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Museumsschiff (Gaugamela Trilogie) (German Edition)

Museumsschiff (Gaugamela Trilogie) (German Edition)

Titel: Museumsschiff (Gaugamela Trilogie) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Matthias Falke
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einer energischen Handbewegung dazu, die Waffe wieder wegzustecken. Für Kurzschlusshandlungen war es noch ein wenig früh.
    »Lassen Sie das«, sagte Jennifer. »Sparen Sie die Energiezelle. Vielleicht brauchen Sie sie noch für andere Ziele als für sich selbst.«
    Lambert hatte die Waffe wieder gesichert und im Halfter an ihrem rechten Oberschenkel verstaut. »Was meinen Sie denn damit?«, wimmerte sie.
    Jennifer hatte sich erhoben und war an meine Seite gekommen.
    »Dort hinten ist das Triangulum von Shiga«, sagte Jennifer plötzlich und deutete nach steuerbord, wo auf zwei Uhr eine charakteristische Konstellation lag. »Und dort ist der Elefantennebel!«
    Ich sah zu den beiden anderen. Taylor hockte im Schneidersitz am Boden. Er hatte das MasterBoard auf dem Schoß und bediente es mit der Rechten. Ich wies ihn an, unsere Position zu bestimmen. Schon flimmerten erste Sternensymbole und Vektoren durch das holographischen Feld. Den linken Arm hatte er um Lambert gelegt, die neben ihm saß und den Kopf an seine Schulter lehnte.
    »Nicht nötig«, erklärte Jennifer. »Ich weiß, wo wir sind.«
    Ich runzelte die Stirne und forderte sie auf, deutlicher zu werden. Aber ihre Stimme verhieß wenig Gutes.
    »Wir sind nicht im unierten Teil der Galaxis«, sagte Jennifer, »oder in dem, was einmal zum Einflussbereich der Union zählte.«
    Ich nickte. Auch ich erkannte jetzt immer mehr Konstellationen.
    »Das ist eine fremde Interessenssphäre«, schloss Jennifer. »Wir haben die Demarkationslinie vor einigen Minuten hinter uns gelassen.«
    Und wer diese Fremden waren, das bedurfte keiner näheren Ausführungen mehr.
     
    *
     
    Dies ist die Rede, die Lieutenant Major Reynolds, suspendierter Wissenschaftlicher Offizier des Explorers ENTHYMESIS und Leitender Direktor des Unierten Programms zur Entwicklung Erweiterter Warpfähigkeit für Lambda-Ionensonden, am 500. Tag des Bestehens der Kolonie Eschata I in der Großen Messe vor den vollzählig angetretenen Offizieren und Mannschaften seiner Einheit hielt:
    »Männer und Frauen von Eschata I, Techniker, Ingenieure, Offiziere des Sondenprogramms, ich bin kein Politiker und ihr seid keine wahlberechtigte Bevölkerung. Deshalb brauche ich euch nicht zu sagen, was für einen großartigen Job ihr macht und wie zufrieden ich mit der Leistung jedes einzelnen von euch bin. Es ist auch nicht nötig, das bisher Erreichte zusammenzufassen, auf die Schwierigkeiten hinzuweisen und die Möglichkeiten des weiteren Weges in Aussicht zu stellen, denn dies alles ist bekannt. Ich möchte vielmehr einen Ausblick geben, den ich in die Gestalt eines Gedankenexperimentes fasse.
    Stellen wir uns ein Brettspiel vor, bei dem jeder Schritt immer doppelt soviel kostet wie der vorangegangene. Ein Feld vorzurücken, kostet einen Stein, das nächste zwei, das übernächste vier, und immer so fort. Es leuchtet ein, dass die Reichweite dadurch sehr stark begrenzt wird. Meine Spielfigur scheint bald an eine unsichtbare Mauer zu stoßen. Und selbst wenn ich meine Steine durch Zukäufe vermehre, werde ich meinen Radius dadurch nur um ein oder zwei Felder hinausschieben können. Der Kraftaufwand wird immer größer, aber der erzielte Effekt wird in der Relation dazu immer geringer.
    Der Erfinder des Schachspiels forderte seine Bezahlung in Form von Reis. Und zwar sollte der König, der das Spiel in Auftrag gegeben hatte, auf jedes Spielfeld immer doppelt so viele Körner wie auf das vorangegangene legen, ausgehend von dem einen einzelnen Reiskorn auf dem ersten Feld. Der König lächelte verächtlich, aber als es an die Ausbezahlung ging, sah er sich außerstande, der Forderung nachzukommen, denn sämtliche Vorräte seines Reiches genügten nicht, die leicht zu errechnende, aber schwer vorzustellende Summe von zwei hoch dreiundsechzig Reiskörnern zusammenzubringen.
    Ihr alle wisst, wovon ich rede. Seit mehr als einem Jahr mühen wir uns mit diesem Problem herum. Die Vorarbeiten an Bord der MARQUIS DE LAPLACE hinzugenommen, sind es sogar schon über drei Jahre, in denen wir uns damit abquälen, hier und da noch eine Handvoll Reiskörner zusammenzukratzen. Aber wo die Zahlen exponentiell in die Höhe springen, wirken diese Anstrengungen lächerlich.“
    An dieser Stelle berichtet das Protokoll von einem unwilligen Murren und einer aufgebrachten Unruhe, die sich unter den Zuhörern breitgemacht habe. Seit Monaten und Jahren hatten sie sich immer verbissener in ihre Arbeit hineingewühlt. Die meisten ahnten, dass

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