Museumsschiff (Gaugamela Trilogie) (German Edition)
–, aufgibt, dann leider er nicht mehr. So weit war der Commodore, allen Entmutigungen zum Trotz, noch nicht. Er hatte sich dem Nichts noch nicht anheim gegeben.
»Zehn Tage«, sagte er zu dem Früchtchen, das sich in seiner linken Achsel räkelte. »Eine Woche war als äußerster Rahmen im Marschbefehl festgelegt. Wenn sie dem Schiff solange folgen, überdehnen sie den Operationsradius ihres Explorers. Dann ist es gleichgültig, ob sie noch zurückzukommen versuchen.« Er seufzte. Svetlana, das Zuckerpfötchen, schwieg. Ihre Meinung war auch nicht gefragt. Sie diente dem wehmütigen Alten nur als Bande, gegen die er seinen Weltschmerz spielen konnte. »Wenn wir die ENTHYMESIS und ihre Crew verlieren, gehen wir des letzten Trumpfs verlustig, den wir noch im Ärmel hatten. Es war unser letztes unabhängiges Schiff und unser bestes Team.« Wiszewsky sah sorgenvoll in den funkelnden Sternenraum hinaus. Seit über einem Jahr war er ohne Nachricht von Eschata, der Gruppe von Kolonien, die die MARQUIS DE LAPLACE im Nebel M 42 ausgesetzt hatte. Und nun war auch noch die ENTHYMESIS abgängig.
Da der Explorer in mehreren Lichtjahren Entfernung vom Mutterschiff operierte, um das fremde Schiff im tiefen Raum abzufangen und es auf seiner Bahn zu verfolgen, war eine unmittelbare Kontaktaufnahme unmöglich. Nur Warpraumsonden konnten diese Distanz überwinden und als automatische Kuriere eine indirekte Kommunikation aufrecht erhalten. Aber diese Sonden standen nur in begrenztem Umfang zur Verfügung. Dennoch entschloss Wiszewsky sich, das Opfer zu erbringen. »Wenn wir bis morgen keine Nachricht von der ENTHYMESIS haben«, sagte er, »werde ich Frankel eine Sonde abschwätzen müssen.«
Aber auch diese Nacht verging, ohne dass ein Lebenszeichen von dem ausgesandten Explorer zur MARQUIS DE LAPLACE gedrungen wäre. Wiszewsky bestellte Dr. Frankel zu sich und wies ihn an, eine Lambda-Ionensonde abzufeuern, um nach dem vermissten Schiff zu suchen. Wie er erwartet hatte, brachte der Wissenschaftler Einwände vor. Eine Sonde konnte keine eigenständige Rettungsmission durchführen. Zwar waren die automatischen Steuerungen auf intelligentes Verhalten programmierbar, aber allein aufgrund ihrer Ausstattung würde eine Sonde im Ernstfall wenig helfen können. Sollte sich die Crew der ENTHYMESIS also in Gefahr befinden oder in eine Situation geraten sein, aus der sie sich nicht selbst befreien konnte, wäre die Sonde machtlos. Man hätte Treibstoff verschwendet, einen kostbaren und in der gegenwärtigen Phase unersetzlichen Flugkörper riskiert und letztlich doch nur einem sentimentalen Bedürfnis nach Helfen-Wollen nachgegeben, wo man faktisch nicht helfen konnte.
»Ja«, entgegnete der Commodore, der es nicht gewohnt war, auf Widerspruch zu stoßen, »aber die Sonde könnte zurückkehren und uns über die Lage informieren. Im schlimmsten Fall würde die MARQUIS DE LAPLACE selbst einschreiten und den Vermissten zu Hilfe eilen müssen.«
Frankel schüttelte den Kopf. Seine Beweisführung war so unwiderleglich, wie seine Beweggründe durchsichtig waren. Was auch immer die ENTHYMESIS davon abhielt, zur MARQUIS DE LAPLACE zurückzukehren, es würde wohl auch eine selbststeuernde Sonde abzufangen in der Lage sein. Gesetzt, eine feindlich gesinnte Macht hätte den Explorer gekapert, so wäre sie mit Sicherheit auch wachsam genug, die Sonde an ihrer Rückkehr zu hindern. Wer oder was es auch immer sein mochte, dem Norton und die Seinen ins Netz gegangen waren, sie würden mit einer Drohne kein großes Federlesens machen. Und wenn es einen Unfall gegeben hatte, so würde die Sonde nichts ausrichten können, zumal sie höchstwahrscheinlich ohnehin zu spät käme.
Wiszewsky schwieg. Er bereute, dass er Svetlana von der Unterredung ausgeschlossen und auf einem Treffen unter vier Augen bestanden hatte. Zwar beteiligte sich die Komarowa für gewöhnlich nicht an den Diskussionen, die der Oberbefehlshaber mit seinen Piloten und Wissenschaftlern zu führen hatte, aber ihre Gegenwart stärkte ihm den Rücken.
Er verspürte in sich den Wunsch, ein Machtwort zu sprechen und Frankel zu befehlen, die an ihn ergangene Anweisung auszuführen, statt sich in fadenscheinige Händel zu verlieren. Denn die Motivation des amtsführenden Leiters der Planetarischen war offensichtlich.
Er wartete das Ende der regulären Schicht ab. Nachdem er mit Svetlana zu Abend gespeist hatte, legte er sich ins Bett, verließ es aber wenig später unter dem Vorwand
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