Mutter bei die Fische
und beugte sich sofort über Nille und küsste ihn auf die Stirn. Der Klabautermann machte den Mund auf, um etwas zu sagen, aber es kam nur heiseres Krächzen. Daraufhin wurde er ganz ungeduldig und drehte den Kopf wild hin und her.
»Ruhig, Nille, alles okay, du bist bei uns, Kai hat dich rausgeholt«, versuchte Falk zu beschwichtigen.
Aber nun wurde Nilles Nervosität noch schlimmer, verzweifelt versuchte er, ihnen etwas mitzuteilen. SchlieÃlich gelang es ihm, ein ganzes Wort zu artikulieren. »H-h-hund!«, stotterte er aufgeregt.
Falk, Thies und Silke drehten sich zum Meer. Richtig, das Schlauchboot mit dem Hund!
Sie sahen erleichtert, dass Kai den Strand fast erreicht hatte, im Schlepptau das Boot mit dem Hund, der nun aufgeregt bellte. Jörn stand bis zur Taille im Wasser, bereit, Kai das Tau abzunehmen. Gemeinsam zogen sie das Schlauchboot â Falk identifizierte es sofort als zum Filmteam gehörig â ans Ufer. Sobald das Boot auf Sand lag, sprang der Hund, ein mittelgroÃer Mischlingsköter mit kurzem gelben Fell und groÃen Ohren, von denen eines in die Höhe stand, das andere abgeknickt war, heraus und umtobte Kai und Jörn schwanzwedelnd. Nille hatte sich aufgesetzt und strahlte endlich über sein ganzes weiÃes und erschöpftes Mondgesicht. Er schnalzte mit der Zunge, klatschte in die Hände und versuchte, den Hund zu sich zu locken, der tatsächlich zu Nille raste und ihm freudig das Gesicht abschleckte.
Kai lieà sich erschöpft in den Sand fallen, während Thies und Jörn das Schlauchboot und das Alurettungsboot in Richtung DLRG -Häuschen zogen.
Während Nille mit dem Hund schmuste, war Falk losgegangen, den Rucksack von Kai zu holen, den dieser ein paar hundert Meter weiter hatte fallen lassen, um dem Schlauchboot nachzuschwimmen. Als er ihn Kai bringen wollte, waren Silke und Thies schon bei dem jungen Rettungsschwimmer, der noch immer im Sand lag und von der Anstrengung heftig atmete.
»Das war ganz groÃes Kino«, sagte Thies gerade. »Jetzt komm mit rein, dann kriegst du ânen Schnaps und ein paar trockene Klamotten. Du Held.«
Kai schüttelte den Kopf und vermied es, Thies anzusehen.
Silke fasste Kais Hand und wollte ihm aufhelfen, aber er schüttelte sie ab.
»Lass mal, ich komm schon klar.« Kai machte ein undurchdringliches Gesicht, nahm Falk den Rucksack aus der Hand, stand auf und klopfte sich notdürftig den Sand aus den tropfnassen Klamotten.
Thies wurde ungeduldig. »Mach keinen ScheiÃ, komm mit. Du hast Nille das Leben gerettet, das wird gefeiert.«
Kai blitzte Thies angriffslustig an. »Ich darf doch nicht mit den GroÃen spielen«, gab er giftig zurück.
Thies machte eine wegwerfende Handbewegung. »Schwamm drüber.«
Aber Kai machte keine Anstalten, mit ihnen mitzukommen. Stattdessen ging er einen Schritt von Thies weg. »Such dir doch einen anderen Rettungsschwimmer. Gibt ja genug«, sagte er bitter.
Thies stöhnte und wollte etwas zu seiner Entschuldigung sagen, aber Kai lieà ihn nicht zu Wort kommen.
»Dann kannst du dir auch gleich einen anderen Sohn suchen«, schob er leise hinterher. Er wandte sich ab, schwang sich den Rucksack auf und stapfte in Richtung Tüdersen.
Falk und Silke sahen Thies fassungslos an. In dem Moment, in dem Kai das Ungeheuerliche ausgesprochen hatte, fiel es allen, offenbar auch Thies, wie Schuppen von den Augen. Kai war Thiesâ Sohn, und wer wollte, hätte es längst sehen können. Die gleiche schlaksige, hochgeschossene Figur, das lange Gesicht mit dem ausgeprägten Kinn und dem starken Gebiss. Die vollen schwarzen Haare. Warum war die Ãhnlichkeit niemandem aufgefallen? Nicht einmal Thies selber?
Falk stellte fest, dass Thies aus allen Wolken gefallen war. Er hatte keinen Schimmer gehabt, dass er Vater war. Darum war auch sonst niemand darauf gekommen, es schien einfach nicht im Bereich des Möglichen zu liegen.
Silke fasste sich als Erste. »Komm«, sagte sie leise zu Falk, nahm seinen Arm und zog ihn weg. »Die müssen jetzt allein sein.«
Falk folgte Silke zum DLRG -Häuschen, wo Jörn, Nille und der Hund schon auf sie warteten. Einmal noch blickte Falk sich um und sah, wie Thies zunächst langsam, dann immer schneller hinter dem sich rasch entfernenden Kai herlief. Falk sah sofort wieder weg, ihm schien es zu intim, selbst auf diese Entfernung, zuzusehen, wie Thies und
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