Mutter bei die Fische
darüber, meinte Kai.
Daraufhin war Silke Söderbaum in Tränen ausgebrochen und hatte einen herzzerreiÃenden sentimentalen Anfall bekommen. Dass sie keine Kinder hatte, sich aber immer welche gewünscht hatte und nun auf verschlungenen Pfaden zu einem groÃen Sohn gekommen war, nachdem sie ohnehin erst seit kurzem offiziell einen Lebensgefährten habe. Dann hatte sie immer wieder wahlweise zu Kai oder zu Thies gesagt: »Ich hab dich so lieb«, wobei nicht ganz klargeworden war, ob Silke noch den Ãberblick hatte, wen sie da jeweils vor sich hatte. Thies war sehr liebevoll und behutsam mit ihr gewesen, und schlieÃlich war sie in seinen Armen eingeschlafen.
Nach diesem ereignisreichen Tag hatte Falk beschlossen, die Suche nach seinem Vater und das Gespräch noch einen weiteren Tag aufzuschieben, er musste sich erholen.
Er verbrachte den nächsten Tag an seiner Strandbude, gemeinsam mit Nille und Leika, die er in der Nacht bei sich beherbergt hatte. Als er mit Leika zum Strand gegangen war, war sie auÃer sich vor Freude und Unternehmungslust gewesen, und Falk hatte sich vorgenommen, falls Leika bis dahin nicht von ihrem rechtmäÃigen Besitzer abgeholt sein würde, eine Runde mit ihr zu joggen. Die entsprechende Energie und den Bewegungsdrang schien sie zu haben. Als er seine Bude erreichte, kam Nille ihm hellwach entgegen, er hatte, laut eigenem Bekunden, hervorragend geschlafen und begrüÃte Leika mit groÃer Freude, was diese ebenso erwiderte.
Es wurde trotz des Katers ein wunderschöner Strandtag. Nille und Falk waren den ganzen Tag mit Leika beschäftigt, deren rechtmäÃiger Besitzer sich noch immer nicht gemeldet hatte. Natürlich hoffte Falk insgeheim, dass er sich niemals melden würde, aber ihm war auch bewusst, dass das illusorisch war, und er hatte Bertie daraufhin pflichtschuldigst eine SMS geschrieben, dass der Besitzer sich bitte endlich bei ihm melden solle.
Im Häuschen nebenan, bei Vater und Sohn, war alles beim Alten. Der schwarze Cowboy saà wie immer drinnen und beobachtete die Vögel, ab und zu spuckte er einen Priem aus dem Westernfort oder lieà eine dünne Rauchfahne aus der Tür wehen. Kai dagegen ging fröhlich seinem Job als Strandwächter und Bademeister nach.
Mittags saà er bei Falk und Nille unter dem Sonnenschirm und aà mit ihnen ein Eis. Falk kraulte Leika, die den Kopf auf seinen Oberschenkel gelegt hatte, im Tiefschlaf kleine spitze Bellgeräusche ausstieà und ihn vollsabberte.
»Sag mal, Nille«, begann Kai das Gespräch. »Warum hast du dich eigentlich an das Schlauchboot da gehängt?«
Nille sah Kai überrascht an und deutete mit einer leisen Spur von Empörung auf die schlafende Leika. »H-h-hund!«
»Na ja, klar, du wolltest den Hund retten.«
Nille nickte heftig.
»Aber warum bist du dann nicht ins Boot reingeklettert?«
Jetzt schüttelte der Klabautermann ebenso heftig den Kopf.
»Oder bist mit dem Boot an Land geschwommen?«, insistierte Kai weiter.
Nille versuchte, eine Antwort zu geben, war aber wieder zu aufgeregt, um einen verständlichen Ton herauszubringen. Dann verlegte er sich auf Pantomime. Er ahmte mit den Armen Schwimmbewegungen nach und schüttelte dabei immer noch heftig den Kopf. Aber weder Kai noch Falk begriffen den Sinn der Darstellung. SchlieÃlich sprang Nille auf, stotterte aufgeregt Unverständliches und wedelte heftig mit den Armen. Es sah aus wie Hundepaddeln. Plötzlich warf er den Kopf nach oben, fasste sich an den Hals und gurgelte.
Nun glaubte Falk zu verstehen. »Du hattest Angst, dass du ertrinkst?«, fragte er vorsichtig.
Nille stand nun ganz still da und lieà den Kopf hängen. Er nickte.
Kai und Falk sahen sich schockiert an.
»Das heiÃt doch wohl nicht etwa«, formulierte Kai zaghaft, »dass du gar nicht schwimmen kannst?«
Jetzt hatte Nille seine Sprache wiedergefunden. »N-n-nille n-n-nicht«, stotterte er traurig.
Die beiden Männer waren wie vor den Kopf gestoÃen. Nille konnte nicht schwimmen! Und absolvierte seit Jahren brav seine Nummer als Ertrinkender für Thiesâ Bademeister-Casting. Vermutlich in dem Gottvertrauen, dass ihn die Bewerber schon retten würden, dafür waren sie ja angetreten.
Kai ging nach nebenan und holte Thies, der die Neuigkeit mit käseweiÃem Gesicht vernahm. Falk hatte ihn noch nie so fassungslos gesehen â nicht einmal,
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