Mutter bei die Fische
unsere alte Maschine.«
Aber nun wurde Nille ganz zappelig. »Nân-nicht!« Er zeigte auf die Maschine. »H-h-hier, F-f-falk. S-s-super h-h-hier!«
Falk musste grinsen. Vermutlich hätte Nille nichts davon gehabt, die Maschine in seiner Bruchbude zu Hause aufzustellen, dort, wo er sich am seltensten aufhielt.
»Na gut, Nille. Die bleibt hier, aber sie ist deine Maschine!« Nille nickte erleichtert.
»Und weiÃt du was? Zur Feier des Tages hole ich uns ein paar Teilchen. Kaffee ohne Kuchen, das ist doch nichts. Und nachher fahren wir an den Strand. Da rollt heute die ganz groÃe Welle.«
Nille strahlte bis über beide Ohren, und Falk schwang sich aufs Rad, um beim Bäcker in Süderende Kuchen zu holen.
Als er eine halbe Stunde später mit frischem, noch von der Backstube warmem Bienenstich, Quarkstreusel und Mohnzopf zurückkam, traute er seinen Augen nicht. In einem der Strandkörbe, die vor der Lagerhalle standen, saà Nille glücklich Kaffee trinkend neben Falks Vater Harms. Falk wäre vor Ãberraschung fast vom Rad gefallen. Er hatte jeden Abend in Norderende nach Harms gesucht, war ihm aber nie begegnet. Er hatte schon die Hoffnung gehegt, dass Harms abgereist sei, und es deshalb auch nicht für nötig gehalten, seine Mutter von dessen Anwesenheit zu unterrichten. Und jetzt saà Harms Thomsen hier, den Becher ohne Henkel in der Hand, Schulter an Schulter mit Nille, als ob er hier zu Hause wäre.
»Papa?!«
Falk stellte den Drahtesel an die Wand und ging zu den beiden Männern. Nille machte den Eindruck, als würde er Harms kennen, und tatsächlich klopfte Harms dem Klabautermann leutselig aufs Knie, als Falk mit seinem Kuchenpaket staunend näher kam.
»Ihr kennt euch?«
Harms und Nille grinsten sich an.
»Klar«, sagte Harms.
»H-h-harms«, sagte Nille.
Falk sagte erst mal nichts mehr. Stattdessen schüttelte er den Kopf, holte sich einen doppelten Espresso aus der neuen Dampfmaschine und hockte sich auf die Ladefläche seines Traktors. Es war Mitte Juni und genau das richtige Wetter für die Urlauber, die heute die Insel überschwemmen würden. Wind und Sonne, vereinzelte Wolken, mittlere Temperatur. Einfach Nordsee. Während Falk seinen Quarkstreusel aà und seinen nicht minder zufriedenen Vater beobachtete, dachte er daran, wie friedlich sein Leben verlaufen könnte. Eigentlich. Er verspürte nicht den geringsten Drang, sich mit seinem Vater auseinanderzusetzen. Er wollte einfach nur, dass sein Leben ein langer ruhiger Fluss wäre. Oder eine Nordseewelle, die an den Strand gespült wurde und dann gaaanz langsam auslief, bis sie schlieÃlich im feuchten Sand versickert war.
»Okay, Papa«, hörte Falk sich sagen, kaum dass er den letzten Bissen hinuntergeschluckt hatte und das Kuchenpapier zusammengeknüllt. »Was liegt an? Ich muss jetzt los mit Nille, an den Strand. Drei Bundesländer kommen heute. Kommst du mit, oder was ist?«
Harms zuckte mit den Schultern und sah unschuldig drein. Komisch, dachte Falk, seit sein Vater hier aufgetaucht war, hatte er alles GroÃspurige und Ãberhebliche verloren. Er war einfach nur ein alter, gebeugter Mann. Aber Falk wusste genau, dass dies nicht die Wahrheit war. Zumindest nicht die ganze. Er hatte Harms nie anders erlebt als desinteressiert, auf seinen Vorteil bedacht, gierig und egomanisch. Der Graugelockte, der nun hier saÃ, war allenfalls ein Wolf im Schafspelz.
Falk schwang sich auf den Fahrersitz und lieà den Trecker an. Harms hievte sich neben ihn, Nille krabbelte hinten auf die Ladefläche. Sie holperten wortlos über den Strand, bis sie an der kleinen Strandbude zum Stehen kamen. Thies stand auf seiner Veranda und beäugte Falks Vater, als dieser mühsam vom Trecker sprang. Der Sheriff sagte kein Wort, aber er musterte Harms interessiert, denn nach dem Skatabend konnte er sich wohl ausrechnen, um wen es sich bei Falks Begleitung handelte.
Falk stellte den Motor ab und grüÃte. »Alles fit?«, rief er Thies zu.
Der lehnte sich an seine Balustrade und zog eine Selbstgedrehte hinter seinem Ohr hervor. Er riss ein Streichholz über die Sohle seines Stiefels und zündete sich mit der Flamme die Kippe an. Er inhalierte tief, blies den Rauch aber lange nicht mehr aus. Stattdessen grinste er und kam langsam die Holztreppe heruntergestiefelt. Endlich quoll der Zigarettenrauch aus Mund und Nase, als Thies
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