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Muss ich denn schon wieder verreisen?

Muss ich denn schon wieder verreisen?

Titel: Muss ich denn schon wieder verreisen? Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Evelyn Sanders
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hatte Frau Marquardt gesagt. Es könnte jedoch auch entschieden wärmer werden, zum Beispiel in der Wüste, oder kälter, jedenfalls oben in den Bergen. Regen sei unwahrscheinlich, aber nicht unmöglich, man sollte darauf vorbereitet sein.
    Was schließlich im Koffer lag, hätte sowohl für einen Aufenthalt in den Tropen als auch für eine Expedition nach Finnland gereicht. Nur auf den Schirm verzichtete ich.
    In Israel hatte gefälligst die Sonne zu scheinen, regnen tat’s hier schon genug.
    Entgegenkommenderweise fuhr mich Rolf zum Bahnhof (1600 m!), zu den übrigen dreihundert Kilometern konnte ich ihn nicht überreden. »Früher hast du doch auch immer den Zug benutzt!«
    Früher! Da hatte ich noch kein eigenes Auto gehabt. Was war mir also anderes übriggeblieben? Nun besaß ich endlich eins, doch das war noch so neu, daß ich es nicht übers Herz brachte, es zehn Tage lang auf einem Münchner Parkplatz dem Novembernebel auszusetzen. In der Garage war es besser aufgehoben, und den Zündschlüssel hatte ich vorsichtshalber versteckt. Erst in der Altstadt von Jerusalem fiel mir ein, daß der Zweitschlüssel nach wie vor neben der Haustür hing, was den Zwillingen auch nicht entgangen war. Bei meiner Rückkehr hatte der Wagen hundertfünfzig Kilometer mehr auf dem Tacho und eine kleine Delle in der hinteren Stoßstange. »Du mußt endlich einen anderen Platz für die Mülltonne finden!« hatte Katjas Entschuldigung gelautet.
    München, die Stadt mit Herz, aber ohne Gepäckträger. Kofferkulis waren Mangelware, also siebzehneinhalb Kilo Gepäck den Bahnsteig entlangschleppen. Die Uhr zeigte zehn Minuten nach zwölf, Zeit genug, um pünktlich am Flughafen zu sein.
    Damals gab es noch nicht die futuristische Weltraumstation im Erdinger Moos; dagegen wurde immer noch lebhaft protestiert und demonstriert. Allerdings liegt Riem auch nicht in direkter Bahnhofsnähe, doch dorthin fährt jede halbe Stunde ein Bus. Der stand auch schon da, war verschlossen und der Fahrer nirgends zu sehen.
    Nun kann man in, vor oder neben einem Bahnhof stehen, wo man will, es zieht immer. In dieser Ecke zog es ganz besonders heftig. Als der Busfahrer endlich kam, Bild und Bockwurst in der Hand, klapperte ich bereits mit den Zähnen. »Warten S’ scho lang?«
    »Weiß ich nicht, aber als ich hier angekommen bin, waren meine Haare noch blond!«
    Er lachte, griff nach meinem Koffer und hievte ihn in den Bus. Der füllte sich allmählich. Die ohne Gepäck mit Blümchen in der Hand waren Abholer, ganz klar, doch wer von den anderen Fahrgästen würde wohl zu unserer Reisegruppe gehören? Etwa der Dicke mit den ledernen Kniebundhosen? Kaum, der sah viel zu bodenständig aus. Dann schon eher die hagere Dame im Tweedkostüm, pensionierte Studienrätin oder vielleicht auch Bibliothekarin mit fundierten Geschichtskenntnissen. Sie zog ein Buch aus der Tasche und schlug es auf. Es war ein Katalog der italienischen Renaissance-Malerei, und die würde sie in Israel mit Sicherheit nicht finden. Reiseziel Rom oder Mailand, vermutete ich.
    Zwei Jünglinge stiegen in den Bus, sonnengebräunt (Höhensonne) und in modischem Outfit. Wahrscheinlich Karibik-Touristen, zu jung für eine Kreuzfahrt, zu blasiert für Mallorca.
    Der Fahrer hatte schon die Türen geschlossen, als eine heftig winkende Frau aus dem Bahnhof stürmte. Hinterher keuchte ein kleiner beleibter Mann, in jeder Hand einen riesigen Koffer, über eine Schulter eine Reisetasche, über die andere eine Videokamera gehängt, um den Hals die Riemen von zwei Fotoapparaten gewickelt, unterm Arm einen Regenschirm. Die Frau trug nur eine Handtasche, mit der sie jetzt energisch gegen die Scheibe klopfte. »Wir müsse no mit!«
    Während sich die Tür öffnete, drehte sich die Frau um. »Wo bleibsch denn, Hoini? Siehsch du net, daß dä Bus abfahre will?«
    Heini japste nur und legte noch einen Schritt zu. Er wäre samt seinem Gepäck die Stufen hinaufgefallen, hätte nicht der Fahrgast neben der Tür rechtzeitig zugegriffen und den Lastesel festgehalten. »Ich weiß ja nicht, wohin Sie fliegen«, sagte er lachend, die Koffer in den Bus ziehend, »aber warum packen Sie nicht bloß die Garderobe ein und lassen den Kleiderschrank zu Hause?«
    Heini schüttelte nur den Kopf, kroch auf allen vieren die Stufen hinauf und ließ sich auf den nächsten freien Sitz fallen. »Ich… nur Tasche… Rest… meine Frau«, keuchte er immer wieder nach Luft schnappend.
    »Man muß ebe uf alles vorbereitet sei. Ich hab’

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