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Mutter bei die Fische

Mutter bei die Fische

Titel: Mutter bei die Fische Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marie Matisek
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eigentlich bin ich hier, um die Insel meiner Väter zu besuchen. Nach meinen Wurzeln zu graben und natürlich«, er setzte wieder den treuherzigen Dackelblick auf, »mich mit meinem Sohn zu versöhnen.«
    Â»Ich wüsste nicht, dass wir uns gestritten hätten«, meinte Falk lapidar. »Du hast dich einfach nur nicht für mich interessiert.«
    Â»Aber jetzt tue ich das«, sagte sein Vater strahlend und breitete weit die Arme aus. »Ich bin hier, um teilzunehmen. Und du weißt: It’s never too late! «
    Falk wollte einen bissigen Kommentar zurückgeben, aber dann dachte er an Gina. Was hätte sie ihm geraten? Gina hätte in ihrer unerschütterlichen positiven Art daran appelliert, jedem Menschen eine Chance zu geben. Und wer weiß? Vielleicht stimmte es ja doch, und er hatte jetzt die Chance, seinem Vater näherzukommen. Bevor dieser das Zeitliche segnete. Also nickte Falk brav und rang sich ein dünnes Lächeln ab. Harms erwiderte es, nahm zu allem Überfluss sogar Falks Hand und drückte sie. Anschließend wuchtete er sich schwerfällig aus dem Liegestuhl hoch und verabschiedete sich. »Na dann, see you later !«
    Nille kam unter dem Traktor hervorgekrabbelt, an dem er wieder herumgeschraubt hatte, und umarmte Harms, bevor dieser langsam in Richtung Dünenweg schlurfte. Falk sah der gekrümmten Figur seines Vaters nach und dachte, dass keiner ein schlechter Mensch sein konnte, den Nille liebte.
    Der weitere Nachmittag verlief in geordneten Bahnen. Falk wurde ebenso viele Strandkörbe los, wie er von der Lagerhalle geholt hatte, und rechnete sich seinen Verdienst hoch, wenn der Rest der Saison ebenso gut verlaufen würde. Es sollte für den Winter locker reichen, wenn er gut haushaltete und ein bisschen zur Seite legte. Aber in Gedanken war Falk immer bei seinen Eltern, und je näher der Abend rückte, umso nervöser wurde er.
    Einzig ein Erlebnis am späten Nachmittag lenkte ihn von seinen schweren Gedanken ab. Kai saß auf der Veranda des DLRG -Häuschens in Thies’ Schaukelstuhl und beobachtete wie immer die Badenden. Vielleicht auch einige nicht badende Strandschönheiten, das ließ sich nicht so einfach voneinander trennen. Plötzlich stieß er einen Laut der Verwunderung aus, dann rief er Thies, Nille und Falk aufgeregt zu sich. Er lachte über sein ganzes junges Lausbubengesicht und hielt ihnen das Fernglas hin.
    Â»Da, schaut mal!« Er zeigte auf den weiten Strandabschnitt in Richtung Süderende, wo auf halbem Weg zwischen Dünen und Wasserlinie zwei Figuren vage zu sehen waren.
    Thies schnappte sich sein Fernglas zuerst. Er guckte durch, setzte das Glas ab, schüttelte den Kopf und sah dann wieder durch. »So was«, kommentierte er trocken und reichte das Glas an Nille weiter.
    Der zoomte und schwenkte wild, konnte aber offensichtlich gar nichts erkennen, denn er reichte das Fernglas sofort mit einem Achselzucken an Falk weiter.
    Als dieser hindurchsah, traute er seinen Augen kaum. Zwei hellblonde Menschen tanzten dort allein auf dem Sand. Sie waren beide in Weiß gekleidet, er in eine weite Leinenhose, mit nacktem bronzenen Oberkörper, sie in eine fast durchsichtige weiße Tunika gehüllt, unter der ein goldener Winzbikini durchschimmerte. Die beiden fassten sich an den Händen, sprangen in die Luft, drehten sich umeinander und wiegten sich im Wind. Dann stoppte der blonde Mann, strich sich mit dem Handrücken die charakteristische Haarsträhne aus dem Gesicht und nahm eine seltsame Stellung ein, in etwa wie ein betender Storch. Die Blondine tat es ihm gleich. Sie schüttelte ihre hellblonde Mähne nach hinten, dann stellte auch sie sich auf ein Bein, winkelte das andere an und führte die Arme vor dem Körper wie zum Gebet zusammen. So standen sie dort beide, in meditative Stimmung versunken – Gernot Limpinsel und Nancy von Boistern.
    Falk setzte das Fernglas ab und schaute Thies an.
    Der grinste nun breit. »Nancy goes Hollywood« war sein trockener Kommentar, bevor er sich wieder in seine Stube verzog.

15.
    Falk hatte sich Mühe gegeben, das Treffen mit Grit und Harms so nett und normal wie möglich zu gestalten. In Norderende hatte er frischen Räucherfisch, Krabben und Heringssalat gekauft, dazu dunkles Vollkornbrot, Bier und Apfelsaft. Das hatte er auf seinem kleinen runden Tisch arrangiert, eine Kerze angezündet und fand nun, dass alles nach einem

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