheit trat der Eifer der Entdecker. Die monumentale Mystik des Ortes schlug uns in ihren Bann.
    »Schade«, sprach Jennifer aus, was wir alle dachten, »dass Reynolds jetzt nicht hier sein kann. Und Rogers.«
    Wir stimmten ihr zu. Umso mehr galt es jetzt, das Schiff so gut es ging zu untersuchen und holographisch zu erfassen. Die Zeit drängte zwar nicht allzu sehr, der Aktionsradius der ENTHYMESIS erlaubte uns, dem Schiff noch einige Tage zu folgen, aber dann würde es wieder in den Weiten des Alls verschwinden. Doch eines war klar: dies war eine der größten Sensationen seit Beginn der interstellaren Explorationen.
    »Sie sind massiv«, sagte Jennifer gerade. Sie stand vor einer der Figuren und unterzog sie einem Scan. »Sollten wir nicht eine von ihnen mitnehmen und versuchen, sie an Bord der ENTHYMESIS zu bringen?«
    Ich hatte diesen Gedanken auch schon gehabt. Andererseits wussten wir nicht, aus was für einem Material sie bestanden. Darüber sagten unsere Handscanner nichts aus. Wenn es sich wirklich um einst lebende Wesen handelte und sie aus organischer Substanz bestanden, wie würden sie sich dann verhalten, wenn sie an Bord eines Schiffes kamen? Würden sie nicht zu stinkendem Brei zerfallen und unabsehbare Risiken mit sich bringen? Die ENTHYMESIS war auf solche Untersuchungen nicht ausgelegt. Wir würden das ganze Schiff unter Quarantäne stellen müssen. Andererseits war es schwer vorstellbar, wieder abzufliegen, ohne wenigstens einige Proben für die Kollegen von der Planetarischen mitzubringen.
    »Wie schwer mögen sie sein?«, fragte ich ausweichend.
    Taylor hatte zu uns aufgeschlossen. Er ging begutachtend um die Gestalt herum, die Jennifer sich als Souvenir ausgesucht zu haben schien. »Kann sein mehrere Tonnen«, sagte er zögernd. »Wird zumindest ein Stück Arbeit.«
    Ich stemmte mich gegen die Figur, um herauszufinden, ob sie am Boden befestigt war. Davon war auszugehen, aber bis jetzt hatten wir

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