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Muss ich denn schon wieder verreisen?

Muss ich denn schon wieder verreisen?

Titel: Muss ich denn schon wieder verreisen? Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Evelyn Sanders
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mi genau informiert. In Israel herrsche Temparaturunterschiede bis zu fünfundzwanzig Grad.«
    Meine ersten Mitreisenden hatte ich also kennengelernt, einen Teil der übrigen bekam ich vor dem Flughafengebäude zu sehen. Zehn Minuten lang war ich auf der Suche nach dem richtigen Schalter durch das Terminal geirrt, hatte mehrmals Heinis Weg gekreuzt, der sein Gepäck jetzt auf einem Wägelchen vor sich herschob und auch ziemlich ratlos aussah, dann hatte ich mich an jemand Uniformiertes gewandt. »Die El Al hat ein extra Abfertigungsgebäude«, wurde mir erklärt. »Sie müssen wieder raus und dann nach links.«
    Links sah ich zunächst einen hohen Zaun mit Stacheldraht obendrauf. Davor stand ein Schützenpanzerwagen der Bundeswehr. Ein paar Soldaten lehnten gelangweilt am Zaun, zwei Polizisten erörterten die Siegeschancen des Füssener Eishockeyclubs. Zweifellos hatte ich wieder einmal rechts mit links verwechselt und war vor einer Kaserne gelandet. Ich wollte gerade umkehren, als ich Heini nebst Gattin sichtete. Zielstrebig steuerten sie das kleine Türchen im Zaun an, wurden aber vorher von den Polizisten gestoppt. Was sie sagten, konnte ich nicht verstehen, doch als Frau Heini in ihrer Handtasche kramte, wurde ich stutzig. Sollte diese bewachte Festung tatsächlich das gesuchte Gebäude sein?
    Heinis durften passieren, nachdem sie ihre Tickets vorgewiesen hatten. Ich mußte draußen bleiben, weil ich zwei Tickets in der Tasche hatte und Irene ohne das ihre von dem Zerberus am Tor nicht durchgelassen worden wäre. Wo blieb sie überhaupt?
    Ein weiterer Bus hatte seine Fracht ausgeladen, zwei Lodenkostüme und ein Regenmantel verschwanden hinter dem Zaun, aus einem Taxi kletterte ein jugendliches Pärchen mit zwei Rucksäcken, zeigte seine Papiere, wurde durchgewinkt – nur ich stand draußen vor der Tür und genoß die ungeteilte Aufmerksamkeit der herumlungernden Soldaten. Schließlich kam einer auf mich zu. »Warten Sie auf jemanden?«
    »Wieso? Sehe ich so aus?«
    Er grinste nur. »Wenn Sie die Maschine nach Tel Aviv erreichen wollen, sollten Sie sich beeilen.«
    »Warum denn? Die startet doch erst in anderthalb Stunden.«
    »Eben drum!« sagte er, fügte jedoch erklärend hinzu: »Da drinnen dauert’s noch eine Weile, ehe Sie durch sind.«
    Aus dem weiter hinten liegenden Gebäude kam jemand angerannt. »Du lieber Himmel, wo bleiben Sie denn?« rief Frau Marquardt schon von weitem. »Worauf warten Sie noch?«
    »Auf meine Freundin.«
    »Wo ist sie denn?«
    »Eine gute Frage. Die nächste bitte.« Dann fiel mir etwas ein. »Können Sie nicht schon meinen Koffer mitnehmen?«
    »Geht nicht, den müssen Sie gleich selber öffnen. Aber wenn Ihre Freundin nicht in den nächsten zehn Minuten …«
    Direkt vor uns hielt mit quietschenden Bremsen ein Mercedes der oberen Preisklasse, die Tür ging auf, aber mit meiner Gardinenpredigt, die ich mir schon vorher zurechtgelegt hatte, kam ich gar nicht zum Zuge.
    »Reisen bildet«, sagte Irene zur Begrüßung, »vor allem Staus. Wir haben eine Dreiviertelstunde lang dringehangen.« Koffer raus, ein Abschiedsküßchen für den Prominentenzahnarztfreund, kurzer Rundumblick, der am Zaun hängenblieb.
    »Müssen wir da rein?«
    »Ja.«
    »Warum gehen wir dann nicht?«
    Es gibt Momente, in denen auch bei mir niedere Instinkte durchbrechen. Am liebsten hätte ich Irene den Hals umgedreht.
    »Kommen Sie immer in der letzten Minute?« wollte Frau Marquardt wissen, nachdem ich die beiden miteinander bekannt gemacht hatte.
    »Beinahe wäre ich überhaupt nicht gekommen«, sagte Irene unbekümmert. »Wer läßt sich schon freiwillig aus dem Paradies vertreiben? Kannst du dich noch an Uschi erinnern?«
    »Uschi?« überlegte ich halblaut. »Welche denn? Wir hatten doch drei in der Klasse.«
    »Uschi Meineke, die mit dem künstlerischen Touch. Bühnenbildnerin wollte sie werden, hat auch ein paar Semester in München studiert und dann den vermickerten Studenten der Zahnmedizin geheiratet.«
    »Ach, die Uschi meinst du. Der Student war wohl dein Chauffeur von eben?«
    »Kaum zu glauben, nicht wahr? Bisher kannte ich ja bloß ihr niedliches Sechs-Zimmer-Ferienhaus in Antibes, aber gegen den Schuppen in Garching ist das wirklich nur eine bessere Gartenlaube. Hallenbad und Sauna im Keller, Treibhaus im Garten, Köchin, Haushaltshilfe, Putzfrau, Gärtner – ich bin mir vorgekommen wie in einem Hollywoodfilm. Evelyn, ich habe den falschen Mann geheiratet. Nicht aus Zwiebeln erwächst

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