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Museumsschiff (Gaugamela Trilogie) (German Edition)

Museumsschiff (Gaugamela Trilogie) (German Edition)

Titel: Museumsschiff (Gaugamela Trilogie) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Matthias Falke
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Taylor sich zu sagen. In den kleinen Verhältnissen, aus denen er stammte, hatte er sich eine Geschmeidigkeit angewöhnt, die flexibel war, ohne unterwürfig zu sein, und die beharrlich sein konnte, ohne stur zu wirken. Ich mochte ihn. Letztlich aus den gleichen Gründen, aus denen Jennifer ihn verachtete. Ein Hauch von Anbiederung schwang immer bei ihm mit.
    »Was er sagen wollte, Commander«, schaltete Lambert sich ein, »ist, dass dieses Kraftfeld von einer völlig anderen Qualität ist ...« Es war ihre erste Äußerung seit langem. In den letzten achtundvierzig Stunden hatte sie nur klägliches Wimmern von sich gegeben. Ihre Wortmeldung ließ mich aufhorchen.
    »Dann sagen Sie uns, was Sie herausgefunden haben«, kam Jennifer meiner Aufforderung an Taylor zuvor.
    »Das Feld oszilliert, Sir«, platzte er heraus. »Ich habe festgestellt, dass es mit rund einem Kilohertz moduliert. Genau 998 Hertz. Und als ich diese Schwingungen analysierte, kam heraus, dass das gesamte Feld 998 Mal in jeder Sekunde neu aufgebaut wird.«
    »Das ist interessant, Taylor«, sagte ich müde.
    Ich war an die Kante der Plattform getreten, auf der wir seit zwei Tagen festsaßen, und schaute in die Halle hinaus, deren vordere Hälfte unter uns lag. Immer noch glitten gelbe und kobaltblaue Lichtsäulen durch die Arkaden, die die Halle an drei Seiten umliefen. Es sah aus, als führen immaterielle U-Bahnen durch diese Schächte. Auch die beiden gewaltigen jadegrünen Lichtbögen, die die gesamte kilometerlange Halle entlang ihrer Diagonalen durchspannten, flimmerten noch so, wie sie sich bei der Aktivierung des Reaktors entfaltet hatten. Rotes, in sich flutendes Licht strömte über die Skulpturen und Reliefs, die die Plattformen der treppenartigen Rampe schmückten. In der Tiefe standen die Dreier- und Fünfergruppen der steinernen Wesen, deren zottige Frisuren und exzentrische Werkzeuge in der bizarren Beleuchtung noch grotesker wirkten.
    Wie von weit her lauschte ich Taylors Worten, die wie Bittsteller vor meinem Ohr stehengeblieben waren und nun einzeln hereinkamen. Ich bewunderte seinen Forschergeist. Vielleicht als einziger von uns hatte er Haltung bewahrt und sich der Verzweiflung nicht überlassen. Seine Einsichten waren die großartigsten und sinnlosesten, die je ein Mensch gemacht hatte. Wie ein zum Tode verurteilter Häftling einer Strafkolonie enträtselte er noch die Konstruktion der Apparatur, die ihn im gleichen Augenblick zermalmte.
    »Unser Flug ist gar nicht so gleichmäßig, wie er erscheint?«, fragte Jennifer.
    »Er ist sogar sehr unruhig«, führte Taylor aus. »Wir bemerken nur nichts davon, weil die Turbulenzen viel zu schnell für unsere Sinne erfolgen. Und weil die Masse des Schiffes und die enorme Leistung des Generators sie überdecken.«
    »Wo sind wir?«, fragte ich. Mir war aufgefallen, dass die Aussicht sich verändert hatte. Einzelne Sterne zogen in der Nähe vorbei. Manche von ihnen sogar so nahe, dass sie nicht mehr als Lichtpunkte, sondern als pulsierende Feuerbälle wahrzunehmen waren. Statt isolierter, in großen Abständen daliegender Galaxien bestimmte ein schimmerndes Lichtband, das sich zu einer kugeligen Klumpung zusammenballte, den Horizont.
    Jennifer sah nur kurz auf. »Wir haben«, sagte sie, »während du Siesta hieltest, Andromeda links liegen lassen und fliegen zur Stunde in die Milchstraße ein.«
    Also doch! Das perlmuttfarben schimmernde Sternenband hatte mich entfernt an irdische Nächte erinnert. Wir rasten in unsere Heimatgalaxie und schossen auf ihr Zentrum zu.
    Ich sah auf die Uhr. Wenn unsere Schätzung, was die Geschwindigkeit des Schiffes anging, stimmte, konnten wir die gesamte Galaxie in wenigen Tagen von einem zum anderen Ende durchqueren. Aber vermutlich würde das Schiff ein Ziel in ihrer Peripherie ansteuern. Es hatte in den vergangenen 48 Stunden einen Teil der sternenlosen Zonen der Lokalen Gruppe hinter sich gelassen. Jetzt schien es ein Ziel anzuvisieren, das nur in einem peripheren Bereich der Galaxis liegen konnte. Welcher Macht auch immer dieses Schiff unterstand und welchem Befehl es auch immer bei seinem automatischen Manöver gehorchte, es war denkbar, dass es bereits in wenigen Stunden irgendwo sein Ziel erreichte.
    Jill hatte meine Bewegung bemerkt. »Noch Sauerstoff für zwei Stunden«, sagte sie. »Eines kann ich euch sagen: bevor ich ersticke, verpasse ich mir lieber selber eine Ladung!«
    Sie nestelte nervös an ihrer Offizierspistole. Jennifer brachte sie mit

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