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Museumsschiff (Gaugamela Trilogie) (German Edition)

Museumsschiff (Gaugamela Trilogie) (German Edition)

Titel: Museumsschiff (Gaugamela Trilogie) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Matthias Falke
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auf, dann lief es wie ein Ruck durch den riesigen stählernen Leib.
    »Wir sind gestartet«, sagte Jennifer. Es war eine vollkommen nüchterne, tonlose Feststellung.
    Jill war auf die Knie herabgesunken, als müsse sie sich am Boden festklammern. Durch die Kommunikation drang nur ihr Schluchzen an mein Ohr. Taylor hielt das MasterBoard an beiden ausgestreckten Armen vor sich und filmte das Panorama in satten Breitbandscans. »Wie meinen Sie das?«, fragte er nach einer Weile.
    »Das Triebwerk hat gezündet«, antwortete Jennifer schlicht. »So etwas spürt man.«
    Ich schüttelte den Kopf. Noch wollte ich nicht glauben, was hier geschah, und ich weigerte mich, die Konsequenzen daraus zu realisieren.
    »Und die ENTHYMESIS?«, fragte ich.
    Sie war nicht fest mit dem fremden Schiff verbunden gewesen. Wir hatten lediglich die Geschwindigkeiten aufeinander abgestimmt, sodass unser Explorer reglos über dem Mittschiff des anderen Schiffes geschwebt war.
    »Liegt jetzt schon einige tausend Kilometer hinter uns«, sagte Jennifer.
    Wir standen fassungslos da und starrten in die festlich erleuchtete Halle hinaus. Immer neue Lichtschnüre spannten sich durch den freien Raum zwischen der Basis und dem Baldachin hoch über uns. Immer neue Farben fluteten über die Terrassen und füllten die Arkaden tief unter unseren Füßen.
    »Glauben Sie, dass es einen Warpantrieb aktiviert hat?«, fragte Taylor.
    Er hatte sein MasterBoard jetzt auf Stand By geschaltet und sah uns mit herunterhängenden Armen an.
    »Ich hoffe es zumindest«, gab Jennifer zurück. Und als wir sie verständnislos anglotzten, setzte sie hinzu: »Wir haben nämlich nur noch Luft und Energie für vierzig Stunden.«
    Daran hatte ich überhaupt noch nicht gedacht. Ich kam auch nicht dazu, mir auszurechnen, wie weit wir in dieser Zeit gelangen konnten. Denn als das Farbenspiel seinen äußersten Höhepunkt erreicht zu haben schien, an dem eine Steigerung nicht mehr vorstellbar war, geschah etwas Neues, das uns endgültig den Atem raubte. In der Stirnwand, die uns genau gegenüberlag, und in den oberen Regionen der Seitenwände bildeten sich purpurfarbene Ovale. Sie schnürten große Zellen ab, die jeweils zwanzig bis dreißig Meter Durchmesser hatten. Indem die Umrandungen dieser Zellen immer intensiver aufglühten, wurde ihr Inneres immer farbloser. Und dann wurde die Wand an diesen Stellen durchscheinend. Riesige Bullaugen bildeten sich, durch die wir, wie durch gewaltige Panoramascheiben, in den Kosmos hinaussehen konnten.
    Das Schiff hatte keinen Warpantrieb benutzt, denn es waren Sterne und ferne Galaxien zu sehen. Wir befanden uns nicht im Hyperraum, sondern im realen Universum. Das war ein schlechtes Zeichen. Denn bei konventioneller Flugleistung konnten wir unmöglich in zwei Tagen ein bestimmtes Ziel erreichen. Wir würden Millionen Jahre bis zum nächsten System benötigen. Vielleicht hatte das Schiff eine Kurskorrektur vorgenommen. Es reiste zwischen den fernsten Supergalaxien und alle paar Millionen Jahre aktivierte es sich, um die Bahn zu stabilisieren. Aber irgendetwas stimmte trotzdem nicht.
    »Das ist unmöglich«, stammelte Jennifer. Sie war dicht neben mich getreten und fasste mich am Arm, als müsse sie sich stützen.
    Ich packte sie unter der Schulter und folgte ihrem Blick, der fassungslos auf das große Auge in der Stirnwand gerichtet war. Man sah den Raum, in ihm trieben Milchstraßen und Spiralnebel. Sie zogen gemächlich dahin.
    »Wir bewegen uns«, stellte Taylor fest.
    »Ja«, sagte Jennifer, »und zwar so schnell, dass Galaxien vorübergleiten wie Inseln vor einem Kreuzfahrtschiff.«
    Ich starrte hinaus und versuchte unsere Geschwindigkeit abzuschätzen.
    »Wir müssen tausendmal schneller sein als das Licht«, sagte Jennifer. »Millionenmal schneller.«
    »Aber wie ist das möglich«, fragte ich. »Das Schiff hat keinen Warptunnel geöffnet. Kein fester Gegenstand kann sich im Raum so schnell bewegen.«
    »Ich weiß es nicht«, gab sie zurück.
    Lambert kauerte auf den Fersen. Sie barg das Gesicht in den Händen, was aufgrund des Helmvisiers aussah, als betrachte sie ihre Handschuhe aus nächster Nähe. Wir hörten ihr verzweifeltes Wimmern. Taylor stand da, das MasterBoard in der Hand, und starrte mit glasigen Blicken an uns vorbei. Ich legte den Arm um Jennifer und zog sie zu mir herum, sodass ich sie anschauen konnte.
    »Was geschieht mit uns?«, flüsterte sie. Es war mehr Ehrfurcht als Angst in ihrer Stimme. Sie wirkte gefasst. Aber

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