Mutiert
seine Männer im Dschungel entdeckt würden, hätte auch er mit ein paar unbequemen Fragen zu rechnen, und so weit sollte es gar nicht erst kommen. Die Strafen für Korruption waren hart, und er hatte keine Lust, in irgendeinem Gefängnis entlang des Flusses zu verrotten. Er atmete tief ein, schnippte die Zigarette in hohem Bogen in das Gras und wollte das Handy in seine Hosentasche stecken, als es plötzlich klingelte. Er betrachtete die Nummer des Anrufers, verdrehte die Augen und nahm das Gespräch an.
» Es gibt ein paar Probleme, wurde mir gerade mitgeteilt«, erklärte Paco, nachdem sich Luela genervt gemeldet hatte. » Die Ärzte sind im Camp aufgetaucht.«
» Es darf keine Probleme geben und keine Spuren, die auf uns deuten. Ich erwarte, dass nichts auf die Anwesenheit deiner Männer deutet. Hast du verstanden? Nichts, nicht das Geringste!«
» Wir werden das erledigen«, tönte es aus Luelas Handy.
Nordwestlich des Rio Jatapu, Amazonasgebiet
» Was tun die da draußen?«, fragte Lila und klammerte sich am Arm des Cabo fest.
Der Cabo spähte durch die Spalten der hölzernen Tür. In die Männer war Bewegung gekommen. Doch aus seiner Position konnte er nur den Körper des Wachmannes erkennen, den sie vor der Hütte platziert hatten. Nur ab und zu lief einer der Banditen durch das schmale Blickfeld des Militärpolizisten.
» Da draußen geht etwas vor, aber ich kann nicht erkennen, was sie tun. Ich sehe jemanden, der auf einen Baum klettert. Ich glaube, sie hängen die Tarnnetze ab, die sie über die Freifläche gespannt haben. Vielleicht erwarten sie ein Flugzeug.«
» Dann sollten wir nicht länger warten und uns endlich irgendetwas einfallen lassen«, flüsterte Rosburn. » Bestimmt werden sie uns nicht lebend zurücklassen.«
» Und woran denken Sie, Mister Rosburn«, mischte sich Antonio ein. » Sollen wir Fratzen ziehen und sie damit erschrecken?«
Rosburn ließ sich seufzend niedersinken.
» Antonio hat Recht, wenn wir unüberlegt handeln, dann sterben wir alle, bevor wir richtig losschlagen können. Ich glaube, dass sie uns noch zu irgendeinem Zweck brauchen. Sie haben nur die Soldaten getötet und uns verschont. Der Gefangene wird ihnen erzählt haben, dass wir Ärzte oder Sanitäter sind.«
» Der Fettsack hat geagt, Nelio soll entscheiden, was mit uns passiert, wer auch immer dieser Nelio ist. Ich habe keine Lust, hier in diesem Verschlag zu sitzen und darauf zu warten, bis uns diese Wahnsinnigen eine Kugel in den Kopf jagen. Ich will hier raus.«
» Rosburn, jetzt halten Sie verdammt noch einmal die Luft an«, zischte Luisa Behringer. » Der Cabo weiß, was er tut, ich vertraue ihm. Es ist nicht besonders klug, sich Hals über Kopf mit dieser Bande anzulegen. Sie haben Waffen und wir haben nichts.«
» Ich habe doch richtig gesehen«, sagte der Cabo. » Sie bereiten das Flugfeld für eine Landung vor.«
» Was hilft uns das schon«, nörgelte Rosburn abweisend. » Dann haben wir nur noch mehr Kerle gegen uns. Und wenn dieser Nelio an Bord des Flugzeugs ist, dann sterben wir noch, bevor die Sonne untergeht.«
» Oder wir haben eine Chance, uns aus dem Staub zu machen«, antwortete Lila.
Der Cabo lockerte die Schnürsenkel seines Stiefels und zog ihn aus.
» Was hast du vor?«, fragte Lila und schaute ihn fragend an.
Der Cabo stülpte den Stiefel um, und ein Stilett kam zum Vorschein. » Sie haben nicht alles gefunden, deswegen sage ich, wir warten auf unsere Chance. Es ist in zwei Stunden dunkel, und wenn mich nicht alles täuscht, dann haben sie Fässer auf das Flugfeld gerollt.«
» Was soll das bedeuten?«, meldete sich Rosburn mürrisch zu Wort.
» Das bedeutet, die Maschine wird nicht bei Tageslicht hier landen, sondern wenn es dunkel ist. Die Kerle sind dann mit anderem beschäftigt. Die Tür ist kein Hindernis, aber die beiden Wachen. Ihr müsst sie ablenken.«
» Und was tun Sie?«
Der Cabo wies auf die rückwärtige Wand, deren Bretter von einfachen Schrauben gehalten wurden.
» Ich werde uns einen Fluchtweg bauen, bei Dunkelheit werden wir uns davonmachen.«
» Und wohin gehen wir ohne Proviant und ohne Waffen?«
» In der Nähe gibt es einen Seitenarm des Flusses, der bis kurz vor die Lichtung reicht. Ich verwette dieses Messer, dass genau dort das gestohlene Boot vor Anker liegt. Wir holen es uns zurück und schippern so schnell es geht nach Brás. Tenente Farraz braucht unsere Hilfe.«
» Vielleicht geht sogar das Funkgerät noch und wir können per Funk Hilfe
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