Mutterliebst (German Edition)
einstweilige Verfügung verstößt, werden sie sie wegen Behinderung der Justiz und Beihilfe belangen. Sollte sie verurteilt werden, wird sie ihn jahrelang nicht sehen können. Danielle presst eine kalte Hand gegen ihre Stirn und kehrt dann zu ihrem Stuhl zurück. Sie legt Stahl in ihre Stimme. „Ich werde es nicht tun. Es ist viel zu früh, um auch nur über einen Deal nachzudenken.“
Sevillas schüttelt den Kopf. „Sie wollen noch vor der Anhörung eine Antwort – in zwei Wochen von heute an. Wenn sie die nicht kriegen, ziehen sie das Angebot zurück.“
Danielle verschränkt die Arme über der Brust und blickt Tony fest in die Augen. „Das heißt, dass wir vierzehn Tage haben, um den Mörder zu finden.“
Der Lunch liegt hinter ihnen. Sevillas und Doaks halten sich im Konferenzraum auf und ordnen die Beweismittel für die Anhörung. Danielle ist in Tonys Büro gegangen, um Max anzurufen. Jetzt, wo er sein iPhone hat, kann sie ihn jederzeit anrufen, aber sie weiß, dass es gefährlich ist. Kreng und die anderen Mitarbeiter könnten ihn ganz leicht erwischen und das Telefon konfiszieren – ganz zu schweigen davon, was Sevillas tun wird, wenn er herausfindet, was sie gestern getan hat. Auch wenn sie erst gestern in Maitland eingebrochen ist, muss sie einfach seine Stimme hören. Also schlüpft sie in Tonys Büro und schließt die Tür. Max meldet sich sofort.
„Hi, Mom.“
Er klingt so normal, dass sie völlig überrascht ist. „Wie geht es dir, Honey?“
„Dafür, dass ich mich in diesem Dreckloch befinde, ganz gut.“ Sie hört, wie er auf einigen Tasten herumtippt. „Ich hab ein paar Sachen rausgefunden, die du nicht glauben wirst.“
„Was ist das für ein Geräusch?“
Er klingt beschäftigt. „Ich stelle Nachforschungen an.“
„Zu was?“
Es entsteht eine Pause, die Tipperei hört auf. „Fastow, was sonst?“
„Wie machst du das?“
Er stöhnt. „Mit meinem iPhone.“
„Im Web?“
Sie hört ein Geräusch, das irgendwo zwischen einem Glucksen und einem Lachen liegt. „Komm schon, Mom. Schau mal über den Tellerrand hinaus.“
Sie versucht, ihre Verwirrung in Grenzen zu halten. „Max, sag mir, wie es dir geht. Ich mache mir ständig Sorgen um dich.“
Ein Seufzer dringt durch den Hörer. „Mir geht’s gut. Ich habe aufgehört, die Medikamente zu nehmen und verhalte mich jedes Mal wie ein verrückter Ochse, wenn sie bei mir sind.“
„Was ist mit den Blutproben? Nehmen sie dir nur Blut ab, oder injizieren sie dir auch noch etwas?“
„Weder noch. Ich habe keine Ahnung, warum nicht.“
„Hast du irgendetwas zu Fastow herausgefunden?“
„Nicht viel“, erwidert er. „Nur Zeug darüber, wie großartig er ist. Er hat alle möglichen Preise und Auszeichnungen bekommen.“
„Was hast du sonst noch rausgekriegt? Irgendetwas über die Medikamente?“
„Daran arbeite ich“, antwortet er geistesabwesend. „Ich habe ein paar von den Tabletten mit meinem iPhone fotografiert, aber ich habe nirgendwo etwas gesehen, was den blauen Kapseln ähnlich sieht – weder in den Pharmakologie-Lernkarten noch bei Skyscape oder Epocrates. Das Letzte überrascht mich, weil man normalerweise jede noch so mysteriöse Pille eingeben kann und innerhalb von drei Sekunden eine Übereinstimmung erhält.“
Danielle setzt sich. „Max, wovon in aller Welt redest du?“
Ein weiteres verzweifeltes Seufzen. „Pass auf, ich erkläre es dir ganz einfach. Das iPhone hat Zugang zu ganz vielen Apps – Applikationen. Ich habe diejenigen runtergeladen, von denen ich annahm, dass ich sie brauche, wozu ich natürlich deine Kreditkartennummer benutzt habe …“
Letzteres ignoriert sie. „Was für Applikationen?“
„Hm, warte mal.“ Sie sieht beinahe vor sich, wie seine Finger über die Tastatur fliegen. „Die Pharmakologie-Lernkarten sind wirklich cool. Die halten Schritt mit der neuesten Medikamentenentwicklung, mit klinischen Studien – all dieses Zeug.“
„Max, wie lange machst du das schon?“
Sie hört ein Schnauben. „Komm schon, Mom, was glaubst du denn? Dass du mich jahrelang mit diesen lausigen Pillen füttern kannst, und ich finde nicht heraus, was das ist? Selbst ein Volltrottel würde erkennen, dass es kein Aspirin ist.“
Danielle erblasst. Also weiß er, dass er Antipsychotika genommen hat.
„Das ist ganz schön cool, Mom“, fährt er fort. „Skyscape ist ein weiteres Arzneimittelprogramm, genauso wie Epocrates, nur dass Epocrates Bilder hat.“
„Von was?“
„Von
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