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Mutter bei die Fische

Mutter bei die Fische

Titel: Mutter bei die Fische Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marie Matisek
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Leben doch immer wieder so sein, dass sich alles von den Füßen auf den Kopf stellte? Wie gerne wäre er jetzt einfach nur mit seinen Gedanken an Gina beschäftigt. Vielleicht, dachte Falk plötzlich, sollte ich am Wochenende doch einfach nach Berlin zu meiner Liebsten fahren. Einfach mal drei Tage abhauen und alles stehen und liegen lassen! Mit Gina im Bett frühstücken, danach einkaufen auf dem Markt am Winterfeldplatz, in Schöneberg einen Kaffee trinken und am Abend in Friedrichshain in eines der neuen Restaurants von jungen wilden Köchen gehen? In seinen Gedanken lockte die Großstadt plötzlich doch, als ob sich sein Heisterhoog als zu klein für die vielen Probleme erwiesen hatte. Vielleicht konnte er Kai überreden, mit Nille zusammen am Wochenende die Strandkorbvermietung zu schmeißen. Aber dann fiel ihm ein: Es war ja Ferienbeginn in Brandenburg, Hamburg und Berlin. Gleichzeitig! Die Hölle! Das war niemand anderem zuzumuten. Und so verwarf er den revolutionären Gedanken an eine kleine Alltagsflucht sofort wieder.
    Harms stand noch immer an der Bushaltestelle und sah sich suchend um. Falk drückte sich tiefer in den Strandkorb.
    Â»Ob es mit Gina zu tun hat, habe ich dich gefragt!« Langsam schien Grit die Geduld mit ihrem verwirrten Sohn zu verlieren.
    Â»Was? Ach nee. Mit Gina ist alles in Ordnung. Es ist mehr so der Stress«, gab Falk zur Antwort, während er Harms beobachtete. Dieser war offensichtlich unschlüssig, was er tun und in welche Richtung er gehen sollte.
    Â»Stress? Ach komm, hör doch auf.« Seine Mutter kiekste ihn spielerisch in die Seite, und Falk zuckte zusammen. Das hatte er als kleiner Junge schon gehasst – umso lieber hatte Grit ihn damit geärgert.
    Â»Mit dem Filmteam.« Falk begann, Grit von Thies’ nächtlicher Aktion zu erzählen, dass er nun Zoff mit Bertie hatte und überhaupt mal wieder alles geradebügeln musste. Er versuchte, sich auf die Erzählung zu konzentrieren und gleichzeitig seinen Vater im Auge zu behalten. Dieser saß nun im Bushäuschen auf der Wartebank im Trockenen und sah aus, als suche er dort Unterschlupf. Falk war natürlich froh, dass Harms sich nicht wegbewegte, denn was sollte er tun, wenn sein Vater weiterzog? Er würde ihn aus den Augen verlieren, wenn er ihm nicht folgte, aber konnte auch nicht einfach aufspringen und Grit hier ohne Kommentar sitzenlassen.
    Da kam der Bus von der Mole in Richtung Süderende. Falk hielt den Atem an: Was war denn das?! Harms stieg ein! Mit Sicherheit wollte er zu Falk, nach Tüdersen! Wohin sonst sollte er auch fahren, wenn er in Norderende wohnte. Bei dem Regen ging man nicht an den Strand, und für Sightseeing hatte sein Vater gewiss keinen Sinn, zumal er von Heisterhoog stammte. Verdammt. Er musste sofort wieder zurück nach Tüdersen, um Harms an seiner Kate aufzulesen. Falk sah auf seine Armbanduhr, zog überrascht die Augenbrauen nach oben und stürzte dann seinen Espresso hinunter.
    Â»Mensch, Mama, schon so spät. Ich hab mich voll in der Uhrzeit vertan.« Mit diesen Worten erhob er sich, legte einen Schein auf den Cafétisch und küsste die perplexe Grit auf die Backe. »Geht auf mich. Ciao! Bis demnächst mal.«
    Dann machte er, dass er rasch auf sein Rad kam, damit Grit ihn nicht doch noch aufhalten konnte. Er traute sich nicht, sich nach ihr umzudrehen, und trat stattdessen kräftig in die Pedale. Sonst hätte er gesehen, wie Grit in ihrem Soja-Chai-Latte rührte und mit verärgert zusammengekniffenen Augen ihrem Sohn nachschaute, dem sie kein Wort glaubte.
    Doch als Falk völlig außer Atem an seiner Kate in Tüdersen ankam, war dort kein Harms. Falk ging extra noch den Weg zur Bushaltestelle hoch, aber die gebeugte Gestalt seines Vaters war nirgendwo zu erblicken. Harms war also entweder auf dem Weg ausgestiegen – aber wo? – oder bis Süderende weitergefahren, warum auch immer. Für Falk stand jedenfalls fest, dass er seinen Vater aus den Augen verloren hatte und damit sein Vorhaben gescheitert war. Er hatte sich vor seiner Mutter wie ein Idiot benommen und außerdem erkannt, dass die Gefahr, dass Harms und Grit sich in Norderende über den Weg liefen, groß und seine Sorge absolut berechtigt war.
    Es war mittlerweile vier Uhr am Nachmittag. Es nieselte noch immer, und Falk war von den Ereignissen des Tages so mitgenommen, dass er beschloss, sich aufs Bett zu

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