Mutterliebst (German Edition)
fassen, dass du hier bist.“
Georgia nimmt auf der abgenutzten Hotel-Couch Platz. „Ich kann es auch nicht fassen“, erwidert sie amüsiert. „Man glaubt schon, das ist das Ende, und dann kommt diese idyllische Fahrt von Des Moines ins malerische Plano.“
„Kaffee?“ Danielle lächelt Georgia breit an.
Die wirft einen kurzen Blick in den Pappbecher, den Danielle ihr anbietet. „Ich passe, danke.“
Danielle setzt sich neben sie, woraufhin Georgia ihre Hand ergreift und sanft drückt. Danielle freut sich unheimlich, ihre Freundin zu sehen. „Warum bist du nun wirklich hier?“
„Weil ich mir Sorgen um dich und Max gemacht habe.“ Sie holt tief Luft. „Und außerdem muss ich dir ein paar Dinge sagen, die ich lieber von Angesicht zu Angesicht loswerden wollte.“
Danielle überkommt ein ungutes Gefühl. „Was für Dinge?“ „Später.“ Georgia lehnt sich gemütlich zurück.
Danielle wartet. Ihrer beider Spezialität ist, ganz knapp und kurzangebunden miteinander zu reden. Georgia beginnt.
„Wie geht es dir?“
„Ganz okay.“
„Max?“
„Nicht besonders.“
„Er hat doch nicht versucht …“
„Nein!“ Sie zuckt zurück. „Natürlich nicht!“
Georgia legt eine Hand beruhigend auf ihren Arm. „Tut mir leid. Es ist nur so, dass du mir nicht immer das Schlimmste erzählst.“
Danielle lächelt traurig. „Das liegt daran, dass ich nicht mal den Gedanken daran ertragen kann.“
„Hast du eine Diagnose?“
„Nein.“ Ehe Georgia ihr Kreuzverhör fortsetzen kann, wechselt Danielle das Thema. „Erzähl mir was von der Außenwelt.“
Georgia enttäuscht sie nicht. Zunächst einmal ist der neueste Büroklatsch dran – wer schläft mit wem, wer hat sich bei der Sommerparty lächerlich gemacht, welcher Mitarbeiter kriecht vor welchem Seniorpartner zu Kreuze.
„Also“, sagt Danielle. „Wie hast du es geschafft, aus dem Büro wegzukommen? Und von Jonathan und Melissa?“
Georgias liebreizendes Gesicht wirkt plötzlich furchtbar blass. „Oh. Das.“
„Oh, was?“
Sie schlägt die Augen nieder. „Nun, wie ich bereits erwähnte, gibt es ein paar Dinge, die ich dir sagen muss.“
„Nicht nur ein paar, sondern eine Menge, schätze ich“, bemerkt Danielle trocken. „Versuch erst gar nicht, es zu beschönigen, Georgia. Du siehst furchtbar aus, und ich möchte wissen, warum.“
Endlich begegnet Georgia wieder Danielles Blick. Ungeweinte Tränen funkeln in ihren wundervollen indigoblauen Augen. „Es geht um Jonathan“, wispert sie. „Er wurde … gefeuert.“
Danielle denkt an das Spitzenteam plastischer Chirurgen, in dem Jonathan als das Supergenie gilt. „Wovon redest du? Er ist erst letztes Jahr zum vollen Teilhaber gemacht worden, oder etwa nicht?“
„Doch.“ Ihre Stimme zittert.
„Also, was ist passiert?“
Silberne Tränen kullern über ihre Wangen. „Sie haben alles herausgefunden.“
„Dass er trinkt? Nun, das ist nicht unbedingt …“
„Er nimmt Kokain – eine ganze Menge davon“, erklärt sie tonlos.
Danielle ist schockiert. „Aber wie haben Sie das herausgefunden?“
Georgia wirft ihr einen Blick zu, der voller Scham und Angst ist. „Er hat eine Frau operiert, während er high war. Alle im Operationssaal haben es gemerkt.“ Sie schließt die Augen. Der Rest kommt in einem gewisperten Stakkato heraus. „Ihr Gesicht ist furchtbar entstellt. Es wird ein Gerichtsverfahren geben, das sich gewaschen hat. Das könnte die ganze Praxis ruinieren.“
„Wann ist das passiert?“
„Vor einem Monat“, gesteht sie verzweifelt, ihr Gesicht ist leichenblass. „Er hat keinen Ton gesagt.“
„Haben seine Partner ihn bei der Polizei angezeigt?“
„Zuerst ging es ihnen nur darum, den Schaden so weit wie möglich zu begrenzen, doch dann haben sie seinen Schreibtisch gefilzt und einen Riesenvorrat an Kokain gefunden.“ Ihre Worte klingen so zerbrechlich wie Glas. „Sie behaupten, er hätte gedealt, Danielle. Kannst du dir das vorstellen? Jonathan – ein Drogendealer!“
„Gott, Georgia, und was jetzt?“
„Sie haben ihn bei der Ärztekammer angezeigt und sofort gefeuert. Die Kammer hat eine vollständige Untersuchung angeordnet, während der er nicht praktizieren darf.“ Sie schüttelt den Kopf. „Es besteht kein Zweifel, dass sie ihm die Approbation entziehen werden. Er ist erledigt.“
„Wo ist er jetzt?“
„Zu Hause. Er hat sich im Schlafzimmer eingesperrt – völlig betrunken. Er hat mich angeschrien, dass ich verschwinden soll.“ Mit
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