Mutter bei die Fische
sich gut benahmen und vor allem die Gebiete der Brutvögel mieden, konnte die Sache doch sehr unterhaltsam werden, fand Thies. Und gestand, dass er hoffte, bei Abschluss der Dreharbeiten vielleicht das ein oder andere Requisit â sein Interesse reichte vom Karabiner bis zum Originaljeep â abstauben zu können. Silke hatte daraufhin die Augen verdreht und etwas von »Jungsspielen« geseufzt. Am Ende des Abends und der Diskussion waren sich alle einig, dass Jörn mit der Produktionsfirma in Verhandlungen treten sollte, klare Regelungen vereinbaren und, sollte man auf einen gemeinsamen Nenner kommen, den Deal abschlieÃen. Falk hatte ein paar Zahlen in den Raum geworfen, die Bertie ihm als GröÃenordnung genannt hatte, wie die Höhe der Kosten für die Drehgenehmigung und welche Preise die Produktionsfirma des »groÃen deutschen Event-Movies« gemeinhin bereit war für die Unterkunft ihrer Stars zu bezahlen. Daraufhin war Jörn Krümmel klargeworden, dass sich dadurch nicht nur die Stornierungen ausgleichen lassen würden, sondern obendrein noch ein wenig mehr Cash in die Kasse der Gemeinde gespült werden würde. Silke hatte nicht mehr protestiert, sondern allen einen kleinen Kümmelschnaps eingegossen und vor sich hin gegrummelt. Thies und Jörn dagegen hatten Falk auf die Schulter geklopft und ihn zum Verantwortlichen für den ordentlichen Ablauf der Dreharbeiten erklärt.
»Waaas?!« Gina stöhnte laut ins Telefon. »Bist du irre, Falk, weiÃt du, was du dir da antust?«
Falk versuchte, Gina zu beruhigen. »Ist halb so wild. Bertie ist doch dabei, der hat mir versichert, dass er alles im Griff hat.«
»Als dritte Knallcharge von links? Ich bitte dich, Falk.« Gina lachte. »Und erinnere dich bitte mal, welche Schoten Bertie dauernd vom Drehen erzählt.«
Falk war etwas angefressen, dass ihm nach Jörn, Thies und Silke nun auch von seiner Freundin Skepsis entgegenschlug.
»Bertie steigt zum ersten Set- AL auf, wenn die Idee durchgeht«, gab Falk eine Spur zu patzig zurück, »und damit hat er die volle Verantwortung, dass der Dreh reibungslos abgeht. Die haben sowieso nur zehn echte Drehtage hier auf Heisterhoog. Der Rest ist Vorbereitung und so Kram.«
»Ich wünsch dir ja, dass das glattgeht, Falk«, flötete Gina etwas versöhnlicher in den Hörer. »Aber ich glaube, du wirst noch dein blaues Wunder erleben.«
Und weder sie noch Falk ahnte, wie recht Gina damit behalten würde.
4.
Knappe vier Wochen später stand Falk an der Mole in Norderende und wartete auf die Fähre. Die Sonne war gerade durch die Wolken gebrochen, der Wind wehte in Stärke drei bis vier, und die Möwen stritten sich kreischend um Krabben und Schlickwürmer, die sich im von der Ebbe freigegebenen feuchten Sand tummelten.
Falk sog den salzigen Duft tief in die Nase und fragte sich, wie er all die Jahre mitten in der Stadt hatte leben können, ohne tiefe Sehnsucht nach dem Duft, dem Wind und dem Gefühl der Freiheit zu haben, das ihn erfüllte, seit er auf Heisterhoog lebte. Er spürte ein wohliges Kribbeln von den Zehenspitzen bis ins Rückenmark, so gut ging es ihm. Gina war für ein verlängertes Wochenende bei ihm gewesen, und sie hatten nichts anderes getan, als stundenlang Hand in Hand am Strand zu spazieren, Tee mit Rum in seiner Hütte zu trinken und sich zu lieben.
Der erste Tag war wie immer der anstrengendste gewesen, Gina war angespannt und gestresst gewesen. Falk wusste, dass er sich total zurücknehmen musste, so lange, bis von Gina jeder Druck abgefallen war. Und am Ende der drei Tage, als sie genau hier an der Mole gestanden hatten, hatten sie einander nicht mehr loslassen wollen.
»Was soll ich denn machen?«, hatte Gina leise geflüstert, und in ihren Augen hatten Tränen geglitzert.
Falk hatte nicht gewusst, was er sagen sollte. Denn dass Gina unglücklich mit ihrer Situation war, sowohl mit der Arbeit als auch mit der Fernbeziehung, lag auf der Hand, und sie machte auch keinen Hehl daraus. Aber beiden war klar, dass sich die Lage nicht wesentlich verbesserte, wenn Falk arbeits- und mittellos nach Berlin ziehen würde. Und Gina wiederum hielt eisern an ihrem Beruf fest. SchlieÃlich hatte sie einen Eins-a-Hochschulabschluss und eine glänzende Vita vorzuweisen. Sie hatte für die renommiertesten Büros Berlins gearbeitet und für diese an hochrangigen
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