Mutterliebst (German Edition)
Sie machen dich krank, halten dich betäubt.“
„Aber warum, Mom? Warum sollten sie das …“
„Tu es einfach, Max. Bitte. Und gib vor, zu kooperieren.“
„Was?“
Sie schüttelt den Kopf. „Wenn du dich ihnen nicht widersetzt, fixieren sie dich nicht …“ Ihre Stimme bricht, sie kann den Satz nicht beenden.
Seine Augen füllen sich mit Tränen, seine Lippen zittern. „Lass mich nicht hier allein, Mom. Ich schaff das nicht – wirklich nicht.“
Danielle legt ihre Arme um ihn. „Du wirst nicht allein sein. Tony kommt alle paar Tage. Sein Freund Doaks wird auch vorbeikommen. Ich habe ihre Nummern bereits in dein iPhone eingespeichert. Ich werde mich bemühen, dass deine Tante Georgia hergeflogen kommt. Du kannst sie so oft sehen, wie du willst.“ Ein Schluchzer entringt sich ihrer Kehle, während sie ihn noch fester an sich drückt. „Ich bringe das wieder in Ordnung – ich verspreche es. Und ich werde mein Telefon jede Minute eingeschaltet haben.“
Er nickt. Sein Blick ist voller Resignation – schlimmer noch als beim ersten Mal, als sie ihn an diesem furchtbaren Ort zurückgelassen hat. Max’ Lider flattern wieder, doch selbst als er erneut in tiefer Benommenheit versinkt, packt er ihren Arm als wäre es der Rettungsring eines Seemanns, der ihn vor dem Tod in den eisigen Fluten bewahrt. Danielle schließt die vier Ledergurte um seine Arme und Beine. Dabei fallen ihr erneut Tränen herab und färben das harte, abgegriffene Leder dunkel. Dann löst sie sanft seine Finger von ihrem Arm und steckt die dünne blaue Decke mit dem weißen Maitland-Emblem in der Mitte um seinen Körper herum fest. Wie kann sie ihn nur hier zurücklassen?
„Ich muss mich um den Parkman-Jungen kümmern. Anweisung von Fastow“, sagt eine Stimme auf dem Gang.
Danielle erstarrt. Sie schnappt sich ihre Tasche, sinkt auf den Boden und kriecht wie ein Soldat im Feindesland auf Händen und Knien – alles unter dem forschenden, bösartigen Auge der zugedeckten Sicherheitskamera. Es kommt ihr wie eine Ewigkeit vor, doch schließlich erreicht sie die Duschkabine. Das Letzte, was sie sieht, ehe sie den Vorhang zuzieht, sind die Reste der Spritzenverpackung und das Glasröhrchen, das auf Max’ Bett liegt.
„Michelle hinkt immer hinterher.“ Die Stimme klingt jetzt laut, aber sie befindet sich immer noch vor der Tür. „Siehst du vielleicht irgendjemand, der mir das Doppelte zahlt, weil ich ihren Job mitmache?“
Danielle hält den Atem an. Sie hört, wie sich der Türknauf dreht und jemand das Zimmer betritt. Emsige Betriebsamkeit und dann ein ärgerliches Murmeln. „Schau dir das an. Sie nimmt Blut ab und lässt alles rumliegen – sogar auf dem Bett des Patienten! Kreng wird einen Anfall bekommen.“
Die plötzliche Stille überzeugt Danielle davon, dass die Person verschwunden ist. Sie stürzt auf das Bett zu und wirft Spritze und alles andere – selbst den abgerissenen T-Shirt-Streifen – in ihre Tasche. Dann beugt sie sich noch einmal zu Max hinunter und presst ihre Lippen auf seine blasse, feuchte Stirn. Er atmet tief und fest. Er ist immer noch Max. Er ist noch am Leben. Und so Gott ihr hilft, wird sie zurückkommen und ihn hier rausholen. Sie schlüpft zurück zur Wand, duckt sich unter der Kamera hinweg und schnappt sich ihren Blazer. Dann verschwindet sie auf demselben Weg, den sie gekommen ist.
Wie durch ein Wunder schafft sie es, unbeobachtet zu Doaks’ Wagen zurückzukehren – zumindest hofft sie es. Sie rutscht ganz tief auf den Sitz hinunter, während sie langsam durch das Eingangstor von Maitland fährt und auf die schmale, baumbestandene Straße einbiegt. Mein Gott, was für ein Risiko sie eingegangen ist! Ihr Herz pocht wie verrückt, wenn sie an die furchtbaren Male auf Max’ Arm denkt, an das Wissen, dass sie ihn dort zurücklassen muss. Die nächsten zwanzig Minuten strömt Schweiß aus allen Poren ihres Körpers, während sie den Rückspiegel nicht aus den Augen lässt und darauf wartet, dass die Polizei kommt, um sie zu verhaften und abzuführen.
Als die Diebin, die sie ist.
21. KAPITEL
Am nächsten Morgen nimmt Sevillas seinen üblichen Platz am Kopfende des Konferenztisches ein. Doaks lässt sich auf einen Stuhl irgendwo in der Mitte fallen und legt die Füße auf einen der Ledersessel. Danielle sitzt neben Sevillas und bemüht sich sehr, ihre Nervosität zu überspielen. Sevillas hat sie zusammengetrommelt, um ihnen von seinem Treffen mit dem Bezirksstaatsanwalt zu berichten. Sein
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