Mutterliebst (German Edition)
ich beweisen kann, dass Fastow es getan hat, dann weiß ich, dass ich es nicht war.“
Sie legt eine Hand an ihre Stirn, froh, dass er sie jetzt nicht sehen kann. „Du hast es nicht getan, Max“, sagt sie ruhig.
Für einen langen, schmerzenden Moment schweigt er. „Ich weiß es einfach nicht mehr, Mom“, wispert er.
„Sweetheart, ich kenne dich besser als jeder andere Mensch auf der Welt, und ich glaube es nicht.“
Die traurige Stimme, die durch die Leitung dringt, ist die eines alten Mannes. „Du bist meine Mom. Du musst das sagen.“
„Nein, das muss ich nicht“, widerspricht sie. „Jetzt hör eine Weile auf, dir über all das Sorgen zu machen und versuch, dich auszuruhen.“ Sie murmelt eine sanfte Verabschiedung und schlüpft auf die Damentoilette. Dort weint sie so heftig, als würde ihr das Herz brechen.
Zurück auf dem Schlachtfeld, haben sie die vergangenen Stunden damit verbracht, die verbliebenen Dokumente der Staatsanwaltschaft zu sortieren.
„Das ist nicht besonders viel“, urteilt Sevillas.
„Das hatte ich auch nicht erwartet.“ Danielle deutet auf die Markierungen, die sie an verschiedenen Dokumenten, die die Staatsanwaltschaft als Reaktion auf ihren Antrag produziert hat, angebracht hat. „Alles, was ich gefunden habe, sind ein paar geringfügige Unstimmigkeiten in Jonas’ Anmeldung in Maitland.“
„Was meinst du, Doaks?“
„Ich blicke als Allererstes auf die Familie, wenn es um Mord geht.“ Er zuckt die Achseln. „Die meisten Leute töten die, die sie lieben.“
„Das ist ja ein rosiger Blick auf die Welt“, kommentiert Sevillas, „doch in diesem Fall scheint es nicht so zu sein.“
„Ohne Witz“, murmelt Doaks. „Wenn man Barnes und den Leuten in der Klinik glauben darf, dann ist Jonas’ Mom eine verdammte Mutter Teresa.“
Es klopft an der Tür, Sevillas’ Sekretärin kommt mit einem Briefumschlag in der Hand herein, reicht ihn Doaks und verschwindet wieder. Er reißt ihn auf und holt ein einzelnes Blatt Papier hervor. Rasch überfliegt er dessen Inhalt, dann knüllt er den Schrieb zusammen. „Vergiss es. Wir haben keine Handhabe, was die Mutter angeht. Verdammt, alles was wir brauchen, ist eine lausige Person, die es getan haben könnte, müsste, sollte … aber wir haben keine einzige.“
„Was war das?“, erkundigt sich Sevillas.
Doaks flegelt sich auf den nächsten Stuhl. „Barnes hat es geschickt. Schreibt, dass er eine Überraschung für mich hätte. Mann, genau dann, wenn du glaubst, dass diese Schwachmaten da unten noch dümmer als Brot sind, besinnen sie sich und tun etwas richtig Schlaues.“
„Klär uns auf, John.“
Er seufzt. „Die Cops haben nach ihrem Eintreffen jeden in der Klinik mit Luminol überprüft. Hatten alle eine absolut saubere Weste.“
„Luminol?“, fragt Danielle. „Was ist das?“
Sevillas greift nach seinem Stift und macht eine Notiz. „Luminol ist eine chemische Substanz, die man benutzt, um Blutspuren nachzuweisen. Unter Schwarzlicht werden die Flächen sichtbar, an denen Blut haften geblieben ist. Es wird üblicherweise an einem Tatort angewendet, um zu sehen, wo der Mörder eventuell nach seiner Tat sauber gemacht hat.“
„Ja“, stimmt Doaks zu, „aber ihr werdet nie erraten, was diese Deppen gemacht haben. Sie haben nicht nur die Kleidung aller Beteiligten mit Luminol behandelt.“
„Was meinst du damit?“, hakt Sevillas nach.
„Sie habe auch die Hände der Leute eingesprüht, das meine ich.“ Er schüttelt den Kopf. „Hast du jemals von einem solchen Bullshit gehört?“
Sevillas starrt Doaks an. „Ihre Hände?“
„Ja“, erwidert der Detektiv. „Ich wusste nicht mal, dass das Zeug auch auf Haut funktioniert, du etwa?“
„Ich habe nie einen Fall gehabt, bei dem es auf dem Körper angewandt wurde.“
„Spielt auch keine Rolle“, murmelt Doaks. „Sie haben auch dabei nichts gefunden.“
„Ich muss ein paar Nachforschungen anstellen, ob die Ergebnisse zuverlässig sind, wenn man es auf menschlicher Haut aufträgt“, entgegnet Sevillas. „Es ist ganz sicher nicht die Anwendung, die der Hersteller im Sinn hatte.“
„Nun, schraub deine Hoffnung nicht zu hoch.“ Doaks reibt sich den Nacken. „Ich bin noch an ein paar anderen Fronten aktiv. Dieses Mädchen – Naomi? Sie war am Mordtag nicht mal auf der Station. Sie hielt sich in der Cafeteria auf und hat vor ungefähr fünfzig Zeugen gebratenes Hühnchen gegessen.“ Er zuckt die Schultern. „Zu schade. Ein Blick auf sie würde
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