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Muss Lurion sterben

Muss Lurion sterben

Titel: Muss Lurion sterben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Silverberg
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allgemeinen Amtssprache, aber noch beträchtlicher Autonomität der einzelnen Bundesstaaten. In diesem Stadium der Unstabilität war Lurion in den interstellaren Raumschiffverkehr eingetreten und hatte Beziehungen mit den meisten der übrigen Planeten angeknüpft.
    Aber Haß, Neid und Zwietracht waren als Wesenszüge der Lurionen geblieben. Die Religion, die in den frühesten, prätechnologischen Zeiten entstanden war, beherrschte immer noch den ganzen Planeten. Der typische Grundsatz dieser Religion hieß: je mehr Böses du deinem Nächsten zufügst, desto weniger Böses wird dir zugefügt werden.
    „Unsere Welt ist nicht sehr anziehend“, gab Kinrad zu. „Unsere Gesetze sind archaisch, unsere Ethik ist tierisch primitiv, unsere Kunst verdorben, unsere Wirtschaft raubmörderisch. Es gibt sogar Strömungen hier, die Krieg gegen andere Planeten fordern.“
    „Nein!“ sagte Gardner.
    „Leider entspricht das nur der Wahrheit“, bestärkte Damiroj voller Trauer. „Wir hoffen, daß es nicht soweit kommen wird. Aber in der Zwischenzeit tun wir alles, was wir können, um die Welt, in der wir leben, umzugestalten. Menschen von der Erde wie Ser Steeves sind bei diesen Bestrebungen von unschätzbarem Wert für uns.“
    Steeves grinste. „Ich bin so etwas wie ein Beichtvater für die ganze Gesellschaft geworden, könnte man sagen. Ich versuche, sie zu beraten, wie sie an der Verbesserung der Menschen und des Lebens hier arbeiten können. Ich helfe mit Ratschlägen aus. Wir versuchen, unsere Leute in die Regierung zu bringen, müssen Sie wissen, und das kostet einige Summen. Vielleicht sehen Sie, worauf ich hinziele, Gardner.“
    „Ich sehe: Sie wollen mich um Geld für Ihre Idealisten anpumpen.“
    „Genau das will ich.“
    „Aber wie kommen Sie zu der Annahme, daß ich Geld entbehren kann? Und zudem, warum sollte es mich für einen Pfifferling angehen, wie es hier zugeht?“
    Steeves ließ sich nicht abschrecken. „Und wenn Sie nur ein paar Kupferstücke geben würden, wäre uns damit geholfen. Zudem weiß ich, daß es Ihnen nicht egal ist, was sich auf Lurion abspielt, Gardner. In den wenigen Tagen, seitdem ich Sie kenne, habe ich gesehen, daß Sie nicht nur Geld verdienen wollen wie unsere Kollegen, daß Sie sich vielmehr Gedanken machen, und intelligent sind. Sie verstehen, daß wir den Lurioni helfen müssen, damit, sie sich selbst helfen können, sonst bleibt deren Zivilisation für immer hier auf diesem niedrigen Stand stehen. Dadurch kann sehr leicht ein interstellarer Krieg entstehen, so wie wir es sehen. Jetzt wissen Sie den Grund, weshalb ich Sie mit meinen Freunden zusammengebracht habe. Ich dachte …“
    „Nein“, rief Gardner heiser und sprang von seinem Stuhl auf, obwohl sein Essen noch fast unberührt dort stand. „Sie haben sich an den falschen Mann gewandt. Ich bin nicht daran interessiert, Zuschüsse zu geben. Lurion soll selbst mit seinen Problemen fertig werden!“
    Bleichen Gesichtes und am ganzen Körper bebend stürzte er aus dem Restaurant, die anderen in ungläubigem Erstaunen zurücklassend. Draußen auf der Straße blieb er stehen und wischte sich den Schweiß von der Stirn. Das Treffen war ein Fiasko gewesen. Nichts war gefährlicher für den Ausgang sei ner Mission, als wenn er sich mit einer Bande radikaler Lurio ni abgäbe.
    Er taumelte in eine kleine Bar.
    „Khall!“ stieß er hervor.
     
8. Kapitel
     
    An den beiden darauffolgenden Tagen sah Gardner Lori häufig – zu häufig, wie er sich bitter eingestehen mußte. Er war ein von Sorgen gequälter Mann. Die sanften, lächelnden Gesichter von Kinrad und Damiroj verfolgten ihn, wohin er auch ging. Sie verkörperten für ihn das furchtbare Wissen darum, daß die Moral von Lurion nicht vollständig negativ war, daß hier Menschen lebten, die es sich zum Ziel gesetzt hatten, den Lebenskurs auf diesem Planeten zu ändern. Sein Zusammensein mit Lori quälte Gardner ebenso.
    Die meiste Zeit verbrachten sie im Casino oder in der Halle, da Gardner es sorgfältig vermied, Loris Zimmer zu betreten oder sie zu sich einzuladen. Manchmal fragte er sich, was sie wohl über ihn denke? Sicher nahm sie an, daß er sich eine puritanische Strenge zur Lebensregel gemacht hatte, oder vielleicht, daß er sich nichts aus Frauen mache. Nun, sie irrte sich in beiden Punkten. Aber er konnte sie das auf keinen Fall merken lassen. Er sah keine Möglichkeit, sich ihrer Gesellschaft zu entziehen, aber er war sich der tödlichen Gefahren bewußt, die ihm

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