Mutter bei die Fische
eigentlich plötzlich so genau, wieâs beim deutschen Film zugeht?«, wunderte sich Falk.
Hubert knuffte Falk vertrauensvoll in die Seite. »Ich bin mit dem Produzenten, Karli, nach unserer Besprechung gleich in die âºAusterâ¹. Tja, und da haben wir so ein bisschen geschnackt. Ãber Geschäfte. Aber davon verstehst du ja bekanntlich nichts, Falk.«
Nicht von den Geschäften, die Hubert von Boistern so an Land zog, jedenfalls. Das war im letzten Sommer klargeworden, als Falk und Hubsi miteinander in geschäftliche Beziehungen getreten waren. Ebenfalls in der »Auster« â Heisterhoogs bestem Restaurant, fest in Hubsis Hand, der dort regelmäÃig zu speisen und offensichtlich jeden Geschäftstermin abzuhalten pflegte. Falk war aus dem Geschäft mit Hubsi zwar gerade noch mit heiler Haut herausgekommen, aber sie hatten beide ordentlich Federn lassen müssen.
»Tja«, Hubert setzte sich den Stetson wieder aufs Haupt und rieb die feisten beringten Pranken aneinander. »Ich suche ja immer nach Möglichkeiten, mein Geld unters Volk zu bringen, und wollte von Karli wissen, wie die TV -Branche so funktioniert. Ob damit Geld zu machen ist.«
»Und?« Falk musste grinsen, wenn er sich vorstellte, wie sich die Familie von Boistern, Hubsi mit Gattin Thea und Tochter Nancy, auf dem roten Teppich so machen würde. Denn das war es, was die von Boisterns so unbedingt wollten: runter von der Insel, hinein in die bunten Blätter. Auf die Gesellschaftsseiten, Wange an Wange mit Lothar Matthäus, der Frau von Boris Becker oder am besten: mit Vroni Ferres.
Hubert zuckte die Schultern. »Ich weià nicht. Richtig überzeugt hat er mich nicht. Aber jetzt verkaufe ich dem Karli erst mal schön âne Immobilie, und dann sehen wir weiter.«
Nun war also die Katze aus dem Sack. Von Boistern gehörte nicht nur viel Grund auf Heisterhoog, er kaufte und verkaufte, baute und vermietete. Da es aber keine neu ausgewiesenen Baugrundstücke auf Heisterhoog mehr geben würde und alle, die ein Häuschen oder eine Wohnung auf der Trauminsel ergattert hatten, daran festhielten, waren die Preise ins Unermessliche gestiegen. Dennoch standen die Kaufinteressenten Schlange.
Die Aurora drehte gerade bei und wühlte das Meer in weiÃer Gischt auf, als Falk sich erkundigte, ob Hubsi denn überhaupt ein entsprechendes Objekt zum Verkauf hätte, denn soviel er wusste, war derzeit gar nichts im Angebot.
Hubsi verschränkte seine Finger, lieà sie einmal knacken und schlenderte gemächlich zur Landebrücke.
» Top secret , mein Lieber, top secret «, gab der Friesencowboy Falk zu verstehen. Zwinkerte ihm zu und richtete seine Aufmerksamkeit ganz auf die Fähre.
Falk zuckte mit den Schultern und tat es ihm gleich, in der Hoffnung, Bertie irgendwo zu erspähen. Er lieà seine Augen über die Passagiere an Deck gleiten, aber im Unterschied zu den Urlauberfähren, die hier sonst anlandeten, winkte niemand, kein Kindergeschrei scholl herüber, und statt der bunten T-Shirts und Regenjacken dominierte nur eine Farbe: Schwarz. Basecaps und Kapuzenpullis, die typische Streetware junger hipper GroÃstädter. Aber genau wie die Urlauber drängelten auch die Filmleute ungeordnet und hektisch auf den Landungssteg, sobald die Fähre angelegt hatte. Zuerst die FuÃgänger â in der Hauptsache junge Männer mit militärischen Kurzhaarschnitten, wie sich Falk wunderte, dann die Pkws. Davon befanden sich nur wenige auf der Fähre, und die Hälfte von denen wiederum waren Jeeps in Tarnfarbe. Die Filmautos also, kombinierte Falk. Den Rest stellten groÃe Lkws und Bullis dar, manche mit der Aufschrift der Produktionsfirma, auf wieder anderen stand »Arri«, der Name einer Firma für Kameratechnik, wie Falk wusste.
Durch die Menschenmenge, die nun die Mole überflutete, drang mit einem Mal hysterisches Hupen. Falk sah sich nach dem Wagen um, aus dem der durchdringende Ton kam, und erspähte einen weiÃen Bulli, aus dessen Seitenfenster sich eine ihm bekannte Gestalt heraushängte: Es war sein Kumpel Bertie. Dieser wedelte hektisch mit den Armen und bedeutete Falk, sich zu ihm zu bewegen. Falk wäre der Aufforderung nur zu gerne nachgekommen, aber die Scharen von Filmheinis, die mit ihren Lkws, Autos und zu Fuà die StraÃe vor dem Landungssteg verstopften, lieÃen nicht zu, dass sich jemand in entgegengesetzter
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