Mutiert
Sie noch nichts gehört?«, entgegnete Luela. » Die Armee hat ein illegales Camp im Amazonasgebiet ausgehoben, es kam zu einem Feuergefecht. Mehrere Männer sind verhaftet worden. Und Sie haben den Nerv, mich in dieser Situation anzurufen.«
Paco traute seinen Ohren kaum. Mit weit offenem Mund starrte er auf sein Handy. Selbst als draußen auf dem Gang leise Schritte zu hören waren, stand er noch immer fassungslos mit seinem Handy am Fenster. Das Gespräch war längst abgebrochen, als es klopfte. Paco kam zu sich, blitzschnell griff er nach seinem Pass und dem Flugticket. Als er in das Zimmer rannte, an dem außen neben dem Fenster eine Feuerleiter nach unten führte, klopfte es erneut. Diesmal heftiger. Paco hörte Holz splittern, als er das Fenster öffnete. Noch bevor er einen Fuß auf das Fensterbrett stellen konnte, traf ihn eine dunkle, befehlsgewohnte Stimme in seinem Rücken.
» Paco de la Pace, bleiben Sie stehen, Sie sind verhaftet.«
Schon wurde er an seiner Jacke gepackt und zu Boden gerissen.
» Er hat gerade telefoniert«, ertönte die Stimme einer Frau. » Die Verbindung steht noch.«
» Dann schauen wir mal, mit wem er mitten in der Nacht telefoniert hat.«
Handschellen klickten, und aus Paco de la Paces Körper strömte alle Kraft. Seufzend ergab er sich in sein Schicksal.
Várzea Grande, Bundesstaat Mato Grosso
Falcáo befand sich in angenehmer Begleitung, als er seinen Dienstwagen gegenüber dem Ausgang des Hospital Samaritano in der Rua Vereador Jorge Witzak in Várzea Grande parkte. Eine Kollegin der Fahndungsabteilung war ihm zugeteilt worden. Zwei weitere Fahrzeuge hielten sich in der Nähe in Bereitschaft. Falcáo schaute auf seine Armbanduhr. » Wir haben noch zehn Minuten Zeit«, sagte er zu der jungen Frau auf dem Beifahrersitz.
» Und was machen wir, wenn er sich zum Flughafen fahren lässt?«
Falcáo schnippte einen kleinen Splitter seines Fingernagels auf den Boden. » Das haben wir geprüft, er steht auf keiner Passagierliste.«
» Es gibt Privatflugzeuge«, entgegnete die Kollegin.
» Ja, die gibt es«, räumte Falcáo ein. » Aber wir glauben, dass ihn sein Anwalt abholen wird. Wir werden sehen.«
Vier Minuten vor zehn bog ein dunkler Lincoln in die Zufahrt zum Krankenhaus ein.
» Das ist der Wagen seines Anwalts«, sagte Falcáo, nachdem er mit dem Fernglas die Autonummer abgelesen und mit seiner Liste verglichen hatte.
Ein Mann in dunklem Anzug stieg aus und betrat das Krankenhaus, um kurz darauf in Begleitung von Anjo wieder aufzutauchen. Anjo nahm im Fond des Wagens Platz.
» Es geht los«, sagte Falcáo und startete den Motor seines Dienstwagens.
Der Fahrer des Lincoln stieg ein und bog in die Rua Vereador Jorge Witzak ein. Sie fuhren nach Osten und bogen in die Avenida Dom Orlando Chaves ab. Falcáo folgte dem Wagen, während seine Kollegin die beiden weiteren Observationsteams über Funk auf dem Laufenden hielt. Im Stadtteil Cristo Rei bog der Lincoln in die Rua Iris Siqueira ab und folgte der Straße bis an ihr Ende, um dann in die Auffahrt eines großen und geräumigen Bungalows einzufahren. Dort stoppte die Fahrt. Falcáo setzte seinen Weg fort und wies einen Wagen des Teams an, sich in der Nähe der Villa zu postieren.
» Was machen die Kerle?«, fragte er über Funk.
» Sie sind ausgestiegen«, berichtete der Kollege. » Ein älterer Mann hat unsere Zielperson in Empfang genommen und ihn in das Haus geführt.«
» Ich will wissen, wem das Anwesen gehört«, sagte Falcáo zu seiner Kollegin.
Fünf Minuten später hatte sie die Antwort. Der Eigentümer war ein gewisser Doktor Phillipe Antonio Guerra.
» Hab ich noch nie gehört«, sagte Falcáo und griff zu seinem Handy. Bedächtig wählte er Zagallos Nummer.
52
Dade Police Department in Miami, Florida
Ryan hatte sich mit den Personallisten und Akten der Westpark Security in sein Büro zurückgezogen, die Jalousie heruntergelassen, das Licht eingeschaltet und die unzähligen Bögen Papier und Aktenordner auf dem Schreibtisch, dem Stuhl und sogar auf dem Boden ausgebreitet. Diana Cross war mit einem Kollegen einen ganzen Tag lang von Behörde zu Behörde unterwegs gewesen und hatte sich Kopien sämtlicher Dokumente anfertigen lassen, die in irgendeiner Beziehung zu der Sicherheitsfirma standen. Am Ende waren beinahe zwei Wäschekörbe gefüllt.
» Ich will nicht gestört werden«, hatte Ryan seine Mitarbeiterin noch angewiesen, bevor er sich in die Arbeit stürzte. Die erste Überraschung bot die
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