Mutiert
auf seinen Stuhl fallen.
» Was ist passiert?«, fragte Falcáo.
» Sie werden Anjo morgen früh entlassen«, berichtete Zagallo gequält. » Der Ermittlungsrichter hat eine Kaution verlangt, und die wurde von einem Anwalt gezahlt. Wir haben nichts gegen den weißhaarigen Engel in der Hand. Im Gegenteil, er ist offenbar wirklich ein Engel.«
» Aber wir wissen noch gar nicht, wer er ist.«
» Er heißt Luiz Anjo Pereira und wohnt in Porto Alegre. Er ist Facharzt, aber er praktiziert nicht mehr, zumindest nicht offiziell.«
Falcáo fuhr sich über das Kinn. » Dann ist der Fall abgeschlossen, und Anjo hat einfach nur Glück gehabt.«
» Anjo hat Leute hinter sich, die sehr viel Macht, Geld und Einfluss haben. Er hat den besten Anwalt der Stadt, und hunderttausend Real sind kein Problem für ihn. Aber es klebt noch immer Blut an seinen Händen. Und ich will ihn haben, so schnell geben wir nicht auf.«
» Was willst du tun?«, fragte Falcáo.
» Er wird morgen um zehn Uhr entlassen. Ich will, dass du dich an seine Fersen heftest. Ich will wissen, mit wem er sich trifft, wo er sich aufhält und unter welchem Stein er sich verkriecht.«
» Aber das werde ich allein nicht schaffen, das kann ja Wochen oder Monate dauern.«
» Ich werde dafür sorgen, dass du Unterstützung erhältst. Morgen um acht Uhr treffen wir uns, und wir werden ihn kriegen.«
Falcáo rollte die Augen. » Dein Wort in Gottes Ohr.«
51
Acampamento dos infectados nahe Urucará, Amazonasgebiet
Direkt neben dem Camp war mit Stacheldrahtrollen ein Internierungslager für die Festgenommenen vom geheimen Flugfeld am Rio Jatapu eingerichtet worden. Für die zum Teil schwer verletzten Gefangenen waren Zelte aufgestellt. Bewaffnete Soldaten waren rund um das Areal platziert und bewachten die Männer, die an den Händen gefesselt auf dem Boden saßen und teilnahmslos vor sich hin starrten. Noch immer herrschte der Ausnahmezustand in der Region um den Rio Jatapu, so dass die Gefangenen aus dem Cordon sanitaire nicht in das Bezirksgefängnis nach Manaus überführt werden konnten.
Zwei amerikanische Piloten befanden sich unter den Verhafteten, um die sich Gene und Rosburn kümmerten, während der Cabo als einziger Polizeirepräsentant im Camp die Befragung der anderen Festgenommenen leitete. Nach der Festnahme der Bande hatte die Untersuchung der Umgebung den Grund offenbart, weshalb sich die Banditen trotz der Militärpräsenz noch immer am Rio Jatapu aufgehalten hatten. Neben einem großen Holzlager, bestehend aus wertvollen brasilianischen Edelhölzern, waren mehrere Kisten prall gefüllt mit Golderz in einem Erdversteck aufgefunden worden. Genes Manipulation am Flugzeug hatte tatsächlich dazu geführt, dass die geplante Flucht mit dem Ertrag eines ganzen Jahres der verbrecherischen Ausbeutung des Regenwaldes am Rio Jatapu misslungen war. Doch neben der Beute dieser Verbrecherbande waren den Soldaten etliche Beweise in die Hände gefallen, die darauf hindeuteten, dass die Kerle am Rio Jatapu einer straff geführten Organisation mit guten Verbindungen ins Ausland angehörten. Hastings war offenbar einer der Hintermänner. Rosburns Stellung und sein Einfluss als Repräsentant der amerikanischen Regierung würden die weiteren Ermittlungen gegen den reichen Mann erleichtern, der die Gegend um White Castle beherrschte.
Nelio, den Anführer der Verbrecher, hatte das Fieber dahingerafft. Garamon, der feiste und ungepflegte Venezolaner, war als Nelios Stellvertreter identifiziert worden. Der Cabo hatte ihn bei seiner Vernehmung unter Druck gesetzt, und der Mann hielt kein Blatt vor den Mund. Ihm war klar, dass er seine Lage nur verbessern konnte, wenn er sein Schweigen brach.
Ansonsten herrschte im Lager eine gespannte Stimmung. Die Freude über die Rettung des Außenteams war groß, und selbst Professor Sander, der von seiner erfolgreichen Mission aus Brasilia zurückgekehrt war, lobte den Einsatz der Soldaten, wenngleich auch die Trauer über den Tod von Antonio Pinto die Stimmung erheblich belastete. Weiterhin bedauerlich war, dass die geständigen Verbrecher keinen weiteren Aufschluss über die Herkunft des Jatapu-Virus liefern konnten. Zwar stimmten die Aussagen in der Weise überein, dass sich die ersten Erkrankten wohl in der Nähe der Goldmine am Lago Maracarana infiziert hatten, doch zu den genauen Umständen konnten sie keine Angaben machen. Inzwischen war eine Maschine der US -Army auf dem Flugfeld unweit des Camps gelandet und hatte
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