Mutiert
Stadt. Doch viel interessanter war der Besitzer des Anwesens. Doktor Phillipe Antonio Guerra, so hatte Zagallo inzwischen herausgefunden, war alleiniger Inhaber der I-Pharmacia, eines pharmazeutischen Betriebs, der mehrere Forschungseinrichtungen unterhielt. Zweihundert Mitarbeiter wurden bei der I-Pharmacia beschäftigt, die sich im Wesentlichen auf die Entwicklung von Krebspräparaten spezialisiert hatte und in der Nähe des Pantanal eine Privatklinik unterhielt, in der sich schwer erkrankte und betuchte Patienten von den Strapazen ihrer Behandlungen erholen konnten. Ansonsten war Doktor Phillipe Antonio Guerra ein unbeschriebenes Blatt. Seine Frau hingegen, ebenfalls Ärztin, war in diversen karikativen Vereinigungen tätig, unter anderem einer Hilfsorganisation zur Unterstützung erkrankter Patienten aus den Favelas im Nordosten der Stadt.
Steckten Anjo und dieser Guerra unter einer Decke? Gehörte Anjo etwa zum Personal der I-Pharmacia? Der Verdacht lag nahe, warum sonst sollte sich der Arzt aus Cuiabá mit dem weißen Engel der Elendsviertel einlassen. Zagallo spürte, dass Bewegung in die Sache gekommen war. Die Tatsache, dass Anjo in einem Haus von Guerra logierte, rechtfertigte zwar noch keine polizeilichen Maßnahmen, aber manchmal reichte es auch aus, einfach nur abzuwarten und zu beobachten, wie sich die Dinge entwickelten.
» Was sollen wir tun, wenn er zum Flughafen gebracht wird?«, fragte Falcáo und bediente sich aus dem Schälchen mit den Bolinho de Bacalhau, den kleinen frittierten Fischbällchen, die er sich in einer nahen Snack-Bar besorgt hatte.
» Wir bleiben dran«, entschied Zagallo. » Wir dürfen Anjo nicht aus den Augen verlieren. Falls er nur in die Nähe des Flughafens fährt, dann will ich sofort informiert werden. Ich werde einen Flug in der Maschine für zwei Personen organisieren.«
» Fährst du etwa nicht nach Hause?«, fragte Falcáo und blickte auf die am Boden ausgebreitete Matratze.
» Jetzt, wo wir so dicht vor dem Ziel sind? Kein Pferd wird mich von hier wegbewegen können.«
Falcáo griff erneut nach einem Fischbällchen. Schmatzend fragte er, was Zagallo inzwischen über Doktor Guerra in Erfahrung bringen konnte.
» Wir sind noch immer am Ball«, antwortete Zagallo. » Dein Fisch stinkt zum Himmel.«
» Ich frage mich, wie es morgen früh hier drinnen riechen wird.«
» Du kannst gerne bleiben.«
» Keine Chance, in zwei Stunden treffe ich mich mit der schnuckeligen Kleinen von der Fahndung und dann lösen wir unsere Kollegen vor dem Haus in der Rua Iris Siqueira ab. Und ich hätte nichts dagegen, wenn wir heute Abend in den Süden fliegen. Vielleicht könntest du auch ein Hotelzimmer für uns buchen lassen, wo immer wir dann landen werden.«
» Ich werde sehen, was ich tun kann«, antwortete der Capitão.
53
Acampamento dos infectados nahe Urucará, Amazonasgebiet
Gene saß auf einer Kiste vor dem großen Zelt und schaute dem Piloten der Boeing C- 97 Stratofreighter nach, der unter der Bewachung von zwei Soldaten in den Gefangenenbereich geführt wurde. Er trank einen Schluck aus der Wasserflasche und zog nachdenklich an seinem Zigarillo. Als sich der Cabo neben ihm niederließ, rutschte er ein Stück zur Seite.
» Er hat Angst, bis zu seinem Lebensende in irgendeinem brasilianischen Gefängnis zu verrotten«, sagte Gene. » Er hat Rosburn alles gesagt, was er weiß. Ich denke, damit kann Hastings in den Staaten das Handwerk gelegt werden. Leider konnte er mir nichts über Tanner verraten. Das heißt, ich stehe immer noch am Anfang.«
» Hast du noch eine Zigarette?«, fragte der Cabo.
Gene schüttelte den Kopf. » Eigentlich rauche ich seit vier Jahren nicht mehr, aber das ist nun auch egal.«
» Rosburns Männer werden schon herausfinden, wer dieser Tanner ist«, versuchte der Cabo Gene zu beruhigen.
Gene lachte kalt. » Gegen mich liegt ein Haftbefehl vor«, erwiderte Gene. » Sobald ich zurück in die Staaten reise, stecken die mich in den Knast. Und der zuständige Ermittlungsbeamte wird den Teufel tun, um nach Beweisen zu suchen, die mich entlasten. Er will, dass ich lebenslang in den Knast wandere. Ich habe keine Chance, wenn ich nicht selbst diesen Tanner ausfindig mache.«
» Es ist dein Verdienst, dass diese Schmugglerbande aufflog. Sie hatten sogar die Flugaufsicht unter Kontrolle. Ich denke, dein Staat ist dir etwas schuldig.«
» Cavallino sieht das mit Sicherheit anders.«
» So wie du mir den Fall geschildert hast, haben sie nur ein
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