Mutterliebst (German Edition)
beeilen, um Sie einzuholen.“
Als sie die Hand ausstreckt, trifft sie in einem Sekundenbruchteil eine Entscheidung. „Lauren.“
„Tony. Es freut mich, Sie kennenzulernen.“ Es entsteht ein unangenehmes Schweigen, während sie auf seinen Drink warten. Als er schließlich serviert wird, hebt er das Glas. „Auf einen besseren Abend als den gestrigen.“
„Darauf trinke ich sofort.“ Sie prosten sich zu.
„Also“, beginnt er im Plauderton, „welchen Grund könnten Sie wohl haben, sich in Plano, Iowa, aufzuhalten? Dass Sie ein Mädchen aus der großen Stadt sind, steht Ihnen auf die Stirn geschrieben.“
Sie lächelt. „Gut geraten. Manhattan.“
„Aha.“ Er greift hinter die Bar und entnimmt einer Plastikbox ein paar Oliven, die er auf ihre Cocktailserviette legt. „Die Frage bleibt bestehen.“
Danielle weicht seinem Blick aus. „Sie zuerst.“
„Das ist noch so ein Klischee“, erwidert er. „Ich durchlaufe gerade eine Scheidung. Meine Frau bevorzugt es, dass ich woanders wohne, bis es rechtskräftig ist.“
Danielle hebt eine Augenbraue. Er lacht. „Nein, wirklich – das ist die Wahrheit. Ich habe Familie und Freunde hier.“
„Was tun Sie dann in einem Hotel?“
Er wirft ihr einen amüsierten Blick zu. „Würden Sie bei der Familie wohnen, wenn Sie derjenige sind, der die Scheidung will?“
„Oh, ich verstehe.“ Danielle trinkt einen Schluck Wasser in der Hoffnung, dass es den Wodka neutralisiert, den sie bereits spürt. „Haben Sie Kinder?“
„Nein.“ Seine Stimme klingt bitter.
„Tut mir leid, ich wollte nicht neugierig sein.“
„Nein, nein, das ist völlig in Ordnung. Und Sie?“ Er legt sein Jackett ab und hängt es sorgfältig gefaltet über die Stuhllehne. Danielle steigt ein schwacher Duft in die Nase – vielleicht Old Spice vermischt mit dem Geruch nach Mann. Es erzeugt eine plötzliche Sehnsucht in ihr. Eine, die sie sofort ausblendet. Diese selbstsüchtigen Wünsche kann sie sich nicht leisten – nicht während Max an diesem furchtbaren Ort ist. Als hätte er ihre Gedanken gelesen, berührt er ihre Hand. „Hören Sie, wenn Ihnen das Thema unangenehm ist, dann lassen Sie uns über etwas anderes reden.“
Sie schaut ihn erleichtert an. „Vielen Dank.“
„Sind Sie verheiratet?“
Sie lacht. „Ich dachte, Sie wollten das Thema wechseln?“
„Das habe ich“, entgegnet er. „Jetzt sprechen wir über Sie.“
Danielle rutscht ein wenig zu ihm herum und überschlägt die Beine. „Lassen Sie mich eins gleich klarstellen: Ich bin nicht verheiratet, ich habe einen Sohn, und auch ich möchte nicht hier in Plano sein.“
„Hm.“ Langsam lockert er den Knoten seiner Krawatte und lehnt sich im Stuhl zurück. Alles an ihm strahlt ruhige Selbstsicherheit aus. „Womit sich die Frage stellt – warum sind Sie hier?“
Danielle errötet. Diese Frage hat sie sich selbst zuzuschreiben. „Ist es wichtig?“
„Nein, nicht wirklich“, antwortet er. „Nur in einer Hinsicht.“
„Und die wäre?“
„Muss ich Sie heute Abend schon bezirzen, oder bekomme ich morgen eine weitere Chance?“
„Ich fürchte nicht.“ Sie ist selbst von ihrem spielerischen Tonfall überrascht. „Das hier ist Ihre einzige Gelegenheit.“
Er schüttelt den Kopf. „Verdammt!“
Erstaunlicherweise fühlt sie sich leichter als jemals zuvor in den letzten Monaten. Rasch schiebt sie den Gedanken beiseite, dass sie vermutlich auch betrunkener ist als jemals zuvor in den letzten Monaten. Es ist ihr gleichgültig. „Wo leben Sie, wenn Sie sich nicht gerade in Plano verstecken?“
„Des Moines“, erwidert er. „Also, was tun Sie so in Manhattan?“
Danielle fühlt sich unbehaglich. Sie möchte weder über Max noch über ihre Arbeit oder ihre Probleme sprechen – eigentlich über gar nichts, was ihr reales Leben ausmacht. Es liegt daran, dass sie ihre Emotionen nur mühsam im Griff hat. Wenn Sie Max’ Namen auch nur erwähnt, wird sie sofort in Tränen ausbrechen. Der Alkohol sorgt bereits dafür, dass sie Gefühle entwickelt, die sie sich schon seit Jahren nicht mehr erlaubt hat – die Sehnsucht nach der Intimität mit einem Mann, der sie lieben und unterstützen könnte in dieser belastenden Phase mit Max.
Seit der Geburt ihres Sohnes hat sie keine wirkliche Beziehung mehr gehabt. Die kurze Affäre mit Max’ Vater – einem unglücklich verheirateten Anwalt, den sie bei einer Konferenz der Amerikanischen Juristenvereinigung kennengelernt hat – endete in einer
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