Mutter bei die Fische
hören konnte. Silkes Wangen wurden noch eine Spur röter.
Thies entgegnete nichts. Er sah Jörn durchdringend an, schien dann zu überlegen und stand abrupt auf. Er nahm aus seinem Kühlschrank einen eiskalten Roséwein und öffnete die Flasche. Er goss vier Gläser ein und stellte jedem eines hin. »Auf meine süÃe Silke!«, toastete er, und Jörn und Falk brachen unisono in wildes Geheul aus.
Silke war sprachlos. Während die Männer ihr zuprosteten und ihren Wein hinunterstürzten, hatte sie noch immer den Arm mit dem vollen Glas erhoben. »Aber Thies, wir wollten doch nicht â¦Â«, stotterte sie perplex.
»Wissen doch sowieso schon alle«, knurrte Thies und begann erneut, sich eine Kippe zu drehen.
»Er hat recht, Silke. Wir sind eine ziemlich kleine Insel, falls dir das bis jetzt entgangen ist.« Jörn lachte.
Silke nahm nun einen Schluck, sah aber noch immer aus, als sei ihr die plötzliche Enthüllung unangenehm. »Trotzdem. Ich will nicht, dass geredet wird.«
»So wird doch noch viel mehr geredet«, meinte Jörn.
Silke stand nun auf und drehte ihnen den Rücken zu.
Falk war sicher, dass sie verbergen musste, wie gerührt sie davon war, dass ausgerechnet ihr Freund, der coole Cowboy, ihre Affäre publik gemacht hatte.
Thies legte den Arm um Silke. Er küsste sie liebevoll auf den Hals. »Ich wollte eigentlich ein bisschen angeben mit dir. Aber wenn du nicht willst ⦠bleibt es unter uns vieren. Okay?« Er zwinkerte Jörn und Falk zu und stellte sich zum Rauchen wieder an die geöffnete Tür.
Silke, die mittlerweile ihre köstliche Fischsuppe in vier Teller gefüllt hatte, verteilte diese und seufzte. »Na gut, wennâs denn mal schon raus ist, dann können wir euch ja auch alles erzählen.« Sie wechselte einen kurzen Blick mit Thies, der ihr aufmunternd zunickte. »Thies zieht wohl zu mir. Das ist ja kein Zustand hier in der Bruchbude. Und ich kann Hilfe beim Renovieren brauchen.«
Falk lag ein Kommentar auf der Zunge, aber er schluckte ihn hinunter. Er freute sich für Thies und Silke. Seit er auf Heisterhoog weilte, hatte er die beiden fest ins Herz geschlossen, obwohl sie, ebenso wie Jörn, über zehn Jahre älter waren als er. Aber alle drei hatten das Herz am rechten Fleck, und er wusste, dass er sich an jeden von ihnen wenden konnte, wenn er Sorgen hatte. Deshalb hob er nun sein Glas und toastete: »Auf die Liebe!«
Die anderen fielen mit ein, und die erste Flasche Rosé war schneller geleert als die wunderbare Bouillabaisse gegessen. Der Skatabend wurde lang und ausgelassen, und Falk war seinen Freunden zutiefst dankbar, dass sie ihn, für den der Tag so trüb begonnen hatte, auf andere Gedanken gebracht hatten.
Als Jörn und er sich verabschiedeten â nun musste Silke nicht mehr so tun, als würde sie ebenfalls aufbrechen, um dann später heimlich wieder zurückzukehren â, war es weit nach Mitternacht. Falk beleuchtete mit der Taschenlampe den Weg zu seiner Kate. Jörn hatte sein Fahrrad dort abgestellt, und bevor sie sich verabschiedeten, nahm Falk seinen Mut zusammen und stellte Jörn endlich die Frage, auf deren Antwort er schon lange neugierig war: »Bist du eigentlich Single, Jörn?«
Der Bürgermeister nickte. Aber er sah nicht im Geringsten traurig oder deprimiert aus. »Ich bin ein alter Hagestolz«, gab er lächelnd zur Antwort.
»Es ist nie zu spät«, meinte Falk aufmunternd, »das siehst du ja an Grit und Piet.«
Erst jetzt verfinsterte sich Jörns Gesicht. »Ja. Ich hoffe nur, es bleibt dabei. Piet hätte es verdient«, meinte er nachdenklich.
Jetzt wurde Falk neugierig. »Du hast vorhin schon einmal so eine Bemerkung gemacht. Was meinst du damit?«
Jörn sah Falk direkt ins Gesicht. »Hat Grit dir nichts erzählt?«
Falk verneinte.
Jörn überlegte kurz. »Vielleicht weià sie es selbst nicht. Deshalb ⦠rede lieber nicht mit ihr darüber. Vielleicht möchte Piet gar nicht, dass sie es erfährt.«
Falk runzelte die Stirn. »Machâs nicht so geheimnisvoll. Was ist mit Piet?«
Jörn guckte erst einmal in den klaren Sternenhimmel und holte dann tief Luft. »Piet war schon einmal verheiratet. Und sehr verliebt. Elsa hieà seine Frau. Sie war nicht von hier, sondern von der Küste. Sie hatten gerade ein Baby bekommen, als es
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