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Mutter bei die Fische

Mutter bei die Fische

Titel: Mutter bei die Fische Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marie Matisek
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als Kai sich als sein Sohn geoutet hatte. Der Strandsheriff überspielte seine Scham zunächst mit einer geharnischten Standpauke an Nille, warum der ihn nie aufgeklärt hatte und stattdessen ein lebensgefährliches Risiko eingegangen war, bis er sich schließlich kleinlaut bei Nille entschuldigte. Die beiden lagen sich in den Armen, und Kai versprach, dass er sich Nilles Schwimmkünsten annehmen würde. Er setzte sich zum Ziel, dass der Klabautermann schwimmen konnte, wenn er am Saisonende die Insel wieder verließ.
    Als Falk am frühen Abend in seine Kate zurückkam, die treue Leika immer noch an seiner Seite, nahm er sich vor, nach einem ausgiebigen Abendessen mit gekochtem Huhn für Leika und Huhn mit Reis und Asiagemüse für Falk sehr früh ins Bett zu kippen und den morgigen Tag der Suche nach Harms zu widmen. Es hatte keinen Zweck, dieses Problem auf die lange Bank zu schieben.
    Aber ganz so früh kam Falk doch nicht zum Schlafen, denn er erhielt zwei Anrufe, von denen der eine kürzer, der andere etwas länger dauerte, und beide ließen ihn aufgewühlt zurück. Der erste Anrufer war Bratfisch-Piet. Er lud Falk für übermorgen, am Samstag, in die »Auster« ein, er hatte einen Tisch reserviert. Falk nahm sehr gerne an.
    Â»Gibt’s denn was zu feiern?«, erkundigte er sich neugierig.
    Es dauerte ein bisschen, bis Piet antwortete.
    Â»Den Fünfzigsten deiner Mutter«, gab er zurück.
    Â»O Sch … eibenkleister!« Falk fiel aus allen Wolken. Natürlich! Grit hatte Geburtstag! Zwar hatte sie den Mantel des Schweigens über den großen Tag gelegt, aber noch vor drei Wochen, als sie auf die Insel gekommen war, hatte Falk sich fest vorgenommen, wenigstens in diesem Jahr ein guter Sohn zu sein und morgens als Erster zu gratulieren. Zumal es sich um den großen Runden handelte. All die Jahre zuvor war ihm der Geburtstag so durchgerutscht, und er hatte meistens knapp vor Mitternacht die Kurve noch gekriegt und als letzter Gratulant bei ihr angerufen. Das wäre ihm dieses Jahr garantiert auch passiert – wenn Piet ihn mit der Einladung nun nicht rechtzeitig aufgeschreckt hätte.
    Â»Deine Mutter behauptet, sie will nicht feiern«, fuhr der Bratpirat fort. »Aber ich glaube, sie freut sich doch, wenn wir drei was Schönes machen.«
    Falk pflichtete ihm bei und sagte sein Kommen zu. Bevor sie auflegten, erkundigte Piet sich noch, ob Falk schon mit Harms gesprochen habe. Falk musste bedauernd verneinen und schob die Schuld auf die Tatsache, dass er darauf angewiesen war, Harms zufällig über den Weg zu laufen. Dass er keine Zeit geopfert hatte, Harms gezielt ausfindig zu machen, sagte er nicht.
    Â»Es liegt ihr ganz schön im Magen.« Piet hörte sich sorgenvoll an.
    Â»Ich weiß, mir auch«, gab Falk zu.
    Piet räusperte sich. »Hör mal, Falk, ich weiß, ich gehöre nicht zur Familie. Und ich weiß auch nicht, wie – aber ich will dir sagen: Wir kriegen das hin.«
    Â»Danke, Piet«, sagte Falk und dachte: Du bist ein guter Mensch. Dann verabschiedeten sie sich.
    Keine halbe Stunde später – Falk hatte sich gerade in seine Jogginghose geschmissen, die Glotze angemacht und seine Füße unter Leikas warmen, schweren Hundekörper gesteckt – klingelte es erneut. Dieses Mal war es Gina. Und sie weinte schon wieder. Falk war ziemlich besorgt. Seit er Gina vergangenes Jahr kennengelernt hatte, kannte er sie als energiegeladene, immer gutgelaunte und ausgeglichene Frau. Was war nur mit ihr los? Seit drei oder vier Wochen war sie weinerlich, hatte Anflüge von Hysterie und vor allem: Sie blickte nicht mehr vertrauensvoll in die Zukunft. Natürlich hatte sie immer schon mit ihrem Job zu kämpfen und war unzufrieden mit ihrer Lage als hochqualifizierte Architektin, die sich seit Jahren unterbezahlt durchschlug. Aber sie hatte es geschafft, den Kopf immer oben zu haben. Seit neuestem sah das ganz anders aus, und Falk erkannte seine Freundin nicht mehr wieder.
    Â»â€¦Â und dann habe ich auch noch eine Mieterhöhung bekommen, stell dir vor! Der hat doch erst vor zwei Jahren erhöht, ich weiß gar nicht, wie ich das stemmen soll ohne regelmäßigen Verdienst«, jammerte sie gerade.
    Â»Vielleicht kannst du umziehen. In eine kleinere Wohnung«, riet Falk. Er erntete helle Empörung.
    Â»Noch kleiner? Falk, ich wohne schon auf nur sechsundvierzig

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