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Muss Lurion sterben

Muss Lurion sterben

Titel: Muss Lurion sterben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Silverberg
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war ein interessantes Thema, und zweifelsohne hatte sie sich für ihre Studien den zutreffendsten Planeten ausgesucht. Immer wieder kam ihm der Gedanke, daß in drei Wochen – nein, jetzt nur noch in zwei Wochen und ein paar Tagen – dieses Mädchen durch ihn vernichtet werden würde. Mit ihr die drei Milliarden Lurioni, deren Eigenschaften sie so eifrig studierte.
    „Wie lange wollen Sie noch auf Lurion bleiben?“ fragte er, indem er versuchte, die Frage so beiläufig wie möglich auszusprechen.
    „Oh, noch einen Monat vielleicht.“
    Gardner zuckte zusammen. Einen ganzen Monat!
    Sie fuhr fort: „Mein Visum läuft erst in zwei Monaten ab. Aber ich habe genug Grausamkeit gesehen. Die Leute hier haben es auf diesem Gebiet erstaunlich weit gebracht.“
    Gardner nahm sein anfängliches Thema wieder auf: „Sie reisen also in einem Monat ab … Dann werde ich schätzungsweise schon vor Ihnen wieder auf der Erde sein. Ich gehe in zwei oder zweieinhalb Wochen zurück.“
    Ihre Augen glänzten. „Sie werden sich vorstellen können, wie sehr ich Sie darum beneide! Ehrlich gesagt, ich kann die hiesige Welt nicht mehr ausstehen! Wenn ich eine Fahrkarte bekommen könnte, würde ich mit Ihnen oder schon früher zurückfahren. Aber es gibt erst wieder in einem Monat Karten, Ich habe mich schon erkundigt.“
    „Und ohne Erfolg, wie?“
    Sie schüttelte den Kopf. „Nichts zu machen. Nicht ein Platz ist zu haben!“
    Gardner fühlte das dumpfe Schlagen seines Herzens. Sie könnte mit mir fahren, dachte er; aber dieser Hoffnungsstrahl erlosch sofort wieder. Sein Raumschiff hatte nur Platz für fünf Leute. Und er hatte die Verantwortung für seine Mannschaft übernommen. Außerdem wäre es ein Verstoß gegen die Vorsicht gewesen: es bestand strengstes Verbot, Erdbewohner vom Lurion zu evakuieren.
    Sie ist zu ersetzen, dachte Gardner verzweifelt. Niemals würde man ihr einen Paß zum Lurion bewilligt haben, wenn sie für irgend jemanden von Wert gewesen wäre. Daß sie jung und voller Lebenswillen ist, bedeutet nichts für den Komputer. Sie ist hier und wird deshalb mit den anderen sterben müssen.
    Er stellte das Glas, das er in der Hand hatte, auf den Tisch, aus Angst, es zu zerbrechen. Er hatte einen nicht wiedergutzumachenden Fehler begangen, als er sich mit ihr einließ. Und von jetzt an würde er sich mit peinigenden Schuldkomplexen quälen müssen. Das machte die Durchführung seiner schweren Aufgabe praktisch unmöglich.
    Sie sah ihm an, daß er sich quälte. „Sie sehen blaß aus, Roy. Was ist los mit Ihnen?“
    „Nichts, bestimmt nichts!“ sagte er schnell. „Ich bin nur noch zu nüchtern, das ist alles.“
    „Aber es muß etwas sein! Sind Sie krank?“ Lori ließ sich nicht so schnell abschütteln. „Sie starren auf eine Art und Weise in Ihr Glas oder ins Nichts – Warum erzählen Sie nicht Tante Lori, was mit Ihnen los ist. Vielleicht kann ich Ihnen helfen!“
    Sie berührte seine Hand sanft, und ärgerlich stieß er sie fort.
    „Es ist nichts los!“ fuhr er sie an. „Mischen Sie sich nicht in Angelegenheiten, die Sie nichts angehen!“
    Zu spät sah er ihrem Gesicht an, wie sehr er sie verletzt hatte, und erkannte, wie unmöglich er sich benahm. „Es tut mir leid, Lori“, sagte er leise. „Ich wollte Ihnen nicht weh tun! Sie versuchen, mir zu helfen, und ich schreie Sie dafür an!“
    „Es ist schon gut, Roy. Wir verlieren alle manchmal die Nerven – besonders, wenn Fremde sich einbilden, sie könnten sich in unsere persönlichen Angelegenheiten mischen. Verzeihen Sie mir?“
    „Sie müssen mir verzeihen“, sagte er.
    Sie versuchten beide, den Zwischenfall zu vergessen. Gardner gab sich Mühe, ein fröhliches Gesicht zu machen und weitere Fragen auszuschalten. Aber innerlich machte er sich Vorwürfe: sie ist allein und verlassen hier in einer bösen und grausamen Welt, und ausgerechnet ich muß sie noch verletzen.
    Er rief den Ober und bestellte noch zwei Runden Khall. Keiner von ihnen hatte zu Abend gegessen, und jetzt war es zu spät dazu. Gardner trank und hielt sich in der eisernen Kontrolle dabei. Er wußte, daß er, wenn er aufstehen würde, einige Schwierigkeiten mit seinen Beinen hätte, aber er war noch Herr über das, was er sagte. Er hatte gerade genug Khall in sich, das Schuldgefühl und die Zweifel zu betäuben.
    Lori ging weit mehr aus sich heraus» Sie erzählte Gardner ihr ganzes Leben, schilderte ihm die Angst, die sie davor hatte, an irgendeiner kleinen Schule in der Provinz als

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