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Mutterliebst (German Edition)

Mutterliebst (German Edition)

Titel: Mutterliebst (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Antoinette van Heugten
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aufsteigt, doch rasch zwingt sie sich, ruhig zu bleiben und nachzudenken.
    Ihr Blick überfliegt den Tisch. Das Klemmbrett mit den medizinischen Aufzeichnungen liegt dort, zusammen mit zwei kobaltblauen Kapseln, die sie nicht kennt. Sie steckt sie in ihre Tasche. Dann entdeckt sie ein Plastikpäckchen mit einer sterilen Einwegspritze, die neben einem Glasröhrchen mit Gummistopfen liegt. Irgendjemand wird kommen, um ihm wieder Blut abzunehmen. Warum?
    Sie hat keine Zeit, um die kompletten Aufzeichnungen auf dem Klemmbrett zu lesen, aber die handschriftlichen Notizen auf dem ersten Blatt wecken ihre Aufmerksamkeit. Es ist ein Protokoll seiner Medikation und der Blutabnahmen. Erneut dreht sie sich zu der Spritze um, reißt das Plastikpapier auf und entfernt die Schutzhülle von der Spritze. Dann holt sie tief Luft. Sie weiß ganz genau, dass es nicht dasselbe ist, Schwestern jahrelang dabei zuzusehen, wie sie Max Blut abnehmen, und es nun selbst zu tun. Aber sie hat keine andere Wahl – sie muss wissen, was sie mit ihm anstellen.
    Mit zitternden Händen breitet sie sanft Max’ linken Arm aus. Sie erträgt es nicht, seinen schlimm malträtierten rechten Arm zu durchstechen. Schnell reißt sie ein Stück Stoff von seinem T-Shirt ab und schlingt ihn als provisorischen Venenstauer um seinen Arm. Als die Ader deutlich hervortritt, führt sie die Nadel vorsichtig ein und lockert dann langsam den Stoff. Max stöhnt und blickt ihr geradewegs in die Augen, doch er sieht sie nicht. Während sie zuschaut, wie das Blut in das Glasröhrchen fließt, flattern seine Lider. Sie zieht die Nadel heraus, drückt ihren Finger auf die kleine Wunde und schiebt die Schutzvorrichtung wieder über die Nadel.
    Die Tiefe seiner Benommenheit macht ihr Angst, sodass sie Max an der Schulter rüttelt. „ Max. “ Diesmal sieht sie Erkennen und Freude in seinen verhangenen Augen. „Mom.“ Er schlingt seine dünnen Arme fest um ihren Nacken und schluchzt. Es klingt heftig und verzweifelt. Danielle hört entfernte Schritte. Sie umfasst Max’ schönes, blasses Gesicht mit beiden Händen. „Sweetheart, es tut mir so leid. Ich weiß, dass das alles schrecklich für dich ist, und ich verspreche dir, dass du nicht mehr lange hierbleiben musst, aber jetzt muss ich gehen. Bitte mach dir keine Sorgen.“
    „ Nein! “ Max versucht, sie wieder zu umarmen. Er spricht mit schwerer Zunge. „Mom, sie betäuben mich mit Medikamenten. Ich weiß nicht, was sie mir geben, aber es macht mich verrückt, und dann bin ich völlig weggetreten.“ Er setzt sich auf und reibt sich die geschwollenen, blutunterlaufenen Augen.
    Danielle legt eine Hand auf seinen Arm und zwingt ihn, sie anzusehen. „Hör mir zu, Sweetheart, ich kann es jetzt nicht erklären, aber wenn sie mich hier finden, dann stecken sie mich wieder ins Gefängnis, und ich kann nichts tun, um dich zu retten.“
    Ungläubigkeit und Entsetzen zeichnen sich auf seinem Gesicht ab. „ Auf gar keinen Fall! Ich ziehe mich an, und dann nimmst du mich mit.“ Er schwingt die Beine über den Bettrand und steht auf. Er macht ein paar Schritte, doch seine Beine geben unter ihm nach. Danielle fängt ihn auf – sein dünner Körper wiegt kaum etwas. „Mom, ich …“
    „Ich verspreche dir, dass ich dich hier raushole.“ Sie legt ihn auf das Bett zurück. „Wo ist dein Game Boy?“
    Mit zitterndem Finger deutet er auf den Schreibtisch. Er wirkt verwirrt, bis sie sein iPhone aus der Tasche zieht und das Ladegerät in eine Seitenschublade schiebt. Max lächelt schwach und umklammert das iPhone, als wäre es der Heilige Gral.
    Danielle beugt sich zu ihm hinunter und gibt ihm einen letzten Kuss. Tränen strömen dabei über ihre Wangen. „Benutz es, um mich anzurufen oder mir eine Nachricht zu schreiben. Gib mir Bescheid, ob es dir gut geht.“
    Er kämpft ganz offensichtlich darum, die Augen offen zu halten, doch sie fürchtet, dass er die Schlacht verliert. Noch einmal schüttelt sie ihn – fest. „Max, du musst so viel wie möglich über Fastow herauskriegen, über die Pillen, die er dir gibt. Ich weiß nicht, was da drin ist, aber ich glaube, sie haben etwas damit zu tun, warum du dich so … verhalten hast.“
    Seine Augen weiten sich. Er versucht zu sprechen, aber Danielle unterbricht ihn. „Und lass nicht zu, dass sie dir weitere Pillen geben.“
    „Wie …“
    Sie umfasst sein Gesicht und zwingt ihn, seine Augen auf sie zu richten. „Behalte sie unter der Zunge. Dann spül sie die Toilette hinunter.

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