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Mutter bei die Fische

Mutter bei die Fische

Titel: Mutter bei die Fische Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marie Matisek
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wie diesem, wenn der Strand voll war, die Vermietung reibungslos lief, die Kinder Eis bei ihm kauften und die Erwachsenen entspannt in ihren Strandkörben lagen, dachte Falk, dass er den schönsten Job der Welt hatte. Er liebte seine Arbeit und hätte sie, wie sein Onkel Sten, bis ins hohe Alter machen können. Aber dann dachte Falk an seinen kranken und mittellosen Vater und an Gina, die er heiraten und versorgen wollte. Daraufhin wurde ihm klar, dass all das mit dem schönsten Job der Welt nicht zu machen sein würde. Die Angst schnürte Falk Thomsen die Kehle zu.

20.
    Als Falk mit Leika an seiner Seite kurz vor sechs Uhr abends seine Kate erreichte, wünschte er sich nichts mehr als eine erfrischende Dusche, ein kaltes Getränk und eine gutgelaunte Gina, die ihn ausgeruht und entspannt empfangen würde. Als er die Tür öffnete, bot sich ihm aber ein ganz anderes Bild. Am Tisch saß Gina – im Longshirt, mit verstrubbelten Haaren, als sei sie soeben aus dem Bett gekrochen, und ihr gegenüber: sein Vater. Falk traute seinen Augen kaum. In der Mitte des Tisches stand ein großer Blumenstrauß.
    Gina strahlte Falk an. »Guck mal, wer gekommen ist!«, sagte sie zur Begrüßung und zeigte auf Harms.
    Â»Ich seh schon«, murmelte Falk und machte keinen Hehl aus seiner mangelnden Begeisterung.
    Harms schien das zu merken, denn er machte sich ein bisschen kleiner, als er war, und zeigte entschuldigend auf den üppigen Strauß.
    Â»Ich wollte euch auch gar nicht stören … wenngleich ich hocherfreut bin, deine reizende Freundin kennenzulernen«, der alte Casanova-Charme blitzte plötzlich wieder auf, »aber ich wollte meiner Gritti doch zu ihrem Ehrentag gratulieren.«
    Falk schnappte nach Luft. Konnte das wirklich sein? Harms erinnerte sich an Grits Geburtstag? Falk war völlig baff und auch überrumpelt.
    Noch bevor er sich dazu äußern konnte, sprang Gina in die Bresche. »Ist das nicht süß?« Gina lächelte breit, und ihr Lächeln schien echt zu sein. »Dein Vater wollte, dass wir Grit den Strauß in seinem Namen geben. Ich habe ihm gesagt, dass er das doch lieber selber tun sollte.«
    Harms lächelte harmlos und sah dabei leicht verblödet aus. Unschuldig steht ihm nicht, dachte Falk sofort.
    Â»Aber ich weiß ja nicht, wo ich Gritti finde. Und ich bin bestimmt der Letzte, den sie an ihrem Jubeltag sehen möchte«, flötete sein Vater.
    Da hast du wohl recht, dachte sich Falk, verkniff sich aber den Kommentar.
    Â»Und da habe ich ihm vorgeschlagen, dass er uns zur ›Auster‹ begleitet und gratuliert.«
    Falk öffnete den Mund, um zu protestieren, aber Harms kam ihm zuvor.
    Â»Ich komme natürlich nicht mit zum Essen! Auf gar keinen Fall!«, sagte er mit gespielter Empörung. »Ich will ihr nur den Strauß geben, dann bin ich weg.«
    Falk nickte, nur wenig begeistert, und ging schnurstracks ins Bad. Er würde nicht nur kalt duschen. Er würde eiskalt duschen. Nur als Eisblock würde er das Kommende überstehen können.
    Falk hatte es für seine Pflicht gehalten, Piet wenigstens zu warnen, und so hielt sich Grits Überraschung beim Anblick ihres betrügerischen Exmannes gottlob in Grenzen. Sie war zwar alles andere als begeistert, als sie Harms mit seinem großen Blumenstrauß vor der »Auster« erblickte, aber Falk konnte auch erkennen, dass sie, ebenso wie Gina und er selbst, gerührt von seiner Geste war. Harms küsste Grit formvollendet die Hand, machte ihr ein wortreiches und blumiges Kompliment, wie jung und wunderbar sie aussehe, und begrüßte Piet mit einem männlich-kameradschaftlichen Handschlag.
    Â»Tja«, meinte er mit einem kleinen Lächeln im Mundwinkel, »dann wünsche ich euch einen schönen Abend. Lass dich verwöhnen, Grittchen, du hast es verdient.«
    Damit drehte er sich um und ließ sie stehen. Falk, Gina, Piet und Grit blickten der langen gebeugten Figur des Schriftstellers hinterher, wie sie mit langsamen, leicht schlurfenden Schritten in der kleinen Gasse zwischen Hortensien, Stockrosen und Lavendel, der in großen Büschen auf den Steinmauern der Friesenhäuser wuchs, verschwand.
    Grit stöhnte und rollte mit den Augen. »Harms!«, rief sie mit herrischer Stimme, der man anhörte, dass sie über den soeben von ihr gefassten Entschluss nicht gerade glücklich war. »Komm wieder zurück.

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