Mut - Wagen und gewinnen
Aktion oder bodenloser Leichtsinn?
Da der bekannte Extremkletterer öffentliche Aufmerksamkeit genießt, löste die Besteigung eine kontroverse Diskussion aus: „Ist Alexander Huber ein Held oder ist er verrückt?“ Die Beiträge reichten von völliger Ablehnung („Der hat den totalen Schaden.“) bis hin zu Bewunderung („Eine fantastische Leistung.“). Seine eigene Einschätzung dazu: „Ich bin keinHasardeur. Viele Leute denken, dass wir Bergsteiger keine Angst haben. Das ist Unsinn. Angst ist überlebenswichtig. Wenn ich völlig ohne Angst in den Bergen herumklettern würde, dann würde es nicht lange dauern, bis es mich runterhaut.“
Das klingt nicht nach einem Helden – und auch nicht nach einem Verrückten. Eher nach einem, der weiß, welche Risiken er eingeht, und bewusst damit umgeht.
Macht es überhaupt Sinn sich mit einem Extrembergsteiger zu vergleichen, wenn es um Mut geht? Ja, macht es! Weil es keine „Mut-Skala“ (0 = Feigling bis 10 = Held) gibt. Ich bin nicht weniger mutig, nur weil ich als Gelegenheitskletterer stets mit Seil klettere. Und Lebensentscheidungen, wie die Gründung einer Familie, erfordern oft mehr Mut als der Bergprofi bei seinem „Tagesgeschäft“ benötigt.
Mutiger werden, ohne übermütig zu sein
Wie geht ein „Mut-Profi“ Herausforderungen an, die im Grenzbereich der eigenen Möglichkeiten liegen? Die Grundlage dafür ist ein ausgeprägtes Vermögen, sich selbst einzuschätzen.
Was bin ich in der Lage zu leisten?
Wo fängt bei mir die Unsicherheit an?
Welche Stärken besitze ich?
Welche Schwächen habe ich?
Wie ausgeprägt ist mein Selbstvertrauen?
Reichen meine Fähigkeiten für diese Aufgabe aus?
Ein weiterer entscheidender Aspekt ist die Vorbereitung mit dem Ziel, nichts dem Zufall zu überlassen.
Wie sehen die Anforderungen an mich genau aus?
Welche Risiken gibt es?
Wie werde ich mit den Risiken umgehen?
In welchem Verhältnis stehen Chancen und Risiken für mich?
Die meisten mutigen Menschen bezeichnen sich selbst nicht als mutig. Das hat nichts mit Bescheidenheit zu tun. Denn die „Mutigen“ kennen die Voraussetzungen, um mutig zu sein:
eine ausgeprägte Selbstwahrnehmung,
Analysefähigkeit und Genauigkeit,
Konzentrationsvermögen und Ausdauer.
Wichtig
Mut bedeutet nicht, ohne Angst zu handeln, sondern trotz der Angst! Wenn ich zu dem Schluss komme, dass mir das Risiko in diesem Fall zu hoch ist, kann „handeln“ auch bedeuten, etwas bewusst nicht zu tun. Es gilt unsere Ängste wahr- und ernst zu nehmen. Ignorieren wir die Signale, die uns die Angst sendet, sind wir nicht mutig, sondern leichtsinnig!
Mut zum Risiko
Beispiel
Ursula Gruber arbeitet seit zehn Jahren in einem stark wachsenden Familienunternehmen. Die Mitarbeiteranzahl hat sich in dieser Zeit von 45 auf 710 entwickelt. Jährlich werden zwei bis drei neue Standorte eröffnet. Mit ihrem Wissen und der langjährigen Zugehörigkeit gehört Ursula Gruber zu den erfahrenen Mitarbeitern. Die Arbeit macht ihr Spaß und sie ist der Firma gegenüber absolut loyal. Auch die Vorgesetzten scheinen zufrieden zu sein. Negative Rückmeldungen zu ihrer Arbeitsleistung erhält sie jedenfalls so gut wie nie. Außerdem nutzt sie jede Gelegenheit zur beruflichen Weiterbildung. Es gibt nur einen Haken: Ursula Gruber würde auf der Karriereleiter gerne weiter nach oben klettern. Tatsache ist aber, dass selbst Kollegen mit weniger Erfahrung an ihr „vorbeibefördert“ werden. Für die neu eröffneten Standorte sucht das Unternehmen in- und extern laufend geeignete Standortleiter. Vergeblich wartet Ursula Gruber darauf, dass ihr der Job angeboten wird. Da bliebe nur noch, sich aktiv auf die Stelle zu bewerben. Aber für diesen Schritt fehlt ihr der Mut! Im Lauf der Zeit steigt Ursula Grubers Unzufriedenheit mit ihrem Job, ihrer Situation und schließlich auch mit sich selbst immer weiter an.
So nachvollziehbar Ursula Grubers Unzufriedenheit auch ist – den Vorgesetzten oder dem Unternehmen die Schuld zu geben, hilft nicht weiter. Andererseits liegt hier ein wirkliches Dilemma vor:
Nicht handeln:
Aktiv werden:
sich nicht auf die Stelle bewerben und weiter den Frust ertragen
sich auf die Stelle bewerben und eventuell eine Absage erhalten
Mögliche Ängste, die uns daran hindern, mutig neue Wege zu gehen, gibt es viele:
Angst vor Ablehnung: Bewerbe ich mich nicht, kann ich auch nicht abgelehnt werden!
Angst vor der Reaktion der Kollegen: Was sagen die Kollegen, wenn ich nicht genommen werde? Und was, wenn
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