Museumsschiff (Gaugamela Trilogie) (German Edition)
keinen Hinweis darauf. Die Sockel wiesen nichts auf, was nach Verschraubungen ausgesehen hätte. Taylor und Jennifer kamen mir zuhilfe. Mit vereinten Kräften, die Magnetsohlen fest auf den Boden gepresst, versuchten wir die Gestalt umzustoßen. Ohne Erfolg.
»Hört auf damit«, sagte Lambert nach einer Weile. »Wer weiß, ob wir nicht doch einen Alarm auslösen.«
Jennifer kicherte überlegen vor sich hin. »Die Ausstellungsstücke bitte nicht berühren!«
Aber wir sahen uns gezwungen, die Sache vorerst auf sich beruhen zu lassen.
Dabei fiel mir ein, dass wir noch gar nicht an unserem eigentlichen Ziel waren. Die rätselhaften Skulpturen hatten uns abgelenkt. Wir wollten das Schiff erkunden. Unser eigentliches Interesse galt dem kaum weniger rätselhaften Sarkopharg, der sich jetzt genau unter uns befinden musste. Außerdem wollten wir herausfinden, ob es auch noch andere Möglichkeiten gab, das Schiff zu betreten. Schon jetzt graute mir vor dem Rückweg.
Ich ließ einen letzten Blick über die Figurengruppe streifen. Wir hatten uns schon beinahe an die fremdartigen Gestalten gewöhnt. Dennoch sahen sie aus wie die Angstträume eines modernen Bildhauers. Manche von ihnen wirkten, als seien sie aus einem abstrakten Gemälde entsprungen, und doch hatten sie etwas Archetypisches.
»Reißt euch los«, sagte ich zu meiner Crew. »Wir haben noch einiges vor uns. Noch haben wir nur einen Bruchteil des Schiffes erkundet.«
Das war leider nicht übertrieben. Zwar nahm die riesige Halle einen Großteil des Mittschiffs ein, aber bis jetzt hatten wir uns weder von dem Tower, der jenseits der Treppe anstieg, noch von den äußeren Regionen ein Bild gemacht, die in den Deltaflügeln untergebracht waren. Hunderte von Räumen, Kilometer an Gänge harrten dort noch der Entdeckung. Und unterhalb der Ebene der Deltaflügel, auf der wir jetzt standen, ging es noch einmal mehr als fünfzig Decks in die Tiefe, bis der klobige Kiel des Schiffes erreicht war. Irgendwo dort, genau im Schwerpunkt der zyklopischen Konstruktion, befand sich der Sarkopharg.
»Wir müssen weiter«, stimmte Jennifer zu. »Mit diesen Kameraden werden wir uns später noch eingehend beschäftigen.«
Wir wandten uns der Backbordseite zu. Dort lief eine Art Arkade am Wandfuß um. Wie auf einer italienischen Piazza ruhte die Wand auf regelmäßigen Säulen. Diese spannten Portale auf, die jeweils fünf Meter breit und ebenso hoch waren. Dahinter schien ein Gang zu verlaufen, der wie eine Galerie der ganzen Länge der Haupthalle folgte. Aber als wir die Arkade erreicht hatten, standen wir vor der irritierenden Tatsache, dass sie keinen Boden hatte. Der Hallenboden brach auf Höhe der Säulen ab. Dahinter ging es in die Tiefe. Es gab weder Treppen noch Schächte. Die rückwärtige Wand des Ganges war keine fünf Meter entfernt, und als wir uns ein wenig hinüberbeugten und hinunterleuchteten, stellten wir fest, dass der Gang auch nur etwa fünf Meter tief war. Er reichte also nicht weit unter das Niveau der große Halle hinab.
»Sehr merkwürdig«, sagte Taylor.
Er sah immer wieder zwischen der Arkade und den fremden Gestalten hin und her, die in einer Entfernung in der Dunkelheit standen. Unsere Flammer erreichten sie gerade noch und warfen schwache, aber riesenhaft aufgedunsene Schattenrisse an die dahinterliegende Wand.
»Wie mögen sie sich hier bewegt haben? Es gibt keine Fahrstühle, keine Schleusen, keine Beförderungssysteme.«
»Vielleicht«, überlegte ich, »gab es nie eine künstliche Schwerkraft an Bord dieses Schiffes, und sie bewegten sich genau wie wir jetzt, herumschwebend.«
Jennifer leuchtete den Gang aus, wobei sie sich vom Boden abstieß und langsam über den langgezogenen, von Pfeilern gegliederten Graben hinwegschwebte.
»Nein«, sagte sie. »Das entspräche einmal nicht der Würde dieser Personen, so wie sie sich uns präsentieren. Zum anderen ist diese Halle eindeutig auf ein oben und unten hin ausgerichtet. Das sieht man schon daran, dass die Wesen nur auf der unteren Ebene stehen, nicht an Decke und Wänden.«
Sie wusste wieder alles ganz genau.
»Sie waren durch ihre Sockel magnetisch am Boden fixiert«, brummte ich. »Und zur Fortbewegung bedienten sie sich dieser langen Armfortsätze, die wie Luftwurzeln aussehen.«
»Diese Absenker haben aber nur einige wenige von ihnen«, hielt Jennifer dagegen.
»Vielleicht war diese Halle angefüllt von holographischen Beförderungssystemen. Gigantische Rampen, ganz aus Kraftfeldern
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