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Museumsschiff (Gaugamela Trilogie) (German Edition)

Museumsschiff (Gaugamela Trilogie) (German Edition)

Titel: Museumsschiff (Gaugamela Trilogie) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Matthias Falke
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Goldene oder ins Schwarze spielte. Durch seine ungeheure kompakte Masse strahlte der Quader eine enorme Wirkung aus, die nicht leicht auf den Begriff zu bringen war. Macht, Bedrohung, Reichtum, Energie – und etwas von einem tödlichen Beharren. Ein erhabenes Sein, das wie Gebirge und kreisende Planeten sich selbst genügte. Es war klar, dass wir hier vor dem Zentrum des Schiffes standen. Dies war nicht nur sein Schwerpunkt im physikalischen Sinne und vielleicht sein Reaktor, es war auch das, was dem ganzen Schiff seine Bedeutung gab wie der kaiserliche Sarg einer Gruft.
    »Der Sarkopharg«, flüsterte Jennifer.
    Sie hatte recht. Aber obwohl wir dieses Objekt gesucht hatten und obwohl wir eine Vorstellung von seinen Dimensionen gehabt hatten, erdrückte uns die schiere Präsenz seiner braunfleckigen Masse, die undeutlich aus der Dunkelheit aufragte.
    »Sir?«, fragte Taylor.
    Ich nickte. Er aktivierte eine weitere Photonen-Kapsel und kegelte sie an der Längsseite des Quaders entlang. Als sie platzte und ihre Lichtfluten über die Umgebung ergoss, sahen wir nur die rostige Metallfläche und die ihr gegenüberliegenden helleren Arkaden, von denen man immer noch meinte, sie stünden auf dem Kopf. Dazwischen war nur ein geringer Raum gelassen, kaum breit genug, dass wir vier nebeneinander hätten hinuntergehen können. Aber er war von unabsehbarer Tiefe. Indem die Kapsel dort entlangglitt, beleuchtete sie einen Ausschnitt von Sarkopharg und Arkaden, der langsam von uns weg wanderte. Die Kapsel war zu einem kleinen Lichtpunkt geschrumpft, der von einem braunen und weißen Hof umgeben war, und immer noch entfernte sie sich, ohne dass ein Ende des Sarkopharges abzusehen gewesen wäre. Seine Länge schien der der Treppenanlage zu entsprechen, die jetzt, wie mir plötzlich bewusst wurde, unter unseren Füßen in die Tiefe ragte. Durch die viel engeren Abmessungen des umgebenden Raumes ergab sich ein klaustrophobischer Effekt. Man fühlte sich eingeschlossen, wie in einer römischen Katakombe oder einer U-Bahn, deren Schienen sich in dumpfen, stickigen Tunnels verloren.
    »Ich bekomme keine Luft«, klagte Lambert.
    Sie hielt sich in gemessenem Abstand zu dem Quader und beobachtete argwöhnisch, wie Jennifer und Taylor dem Ding mit ihren Scannern zu Leibe rückten.
    »Dann regulieren Sie Ihr Gemisch«, sagte Jennifer, ohne von ihrer Arbeit aufzusehen.
    Ich schob mich schlingernd, als bewege ich mich über glattes Eis, neben sie und assistierte ihr, indem ich den Handflammer übernahm. Sie konnte sich so auf die Durchleuchtung des Sarkopharges konzentrieren. Allerdings widersetzte sich die rotbraun gesprenkelte Masse unseren Instrumenten.
    »Es ist ein anderes Material«, sagte Jennifer, »als die Panzerungen der Brücke und als die große Treppe, aber es ist noch härter.«
    Ich verfolgte, wie sie immer neue Frequenzbereiche einstellte und den Scanner gegen die Stirnseite des Quaders richtete. Ohne Ergebnis.
    »Das gibts doch gar nicht«, hörten wir Taylor, der entlang der Längsseite nach vorne gegangen war und dessen Signal deutlich geschwächt zu uns drang.
    Die Masse des Sarkophargs war nicht nur undurchdringlich für jede Art von Strahlung, sie reflektierte diese auch nicht. Dadurch lag sie wie ein Schwarzes Loch in dem engen Raum und verschluckte sämtliche Wellen.
    »Gehen Sie zur Ecke vor«, dirigierte ich Jill. »Dann wirken Sie als Relais.«
    Sie tat, wie ich sie geheißen hatte. Als sie um die Kante des Quaders herumging, sodass sie Sichtkontakt sowohl zu uns als auch zu Taylor hatte, wurde die Verständigung wieder besser. Wie in den Frühzeiten der drahtlosen Kommunikation waren wir auf Richtfunk angewiesen.
    »In Ordnung«, sagte ich zu Taylor, »jetzt hören wir Sie wieder. Entfernen Sie sich trotzdem nicht zu weit von uns.«
    Er bestätigte das, aber ich wusste, dass er sich nicht daran halten würde. Lambert stand verloren an der Ecke des Sarkophargs und sah zwischen uns und Taylor hin und her. In der Spiegelung ihres Helmvisiers konnte ich den schmalen Spalt erkennen, der zwischen dem Quader und den Arkaden der Backbordseite offen blieb und in dessen Dunkel der WO mit seiner Lampe und seinem MasterBoard hantierte.
    »Was halten Sie davon?«, fragte er gerade.
    »Es gefällt mir nicht«, erwiderte Jennifer. »Das gefällt mir ganz und gar nicht.«
    Ich stand da und betrachtete die rotbraune Wand, die vor uns aufragte. Irgendwann fiel mir ein, dass ich den Handflammer gar nicht festhalten musste. Indem ich

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