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Mutter bei die Fische

Mutter bei die Fische

Titel: Mutter bei die Fische Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marie Matisek
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legen und zu lesen. Ein bisschen Entspannung hatte er durchaus verdient. Am Abend würde er einen guten Wein einpacken und zu Thies gehen – er war der vierte Skat-Mann und würde sich von keinem Rettungsschwimmer-Deputy an den Rand drängen lassen!
    Gute zwei Stunden später erwachte Falk mit dem Buch auf seiner Brust. Er war nach nur zwei Seiten eingeschlafen und hatte nicht einmal das Klingeln seines Handys gehört. Dabei hatte er drei Anrufe verpennt. Der erste war von seiner Mutter, die sich besorgt nach ihm erkundigte und ihm anbot, dass sie bei Gesprächsbedarf jeder Art immer zur Verfügung stehe. Der zweite Anruf war von Jörn, der ihn an den Skatabend bei Thies erinnerte und ihm außerdem mitteilte, dass er für morgen eine außerordentliche Gemeinderatssitzung einberufen hatte. Es ging um den Ärger mit dem Filmteam und Thies’ »kleinen Scherz«. Offenbar hatte der nette Karli mit einer Schadenersatzforderung in astronomischer Höhe gedroht, die Jörn nun versuchte abzuwenden und sich gütlich zu einigen. Er bat Falk, ebenfalls an der Sitzung teilzunehmen. Der dritte Anruf war der schönste, denn es war Gina, die verliebt in den Hörer flötete. Sie hatte das aktuelle Projekt für Jonkers & Jonkers beendet und machte deshalb ausnahmsweise früher Feierabend. Sie beschied Falk, dass sie große Sehnsucht nach ihm hatte, und erkundigte sich, ob er es vielleicht doch mal zu einem Gegenbesuch nach Berlin schaffte.
    Gina war die Einzige, die Falk zurückrief. Er war noch immer benommen von seinem langen Schlaf, aber kaum hatte er eine halbe Stunde mit ihr gesprochen, fühlte er sich wieder erfrischt und gut gelaunt. Gina, die Harms nicht kannte, wollte nicht glauben, dass dessen Anwesenheit auf der Insel Grits innere Harmonie stören könnte, und riet Falk, die Sache entspannter anzugehen. Vielleicht war dies die Chance, so Gina, einen neuen Zugang zu Harms zu finden und seine Eltern miteinander auszusöhnen. Grit war schließlich in einer neuen Beziehung und emotional entsprechend stabil. Falk fand es immer wieder erstaunlich, wie Gina es schaffte, manche Dinge aus einer ganz anderen, viel positiveren Perspektive zu betrachten, als er dies tat. Und obwohl er keineswegs an eine »Familienversöhnung«, wie sie Gina vorschwebte, glaubte, nahm er sich doch vor, den Besuch von Harms nicht nur negativ zu sehen.
    Am liebsten hätte er gar nicht mehr aufgehört, mit Gina zu plaudern, ihre Stimme, ihre positive Energie und ihre klugen Ratschläge waren Balsam für seine Seele, aber Falk brach dennoch ab, weil er seinen Stammplatz beim Skat einnehmen wollte. Sie verabschiedeten sich liebevoll, Falk machte sich frisch und ging dann, bewaffnet mit Wein und einer Taschenlampe, hinunter zum Strand.
    Es hatte aufgehört zu regnen, der Himmel war nun klar und von tiefem dunklem Blau, als hätte ihn niemals ein Wölkchen getrübt. Die Sonne schickte sich an, binnen der nächsten Stunde im Meer zu versinken, und der Mond war schon mit schmaler Sichel bereit, ihren Platz einzunehmen. Das als Westernfort getarnte DLRG -Häuschen stand einsam am Strand und wirkte mit seinen leuchtenden Fenstern gemütlich und einladend. Erleichtert stellte Falk fest, dass der Haufen mit dem Equipment der Filmleute verschwunden war, der morgige Drehtag war vermutlich gesichert.
    Als er die fünf Holzstufen der Treppe erklommen und die Tür geöffnet hatte, schlug ihm nicht nur der heiße Dunst des Allesbrenners entgegen, sondern auch der würzige Safran-Fisch-Duft einer Bouillabaisse.
    Â»Silke, du bist eine Künstlerin«, sagte Falk zur Begrüßung, und die so Geehrte brach in schallendes Gelächter aus.
    Â»Du hast noch nicht einmal probiert!«, sagte Silke Söderbaum und umarmte Falk herzlich.
    Â»Ist nicht nötig«, grinste Falk, »ich weiß auch so, dass die Suppe Wahnsinn sein wird.«
    Dann begrüßte er nacheinander Jörn, der sich ebenfalls erhob und Falk kurz und männlich umarmte, und Thies, der selbstverständlich sitzen blieb und nur knapp nickte. Falk sah sich in dem winzigen Raum verstohlen um – kein Kai.
    Während Falk sich setzte, verteilte Thies den Kartenstapel, den er seit Falks Eintreten kunstvoll gemischt hatte.
    Falk erkundigte sich nach dem Rettungsschwimmer: »Kai meinte, er würde heute für mich einspringen.«
    Silke und Jörn sahen ganz erstaunt aus, aber Thies

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