Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Museumsschiff (Gaugamela Trilogie) (German Edition)

Museumsschiff (Gaugamela Trilogie) (German Edition)

Titel: Museumsschiff (Gaugamela Trilogie) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Matthias Falke
Vom Netzwerk:
konstruiert, transportierten die Priester auf die höheren und höchsten Plattformen der Treppenanlage. Und hier in der Arkade lief ein Laufband um, das zum Refektorium und zu den Seitenkapellen führte.«
    »Jajaja«, sagte sie. »Ausdenken kann ich mir viel. Aber seht euch lieber mal das hier an.«
    Sie schwebte jetzt an der rückwärtigen Wand, die den sonderbaren Wandelgang abschloss, und leuchtete diagonal nach unten.
    Indem ich mich mit Taylor und Lambert verständigte, sprang ich zu ihr hinüber, prallte neben ihr gegen die Wand und drehte mich dann um, während meine Füße in der Leere standen. Dann sah ich auch sofort, was sie meinte. Der Hallenboden war nur etwa zwei Meter mächtig. Darunter öffneten sich Durchbrüche, die den oberen beinahe spiegelbildlich entsprachen. Offenbar gab es hier Durchgänge zu einer zweiten Halle, die genau unter der großen war. Ihre Existenz hatten wir schon gemutmaßt, und wir vermuteten hier auch den Sarkopharg.
    »Für Respektspersonen einer Hochkultur«, witzelte Taylor, »ziemt es sich zwar nicht, sich so durch die Kanalisation zu drücken, aber uns kommt es zustatten.«
    Ich glaubte auch nicht daran, dass dies die normalen Wege und Fortbewegungsweisen der Erbauer dieses Schiffes waren. Vermutlich waren in diesen Gängen wirklich Kraftfelder oder andere Arten von Infrastruktur eingebaut gewesen, die nun außer Funktion waren. Denkbar waren auch völlig andersartige Lösungen. Etwa Beförderungseinrichtungen aus organischer Substanz, vielleicht aus lebenden Wesen, die später herausgewittert waren und die nackten Stahlkonstruktionen zurückgelassen hatten.
    Taylor setzte sich rittlings auf die Kante, an der der Hallenboden zum Gang hin abbrach, und hangelte sich dann an einer der Säulen nach unten. Noch ehe wir ihm folgen konnten, hatte er sich durch eine der unteren Öffnungen gedrückt und war in die darunter liegende Halle getaucht.
    »Whow ...«, hörten wir ihn in der Kommunikation.
    »Habt ihr denn nie genug«, jammerte Jill. Sie stand an der Kante und sah unschlüssig zu uns herüber.
    »Seien Sie stark, Lambert«, feuerte Jennifer sie an. »Wir sehen uns noch diese Halle an und versuchen etwas über den Sarkopharg herauszufinden. In einer Stunde sitzen Sie in der Messe der ENTHYMESIS bei einem guten Drink.«
    Jill hob die Arme zu einer hilflosen Geste. Sie kam zu uns herübergeschwebt. Wir drehten sie um, die mitten in der Leere hing und mit den Beinen strampelte, und stießen sie durch die untere Öffnung in die zweite Halle hinaus. Dann folgten wir ihr.
    Meine erste Empfindung war Schwindel. Aber ich wusste nicht, warum. Erst als wir uns ein wenig verteilt und mit unseren Strahlern für eine gewisse Beleuchtung gesorgt hatten, begriff ich, was mich irritierte. Die Halle glich der ersten, nur dass sie tatsächlich wie ein Spiegelbild an ihr hing. Ihre Abmessungen waren etwas kleiner, statt der monumentalen Treppenanlage war hier ein braunroter Körper zu sehen, und anstatt sich vom Boden aus zu erheben, war er unter der Decke befestigt. Oder die Decke war eben hier der Boden. Die Basen der beiden Gebilde waren aneinander geheftet. Oder dieser rostfarbene Klotz von einigen hundert Metern Länge gehört zum Unterbau der Treppe. Er war ihr Fundament, eine Art Krypta, die in durchbrochenen Säulenhallen und Wandelgängen schwebte.
    Wir verständigten uns darauf, die Decke dieser Halle als ihren Boden anzusehen. Nach einem Moment der Überwindung katapultierten wir uns hinauf, aktivierten die Magnetsohlen wieder, die wir zuvor abgeschaltet gehabt hatten, und richteten uns auf. Wir schienen an der Decke eines großen Raumes zu hängen wie die Fliegen. Vor uns hing ein massiver rostroter Quader. Indem wir einige Schritte hin und her gingen, adaptierten wir uns dem neuen Koordinatensystem. Wir standen in einer niedrigen und langgestreckten Halle, an deren Seiten ein flacher, wie wir wussten bodenloser, Wandelgang umlief. In der Mitte der Halle erhob sich der braune Klotz, der fast bis zu ihrer Decke hinaufreichte, die nur etwa zwanzig Meter hoch war, und auch fast ihr gesamtes Volumen einnahm. Nur an den Längsseiten konnte man in einer schmalen Flucht an ihm entlang sehen, der wenigstens zweihundert Meter lang war.
    Das Ding sah aus wie angelaufenes Eisen. Die Oberfläche war zwar glatt, was den Eindruck blätternden Rostes wieder relativierte, aber von ungleichmäßiger Farbe, die im Mittel ein kupfriges Rotbraun behauptete, in verwischten Flecken aber auch ins

Weitere Kostenlose Bücher