Muttergefuehle
nicht so.«
»Halleluja! Ich bin nicht die Einzige, die sich so fühlt!«
Von anderen Müttern zu hören, dass es ihnen ähnlich geht, hat mir in den letzten zwei Jahren besser geholfen als jeder Ratgeber, besonders, wenn es um »mutteruntypische« Reaktionen wie Wut aufs Kind, Eifersucht auf den Ehemann oder Sehnsucht nach dem alten Leben ging. Ehrliche Gespräche haben diese Gefühle zwar nicht ausmerzen können, aber zu wissen, dass ich nicht allein bin, hat es mir einfacher gemacht, mit ihnen umzugehen. So war ich zwar noch wütend, hatte aber zumindest keine Schuldgefühle mehr, weil ich als Mutter nicht rund um die Uhr glücklich, geduldig und liebevoll war.
Wie toll wäre es, wenn Mutterschaft wieder normal wäre? Es nervt, dass alles, was mit ihr zu tun hat, emotional und moralisch so extrem aufgeladen ist. Jeder Hans und Franz weiß es besser als die Mutter, und statt einfach mal die Klappe zu halten, posaunen alle ihre Meinung ungefragt heraus, nie ohne vor Spätfolgen durch mütterliche (Fehl-) Entscheidungen zu warnen.
Ich versuche, mich so wenig wie möglich davon stressen zu lassen, indem ich mich gar nicht erst bemühe, alles richtig zu machen. Denn selbst wenn ich mich noch so sehr anstrenge, werde ich es nicht schaffen, meinen Sohn groß zu kriegen, ohne dass er irgendeinen Schaden davonträgt. Sogar mein krampfhafter Versuch, immer die perfekte Mutter zu sein, würde schließlich nicht spurlos an ihm vorübergehen. Da setze ich lieber gleich voraus, dass ich Fehler machen werde, ich bin ja schließlich keine Maschine, sondern eine ganz normale Mutter. Manchmal bin ich stinksauer, manchmal bin ich gelangweilt, meistens habe ich eine Riesenmütze Spaß, und immer liebe ich mein Kind so sehr, dass dieses Empfinden alles übersteigt, was ich jemals gefühlt habe. Und obwohl mein Sohn schon vor seinem zweiten Geburtstag Nutella gegessen und ferngeguckt hat, ich ihm bereits ein Gelenk ausgehakt und ihn sehr laut angebrüllt habe, würde ich behaupten, dass ich eine gute Mutter bin. Weil ich eben auf der anderen Seite, wie fast jede Mutter, alles dafür gebe, dass er ein glücklicher, fröhlicher, gesunder Mensch ist. Nur wie ich das mache, ist ganz allein mein Ding. Ich wünsche mir und allen anderen Frauen, dass wir selbstbewusst so leben können, wie wir wollen, ohne dass es von anderen Müttern, Menschen und Zeigefingern kommentiert oder verurteilt wird.
Zum Schluss noch eine Nachricht für alle mehrfachen und alleinerziehenden Mütter: Während ich mich frage, wie ihr das alles schafft, fragt ihr euch wahrscheinlich, ob ich nicht mehr alle Latten am Zaun habe, und das völlig zu Recht. Ich bin mir des hohen Niveaus, auf dem ich zwischendurch jammere, sehr wohl bewusst und ziehe täglich meinen Hut vor euch, die viele Kinder und Beruf vereinbart bekommen (müssen), und das ganz schön oft auch ohne Partner. Ihr dürft nach Herzenslust Dinge sagen wie: »Pah, was weiß die denn schon!«, oder: »So viel Zeit für gestörte Gedanken hätte ich auch gerne mal.«
Dass es purer Luxus ist, sich die Zeit nehmen und ein Buch schreiben zu können, weiß ich. Und für diese Möglichkeit bin ich sehr dankbar. Aber ich bin auch stolz, dass ich es gemacht habe. In einer Zeit, in der ich dachte, es ginge wegen meines Kindes beruflich nicht weiter, habe ich damit einen meiner größten Träume in die Tat umgesetzt. Und es erfüllt mich mit purem, strahlendem, hüpfendem Glück, dass ich das auch meinem Mann und meinem Sohn zu verdanken habe.
DER ANFANG. Die erste Zeit mit Kind.
Mein Bauch gehört mir. Und der Rest auch.
Die Frustration, öffentliches Eigentum zu sein.
Erst habe ich mich gefreut, als ich nicht mehr nur fett, sondern endlich auch schwanger aussah. Ich war mir sicher, dass mir die Menschen nun mit mehr Respekt entgegentreten würden. Die Zeiten, in denen mir Jugendliche laut TITTEN ! entgegenbrüllten, sollten vorbei sein, schließlich konnten jetzt alle sehen, dass sie aus einem wichtigen, besonderen Grund so gigantisch waren. Pustekuchen. Denn während mein Bauch immer weiterwuchs, schrumpfte meine Privatsphäre auf ein nie erlebtes Minimum. Ich wurde hemmungslos begrapscht. Entfernte Bekannte, die ich – mit Absicht – noch nie berührt habe, patschten mir mit beiden Händen auf den Bauch, und sogar Fremde hatten die beliebte Frage »Wann ist es denn so weit?« erst halb gestellt, dafür aber bereits den Kopf meines Kindes ertastet. Ich habe mich gefühlt wie ein Buddha, der im Eingang
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