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Museumsschiff (Gaugamela Trilogie) (German Edition)

Museumsschiff (Gaugamela Trilogie) (German Edition)

Titel: Museumsschiff (Gaugamela Trilogie) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Matthias Falke
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Offiziere beider Stäbe zu einer dringlichen Sitzung. Keine halbe Stunde, nachdem die ENTHYMESIS selbsttätig in ihrem Hangar im Großen Drohnendeck festgemacht hatte, präsentierte er sich frisch rasiert und in Admiralsuniform, mit einer schwarzen Binde um den Oberarm. Er war übernächtigt, aber gefasst. Mit klaren Worten berichtete er von der Aktion der zurückliegenden Nacht und teilte ihre Ergebnisse mit. Dann verkündete er einen neuen Marschbefehl, der sofort ausgeführt wurde. Sämtliche Späher wurden zurückbeordert. Die MARQUIS DE LAPLACE wurde in Alarmbereitschaft versetzt, und noch am selben Tag wurde sie in einen anderen Quadranten verlegt. Sie flog in die Dunkelwolke ein und verbarg sich in deren äußeren Regionen. Dort widmete man sich der Auswertung der Daten, die man in den Speichern der ENTHYMESIS gefunden hatte. Man konnte die Crew bis zu dem Augenblick verfolgen, da sie den Sarkopharg entdeckt hatte. Dann überlagerte ein ungewöhnlich heftiger Energieausbruch die Kommunikation. Der Kontakt zu Norton und den anderen war abgebrochen. Ein Feld von außerordentlicher Stärke war aufgebaut worden. Wenig später hatten die Instrumente eine Warpsignatur von ebenfalls ungewöhnlicher Heftigkeit registriert. Das fremde Schiff war von den Schirmen verschwunden. Und mit ihm Commander General Norton, Major Ash, Captain Lambert und WO Taylor.
     
     
    Der Chronist
     
    Die Geschichte ist die Geschichte des Willens zur Macht und nichts außerdem. Man mache sich nichts vor. Moral kommt in der Geschichte nur als Bemäntelung vor, als potemkinsches Blendwerk, als Kulisse und Propaganda, als Rechtfertigung ex post. Mit der Sache hat sie nichts zu tun. Alexander zog nicht nach Osten, um Persern und Indern die aristotelische Philosophie zu bringen. Und die Scipionen und Caesaren unterwarfen die Völker des Mittelmeerraumes nicht, um ihnen das Römische Recht zu bringen. Sie wollten sie unter den Einflussbereich des Römischen Rechtes zwingen, aber das ist etwas anderes. Jahrhundertelang wurden die farbigen Völker dreier Kontinente von Kreuzfahrern und Conquistadoren dahingemetzelt, stets unter dem Vorwand, ihnen das Ewige Leben zu bescheren. Auch Bonaparte hat Preußen nicht zerschmettert und ist nicht in Russland einmarschiert, um ihren Völkern den Code Napoleon zu bringen. Die Yankees mögen vielerlei Beweggründe im Sezessionskrieg gehabt haben, aber mit Sicherheit haben sich die weißen Männer aus den Nordstaaten nicht abschlachten lassen, um den schwarzen Sklaven im Süden die Freiheit zu verschaffen. Die Angelsachsen haben Deutschland im Weltkrieg nicht besiegt, um die Juden zu retten oder Europa zu befreien. Churchill kämpfte um das Empire, der Holocaust war ihm herzlich gleichgültig. Roosevelt focht für die Vollbeschäftigung. Er hat sein Ziel erreicht, während der Mann mit der Zigarre miterleben musste, wie die unterworfenen Völker seines Weltreiches die Phrasen seiner Weltkriegsreden wörtlich nahmen und auch für sich Freiheit und Selbstbestimmung einforderten. Osteuropa kam ähnlich schnell dahinter, was es bedeutete, von der Roten Armee befreit worden zu sein, während der neugegründete Staat der jüdischen Flüchtlinge seine verdutzten Nachbarn mit einer Serie von Blitzkriegen bester deutscher Machart überzog. Die einstigen Kolonialherren entließen unterdessen ihre Völkerschaften in die Unabhängigkeit. Auch hier täusche man sich nicht. In der Nacht, in der die Briten abzogen, erlebte Indien eines der schlimmsten Gemetzel seiner Geschichte. Südamerika taumelt seit Bolivar, Afrika seit der Mitte des 20. Jahrhunderts durch nicht endenwollende Albträume von Kriegen und Bürgerkriegen, Putschen und Militärdiktaturen. Und der Satz, die schlechte eigene Regierung sei immer noch besser als die gute fremde, stimmt immer nur für den, der zufällig gerade zur Nomenklatura gehört. Es gibt nur Macht und Leerstellen von Macht. Die großen Mächte kämpfen nicht für Ideen, geschweige für die Wohlfahrt ihrer Völker, sondern um homogene und arrondierte Machtbereiche. Schlimmer als die Ungerechtigkeit der ausgeübten Macht ist das Machtvakuum. Deshalb engagieren sich Großmächte nicht aus moralischen, sondern aus realpolitischen Erwägungen. Man interveniert, wo Rohstofflieferungen oder Handelswege gefährdet sind. Die Weltgemeinschaft befreite Kuwait, das bis dahin nicht im Verdacht stand, ein demokratisches Musterland zu sein, und sah über Dutzende von Kriegen, Bürgerkriegen und Genozide auf

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