Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Mut für zwei: Mit der Transsibirischen Eisenbahn in unsere neue Welt (German Edition)

Mut für zwei: Mit der Transsibirischen Eisenbahn in unsere neue Welt (German Edition)

Titel: Mut für zwei: Mit der Transsibirischen Eisenbahn in unsere neue Welt (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julia Malchow
Vom Netzwerk:
Robert zusammengestellte Ausrüstung für die bevorstehenden Tage zum wiederholten Mal kontrolliert: Zelt, Schlafsäcke, Isomatten, wetterfester Seesack mit unseren Klamotten, meine Kamera, Lebensmittelkiste mit Gaskocher und Campinggeschirr, zwei Kajaks, zwei Eispickel, Satellitentelefon, Ersatzbatterien, Gewehr, sechs Patronen.
    Ben hatte uns geraten, Trinkwasser von den Eisblöcken, die am Ufer anlandeten, zu gewinnen, und sich mit dem Versprechen verabschiedet, uns in fünf Tagen an derselben Stelle um 16 Uhr wieder einzusammeln. Dann hatte er sich umgedreht, war in sein motorisiertes Hightechboot gesprungen und davongebraust.
    Und dann war alles still gewesen.
    Zwei Tage lang hatten wir uns durch das weiße Gebirge treiben und von ihm berauschen lassen. Wir hatten Urzeitfelsen erklommen, das wellen- und eisschollendurchzogene Meer bestaunt, waren mit unseren Kajaks viel zu nah an die Gletscherabbruchkante herangepaddelt und einmal nur knapp den herunterkrachenden Eismassen entkommen. Einen ganzen Tag hatten wir vor unserem Zelt verbracht, die Schönheit dieser unwirklichen und lebensfreien Landschaft bestaunend. Eine karge, schroffe Form der Schönheit, die mit einer großen Selbstverständlichkeit einhergeht.
    Vor fünf Tagen hat uns die Stille vor dieser Kulisse beflügelt. Jetzt wirkt die Landschaft gleichgültig und unheimlich: vor uns das weiße Meer des Inlandeises, hinter uns urzeitlich anmutende steil ansteigende Felsen in allen erdenklichen Braun-, Grau- und Orangetönen. Rechts schiebt sich ein Gletscher zwischen die Eismassen und das türkisblaue Fjordwasser. Geräuschvoll brechen im Zehnminutentakt haushohe Eiswände von der Gletscherkante in den Fjord und zaubern kleine Tsunamis auf den danach wieder entspannt dahindösenden Fjordarm. Sonst nichts. Keine Vögel, keine Tiere. Keine Pflanzen. Kein Boot. Kein Ben. Nichts. Einzig schwarzlila Wolken, ein zunehmend unangenehm kalt wehender Wind und näher rückender Regen. Meine Beine zittern. Nicht aus Angst vor den Eisbären, die irgendwo da draußen unterwegs sind. Und auch nicht wegen der Tatsache, dass wir bis auf zwei Müsliriegel unsere Vorräte komplett aufgegessen haben. Es ist auch nicht die Angst vor dem aufziehenden Sturm oder die Ungewissheit, wann durch Zufall jemand im Kajak vorbeikommt. Es sitzt tiefer.
    »Wie würden wir uns wohl fühlen, wenn wir nicht auf dem Satellitentelefon bestanden hätte?«, frage ich Markus und versuche ein Lächeln.
    »Das haben wir nur wegen Levi mitgenommen«, antwortet der.
    120 Minuten später steigen wir in peitschendem Regen in Bens Zodiak, 95 Minuten und einige gebrochene Geschwindigkeitsrekorde sowie spektakuläre Eisbergausweichmanöver und Sprünge über meterhohe Wellen danach sehen wir die bunten Holzhäuser Tasiilaqs am Horizont auftauchen.
    Bens Gesicht entspannt sich, und ich brülle Markus gegen den Sturm und das aus allen Richtungen auf uns herabprasselnde Meeres- und Regenwasser ins Ohr: »Ob wir jemals wieder so reisen werden?«
    Eine halbe Stunde später sitze ich mit einer Tasse Tee in der Hand und den Füßen auf der glühenden Heizung unseres Zimmers im Hotel Angmagssalik und beobachte, wie Blitze den gewitterverhangenen Himmel durchzucken.
    »In vier Monaten sind wir zu dritt«, sage ich in die Dunkelheit und streichle über meinen runder werdenden Bauch.
    Und in mir macht sich eine Mischung aus Euphorie und Planlosigkeit breit, wie sie nicht ansatzweise mit dem Gefühlsmix der letzten Tage und Stunden vergleichbar ist.

1
    DAS PROJEKT: TRANSSIBIRISCHE EISENBAHN MIT BABY – IM ZWEIFEL FÜR DIE GRÖSSERE VERÄNDERUNG
    Die Reisevorbereitungen: Am besten vergessen Sie das wieder!
    »Vergessen Sie das!«, riet der erste deutsche Reiseveranstalter für die Transsibirische Eisenbahn und erklärte mir, dass selbst für das kommende Jahr die Plätze im Zug bereits knapp seien. »Allein für das Besorgen der Visa für Russland, die Mongolei und China benötigen Sie mindestens sechs Wochen«, wollte mich der zweite deutsche Spezialist für Transsibreisen entmutigen.
    »Wir besorgen Ihnen nur die Zugtickets, wenn Sie die komplette Reise von uns organisieren lassen und dabei aus unseren vorgefertigten Bausteinen auswählen. Wir haben da für die Mongolei zum Beispiel drei tolle Gruppenbausteine mit deutschsprachiger Reiseleiterin«, versuchte mich der dritte deutsche Transsibanbieter zu erpressen. Keine individuelle Reiseplanung möglich? Zwangskauf? Nicht mit mir!
    Irgendwie scheinen

Weitere Kostenlose Bücher