Mutter bei die Fische
Vorschriften machen zu wollen. Er lehnte sich entspannt zurück und verengte die Augen zu Schlitzen. »Die Halle, in der du deine Strandkörbe lagerst â gehört das Grundstück auch zu deinem Besitz, oder hast du die gepachtet?«
»Nein«, gab Falk stolz zurück. »Die gehört auch dazu. Alles, bis zur Kate. Satte 8000 Quadratmeter.«
»Und alles nur für die Strandkörbe. Findest du das nicht ein bisschen verschenkt? Du könntest ja noch was anderes damit anfangen.«
»Hab ich nicht vor«, gab Falk leichthin zurück und streckte sich im Sand aus. »Und auÃerdem: Dich geht das nichts an.«
»Gott bewahre!« Harms hob theatralisch die Hände. »Ich habe ja nur laut nachgedacht.«
»Papa«, Falk stützte sich mit einem Ellenbogen im Sand auf. »Jetzt red mal Tacheles. Bist du nur aus sentimentalen Gründen hier?«
Harms nickte und sah Falk treuherzig an. Eine Spur zu treuherzig.
»Und wie lange hast du vor, das Spielchen noch zu spielen?«, ging Falk in die Offensive.
Harms zog die Augenbrauen nach oben. »Wenn du meinst, wie lange ich bleiben will, dann muss ich dir sagen: Ich weià es nicht.«
Falk blies die Backen auf und lieà dann langsam die Luft daraus entweichen. Das sollte Kommentar genug sein. Dann sah er Harms an.
Harms lächelte.
»Papa«, Falk beschloss, sich weiter vorzuwagen. »Mama ist auch gerade hier.«
»Soso«, Harms lächelte noch immer. Ein freundlicher älterer Mann.
»Und ganz ehrlich: Ich glaube nicht, dass es gut für sie ist, wenn ihr euch begegnet.«
»Warum soll das nicht gut für sie sein?« Ein freundlicher, älterer, ganz und gar unschuldiger Mann.
»Weil sie frisch verliebt ist. Und weil sie dich das letzte Mal gesehen hat, als du sie verlassen hast. Mit einem kleinen Kind. Und vorher hast du sie betrogen. Meinst du nicht, das kommt alles wieder hoch bei ihr, wenn sie dich hier sieht?« Falk war jetzt wirklich sauer ob der Begriffsstutzigkeit seines alten Herrn.
»Also, ich weià nicht, Falk. Das ist doch sehr an den Haaren herbeigezogen.« Harms konnte kein Wässerchen trüben. »Wie du selbst sagst, ist das fünfundzwanzig Jahre her. Da ist längst Gras drüber gewachsen.«
Falk starrte seinen Vater an. Er würde es nicht verstehen. Er war noch nie in der Lage gewesen, sich in andere Leute hineinzuversetzen. Falk musste also deutlicher werden. »Ich möchte, dass du wieder fährst«, sagte er leise, aber mit Nachdruck.
Das Lächeln verschwand von Harmsâ Gesicht. Seine Schultern sackten nach unten, ebenso seine Mundwinkel. Der ganze Mann sah plötzlich grau und eingefallen aus. Verlegen sah er zu Boden, dann direkt ins Falks Gesicht. »Das kann ich nicht«, sagte er ernst.
Falk hatte nicht mehr gefragt, warum. Er hatte seinem Vater ins Gesicht gesehen und gewusst, dass er in diesem Moment die Wahrheit gesagt hatte. Er konnte nicht fahren, warum auch immer. Falk glaubte sich in seinem Verdacht, sein Vater könnte todkrank sein, bestätigt. Also hatte er die Flucht nach vorne angetreten und Grit angerufen.
»Mama, hast du heute Abend Zeit? Ich muss was Wichtiges mit dir besprechen.«
»Heute? Na ja, wir wollten vielleicht heute ins Kino gehen, aber ⦠ist es sehr wichtig?«
»Ja.«
»Na gut, dann. Wann soll ich bei dir sein?«
»Um acht. Und, Mama ⦠es ist noch jemand da.«
»Falk, ist alles in Ordnung? Wer soll denn das sein? Du klingst so komisch. Warum machst du so ein Geheimnis darum?«
»Du hast recht gehabt neulich. Harms ist da. Du hast ihn gesehen.«
»â¦Â«
»Mama?«
»Dann komm ich nicht.«
»Bitte.«
Tut, tut, tut â¦
Grit hatte aufgelegt. Falk hoffte inständig, dass sie kommen würde, aber er war sich nicht sicher. Mit seinem Vater verhielt es sich nicht besser. Als er Harms davon in Kenntnis setzte, dass er heute Abend ein Treffen mit beiden Eltern in seiner Kate arrangieren würde, gab Harms zu verstehen, dass er nicht wüsste, warum er sich mit Grit treffen sollte. Er sei nicht nach Heisterhoog gekommen, um sie zu sehen.
»Aber ich denke, du bist auf einer sentimental journey «, wandte Falk ein, »da gehört deine Ex doch wohl dazu. SchlieÃlich ist sie die Mutter deines einzigen Sohnes.«
»In Gottes Namen«, lieà sich Harms herab. »Wenn du meinst, es bringt was. Aber
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